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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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holte hörbar Luft.
    Und ich, ich kaute.
    Ich hätte nicht gedacht, wie zäh ein Stück Papier sein kann. Lemmel sagte immer noch kein Wort und das Papier war zu einem matschigen Knäuel geworden. Jetzt wollte ich auf Nummer sicher gehen. Ich schluckte einmal kräftig und — schlurpswürg- quälte den Zettel die Speiseröhre runter. Dann musste ich rülpsen.
    Lemmels Augen quollen hervor.
    »Verzeihung«, sagte ich und setzte mich wieder, denn jetzt bekam ich doch weiche Knie.
    Dann kam eine Pause, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit. »Das«, sagte Lemmel, der offensichtlich seine Stimme wiedergefunden hatte, »das wird ein Nachspiel haben, Ebermann! Verlass dich drauf!«
    Dann drehte er sich um und ging nach vorne.
    Karli sah mich an, als hätte er ein Kalb mit Schweinsohren vor sich.
    »Wow«, sagte er.
    Lemmel machte weiter, als wäre nichts geschehen.
    Ich konnte selbst kaum glauben, was gerade passiert war. Aber ich muss sagen, es fühlte sich großartig an.
    Lemmel sagte auch nach der Stunde kein Wort zu mir. Er rauschte direkt aus dem Klassenzimmer raus, als ob er unbedingt zu einem extra auf ihn wartenden Flieger müsste. Keine Ahnung, ob da irgendwann noch was kommt. Es ist mir aber auch wurscht. Lemmels Gesicht und dass Lucas keinen Stress mit seinem Vater bekommt, ist es auf jeden Fall wert, was auch immer Lemmel mir aufbrummen wird.
    Dann fingen alle an, wild durcheinanderzureden.
    »Danke«, sagte Lucas. »Das war echt cool von dir.«
    Er streckte mir die Hand hin.
    Ich sah in Lucas’ Augen. Sie waren anders als die seines Vaters.
    »Kein Problem«, sagte ich und schlug ein. »Dafür krieg ich gern die Scheißeritis.«
    Alle lachten. Ich grinste so breit, dass ich sicher aussah wie ein Breitmaulfrosch.
    Tja, wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht. Karli und ich, die Freaks, sind jetzt genauso cool wie die anderen aus unserer Klasse, eigentlich sogar noch cooler als die Fabs. Damit haben wir unser Ziel erreicht. Komisch eigentlich, denn wir haben nichts von alldem gemacht, von dem wir dachten, dass man das können muss, um cool zu sein. Wir mögen immer noch keinen Hip-Hop und Fußball spielen wir auch nicht. Aber das ist jetzt sowieso nicht mehr wichtig. Ich habe nämlich Besseres zu tun, als mir über Coolsein und Nichtcoolsein Gedanken zu machen: Gleich sind Karli und ich mit Luna und Stella im Eiscafe verabredet, und danach schauen wir bei Benedikt und Julius im Proberaum vorbei, im Keller der Musikschule. Wir wollen gemeinsam Gitarrenunterricht nehmen, Karli und ich. Wer weiß, vielleicht gründen wir irgendwann sogar mal ‘ne Band.
    Wenn ihr auf echte Rockmusik steht, haltet die Augen auf bei den CD-Regalen, könnte ja sein, dass was von uns drinsteht. Ihr müsst bei F schauen, denn einen Namen haben wir schon:
    Wir sind »Die Freaks«!
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