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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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rief ich.
    Lucas blieb stehen und drehte sich um.
    »Wo willst du denn hin?«, fragte ich. »Bist du irre? Du kannst doch jetzt nicht im Wald rumlaufen.«
    »Doch«, sagte Lucas.
    »Quatsch!«, sagte Luna und sprang auf. »Du bleibst hier, bei uns.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Lucas. Aber er blieb stehen.
    »Hier ist noch ein Schlafsack von meinem Bruder«, sagte Luna und hob das Bündel auf, das auf dem Boden neben ihrem Zelt lag. »Den kannst du für heute Nacht haben.«
    Lucas biss sich auf die Lippe.
    »Bleib hier«, sagte ich. »Da draußen im Wald ist es beschissen gruselig, das kannst du mir glauben.« Ich grinste.
    Lucas grinste zurück, wenn auch ziemlich schief.
    »Okay«, sagte er schließlich und setzte sich zwischen Karli und Stella auf den Boden.
    »Wir spielen gerade Mau-Mau«, sagte Luna. »Spielst du mit?«
    Es war aber eigentlich gar keine Frage. Sie mischte die Karten schon neu und teilte für Lucas mit aus.
    Tja, und so saßen wir da und spielten mit Lucas Mau-Mau. Die Stimmung war aber nicht mehr besonders gut und wir waren auch müde. Es dauerte also nicht lange, bis wir in unsere Zelte krochen. Lucas rollte sich in Justus’ Schlafsack gegenüber von unseren Zelten zusammen. Als ich unsere Lampe vom Ast nahm, schlief er schon. Auch aus dem Zelt der Mädchen war nichts zu hören.
    Karli und ich konnten jedoch nicht gleich einschlafen. Wir lagen noch eine ganze Weile wach und redeten leise miteinander.
    »Wenn ich so an Lucas’ Vater denke, bin ich richtig froh mit Papa«, sagte ich. »Er ist kein Feuerwehrmann und ihm gehört auch kein Autohaus. Und besonders mutig ist er auch nicht. Er ist ziemlich uncool. Aber er ist nie gemein zu mir.«
    »Außerdem«, sagte Karli, »ist Lucas’ Vater auch nicht cool. Überhaupt nicht. Man muss nicht besonders mutig sein, um sich an Leuten zu vergreifen, die schwächer sind.«
    Wir schwiegen eine Weile. In meinem Kopf ratterte es.
    Das, was wir in diesen Ferien von Lucas und seiner Familie mitbekommen hatten, passte so gar nicht zu dem, wie wir ihn von der Schule her kannten. Da war er doch immer der Tolle und Coole und Starke gewesen, mit dem reichen Papa und den teuren Klamotten.
    »Weißt du was?«, sagte ich. »Lucas ist gar nicht so cool. Der traut sich doch gar nichts, jetzt, wo er alleine ist.«
    »Genau«, sagte Karli. »Eigentlich sind wir viel cooler. Wir haben es schließlich geschafft, den Fabs eins auszuwischen. Und wir waren immerhin nur zwei gegen fünf!«
    Obwohl ich in der Dunkelheit nichts sehen konnte, merkte ich, dass Karli grinste. Man hörte es, wenn er sprach.
    »Also, Supersportler werden wir beide nicht«, sagte er. »Aber ich glaube, man muss kein Supersportler sein, um cool zu sein.«
    »Nee«, sagte ich. »Mutig muss man sein. Und das sind wir. Und wir sind echt gute Musiker. Sagen jedenfalls Julius und Benedikt. Und die müssen’s ja wissen.«
    Ich dachte daran, wie Julius mir anerkennend auf die Schulter gehauen hatte, als ich getrommelt hatte. Und wie prima Karli sang, wusste mittlerweile auch jeder.
    »Ich will nicht Hoch auf dem gelben Wagen singen«, sagte Karli und lachte. »Aber ich will auch keinen Hip-Hop singen.«
    »Wir werden Rockmusiker«, sagte ich. »Coole Rockmusiker. Wie Benedikt und Julius.«
    »Genau«, sagte Karli. »Und Luna und Stella werden unsere Groupies.«
    »Das mit dem lässigen Schlendern sollten wir aber tatsächlich üben«, sagte ich.
    »Ich glaube, ich lasse meine Haare ein bisschen wachsen«, sagte Karli. »Dann kann ich sie herumwerfen, wenn ich singe. Und man sieht meine Ohren nicht so.«
    In meinen Gedanken spielte ich Schlagzeug, bis ich einschlief.

    Am nächsten Morgen, als ich aus dem Zelt kroch, war Lucas weg. Der Schlafsack lag zusammengerollt dort, wo wir gestern Abend Mau-Mau gespielt hatten.
    »Armer Kerl«, sagte Luna, als wir unsere Sachen zusammenpackten. »Aber irgendwie auch komisch.«
    »Komisch?«, sagte Karli. »Er ist der Anführer der coolsten Clique in unserer Klasse.«
    »Ach, du lieber Himmel«, sagte Luna. »Justus ist auch der Held in seiner Klasse. Dabei ist mit ihm überhaupt nichts los. Diese Typen sind doch alle gleich.« Sie schüttelte den Kopf. Ich grinste in mich rein.
    Wir gingen zurück zu unseren Grundstücken und verabredeten uns mit den Mädchen für nachmittags am See.

…0: ...los!

    Wenn mir jemand vor ein paar Wochen erzählt hätte, was in diesem Sommer alles passieren würde, ich hätte ihm kein Wort geglaubt.
    Die letzten Ferienwochen vergingen
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