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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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Fehlstart: Per Antrieb klemmt

    Ich stecke fest.
    Ich stecke komplett fest.
    Da kann ich ruckeln und strampeln, wie ich will, es geht nichts. Kein Zentimeter.
    Ich bin eingezwängt in eine orangefarbene Plastikrutsche in unserem Freibad und komme nicht vor und nicht zurück. Es ist stockfinstere Nacht, ich bin allein und einsam und es ist gruselig. Manchmal höre ich eine Eule: Hu-huuuuu-hu, hu-huuuuu-hu.

    Es ist schon sehr spät, mitten in der Nacht. (Genau weiß ich es nicht, weil ich meine Armbanduhr nicht sehen kann, mein Arm steckt nämlich genauso fest wie der ganze Rest von mir, und das ist nicht wenig.)
    Jetzt muss ich warten, bis jemand kommt und mich aus dieser Lage befreit, und das kann dauern. Karli, mein bester (und einziger) Freund, ist nämlich gerade erst ein paar Minuten weg, um Hilfe zu holen, und dafür muss er ein ganzes Stück weit laufen.
    Es graust mir jetzt schon davor, dass gleich einige Leute auftauchen werden, die mich aus der Plastikröhre ziehen und sich dabei schlapplachen werden. Bestimmt sind Polizisten dabei und bei meinem Pech wohl auch noch die Feuerwehr.
    Lucas’ Vater ist bei der freiwilligen Feuerwehr. Damit weiß es Lucas, mein Todfeind, spätestens morgen beim Frühstück. Spätestens nach der ersten kleinen Pause lacht dann die ganze Klasse, und nach der ersten großen Pause lachen sie alle, die ganze Schule.
    Und diese grauenvolle Vorstellung ist noch die beste Variante von den Es-geht-in-die-Hose-Szenarien.
    Das Allerschlimmste wäre, wenn jetzt die FabFive hier auftauchen und mich eingeklemmt in der Rutsche finden würden. Das wäre das Ende, der Super-GAU, der finale Todesstoß für meine Person und muss unter allen Umständen verhindert werden. Deswegen ist Karli eben losgerannt, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, denn die FabFive werden hier auf tauchen. Fragt sich nur, wann. Und genau deswegen sind Karli und ich eigentlich hierhergekommen: Wir wollten unsere Todfeinde überraschen. Die haben nämlich heimlich geplant, heute um Mitternacht ins Freibad einzusteigen und dort herumzuplanschen. Das ist bei ein paar Leuten aus den oberen Klassen gerade der angesagte Sommerspaß. Und weil die FabFive sich für die Coolsten unserer Klassenstufe halten, wollten sie sich natürlich auch nachts im Freibad lässig wie die Großen im Becken herumfläzen. Blöd, wie sie sind, haben sie sich aber belauschen lassen. Die dachten wirklich, niemand bemerkt es, wenn sie sich während der großen Pause, wo alle auf den Schulhof müssen, im Heizungskeller verstecken! Tja, und da war für Karli und mich klar, dass das die Gelegenheit war, uns an den FabFive zu rächen. Wir haben nämlich mit diesen oberfiesen Kerlen eine gewaltige Rechnung offen.
    Karli muss einfach schneller als die Fabs sein und vielleicht eine geniale Idee haben, wie ich aus dieser blöden Rutsche rauskomme, bevor die Fabs auftauchen. Heute Nacht müssen wir die Gewinner sein, denn wenn unser Plan doch noch funktioniert, dann sind die Fabs das Gespött der Schule, und Karli und ich haben endlich unsere Ruhe.
    Ich habe ja gerade ohnehin nichts Besseres zu tun, also erzähle ich euch jetzt von Anfang an, was es mit dem Krach zwischen den FabFive und Karli und mir auf sich hat und was wir geplant haben, um uns zu rächen.
    Der Countdown läuft.

…10: Über mich und meinen blöden ersten Schultag

    Jetzt muss ich wohl erst mal was über mich erzählen. Ich heiße Martin und bin elf Jahre alt. Ich gehe in die sechste Klasse des Ludwig-Erhard-Gymnasiums. Eigentlich bin ich ein ganz normaler Junge. Ein bisschen dick vielleicht. Mein Gesicht ist nicht dick, aber vom Hals an abwärts geht’s aufwärts mit dem Gewicht. (Beleibt habe ich irgendwo aufgeschnappt. Das Wort gefällt mir.)
    Und das Zweite, was mich nicht so aussehen lässt, wie ich gern aussehen würde, ist meine grauenvolle Brille. Sie hat zentimeterdicke, viereckige Gläser, hinter denen meine Augen winzig klein wie Stecknadelköpfe sind, und obendrein auch noch einen feuerroten Rand. Damit muss ich jetzt herumlaufen, weil der Verkäufer damals zu meiner Mutter gesagt hat: »Das ist ein todschickes Modell. Peppig, richtig fetzig ist das!«
    Damit kriegt man meine Mutter immer: peppig, fetzig, todschick. Mit der Brille sehe ich aus wie eine vierzigjährige Fernsehmoderatorin. Ich hoffe ja immer noch, dass das Ding im Sportunterricht mal kaputtgeht. Das ist auch der einzige Grund, warum ich überhaupt beim Sport mitmache. Als ich meine Mutter überreden
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