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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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wie im Flug. Wir sind noch zwei Wochen länger am See geblieben, als Papa und Opa geplant hatten. Denn am Tag nach der Zeltnacht im Wäldchen gab es noch eine große Überraschung.
    Wir saßen gerade gemütlich beim Frühstück, Papa, Opa, Karli und ich, als das Tor aufging und zwei Frauen aus Tausendundeinernacht auf die Wiese kamen. Zumindest dachten wir das — wir hätten die beiden fast nicht erkannt. Papa hatte zwar gehofft, dass Mama nach dem Urlaub wieder nach Hause kommen würde, jetzt, wo Rosi immer blasser wurde. Aber dass Mama einfach so auf dem Campingplatz auftauchte, mit Karlis Mutter im Schlepptau, das hatte keiner ahnen können. Papa ist fast vom Stuhl gefallen, als er Mama gesehen hat. Sie trug einen goldenen Wallerock und Ohrringe, die klimperten und ihr bis auf die Schultern hingen. Frau Rosenberg sah so ähnlich aus.
    »Salam alaikum«, sagte Mama und tänzelte um Papa rum. Ich bin ja fast im Boden versunken und war heilfroh, dass uns keiner zugeguckt hat.
    »Hier«, sagte sie und beugte sich so vor, dass Papa ihre Schulter sehen konnte. Da waren irgendwelche Zeichen eintätowiert.
    »Was ist das denn?«, fragte Papa. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Das heißt Eric«, sagte Mama.
    Papa guckte wie ein Kamel.
    »Na, als Belohnung, weil Rosi jetzt weg ist! Hab ich in Ägypten machen lassen.«
    »In Ägypten?«, hat Papa gerufen.
    »Frauenurlaub«, hat Frau Rosenberg gesagt und mit ihren goldenen Armbändern geklimpert.
    »Ihr wart in Ägypten ’?«, sagte Papa. Seine Stimme klang ganz schwach, und er sah aus, als wäre das alles viel zu viel für ihn.
    »Ja, glaubst du denn, wir sitzen zu Hause rum, während ihr hier Urlaub macht?!«, fragte Mama und schüttelte den Kopf.
    Papa antwortete nicht. Er schaute Mama nur an. Irgendwie sahen sie beide so aus, als ob sie sich sehr freuten, sich wiederzusehen.
    Es wurden noch richtig schöne Tage. Mama und Papa und Frau Rosenberg freundeten sich mit Lunas und Stellas Eltern an und wir Kinder hingen sowieso die ganze Zeit zusammen. Und weil es uns allen so gut gefiel, beschlossen Papa und Mama und Frau Rosenberg, einfach noch zwei Wochen dranzuhängen und Papas ganzen Urlaub auf dem Campingplatz zu verbringen.
    Lucas haben wir nur noch ein paarmal von Weitem gesehen, wenn er hinter seinen Eltern herlief oder am Strand lag und Musik hörte. Ohne seine Fabs war er blöd dran. Er war fast immer alleine und sah nicht sehr glücklich aus.
    Karli und ich hingegen hatten eine sensationelle Zeit. Wir haben fast jeden Tag mit den Mädchen was gemacht. Wir haben uns sogar Fahrräder ausgeliehen und jeden Morgen zusammen die Brötchen geholt. Mittags waren wir meistens am Strand. Einmal sind wir mit dem Boot auf eine kleine Insel im See gefahren. Papa und Opa haben Karli und mir unsere Sachen zurückgegeben. Wir spielten also manchmal gegen die Mädchen Feast of the Dragon (und gewannen übrigens meistens).
    Mit dem MP3-Player konnten wir aber nichts mehr anfangen, da hatten wir ja nur Hip-Hop-Musik draufgeladen und die wollten wir uns gar nicht mehr anhören. Stattdessen haben wir fast jeden Tag mit den beiden großen Brüdern selbst Musik gemacht. Julius sagte, ich sei der geborene Schlagzeuger. Papa und Mama und Opa und Frau Rosenberg waren ganz beeindruckt, als sie Julius und Benedikt und Karli und mir beim Musikmachen zuhörten. Sie versprachen Karli und mir, dass wir zu Hause Musikunterricht nehmen durften.
    Am letzten Abend gab es ein großes Feuerwerk, und es hat ausgesehen, als würde es Gold regnen. Wir waren alle zusammen unten am Strand und sahen zu, wie tausend bunte Feuerwerksraketen über dem See aufleuchteten und mit Geratter und Geknalle über dem Campingplatz explodierten.
    Ich fühlte mich sensationell gut. Ich hatte einen echten Freund gefunden, meine Familie war wieder vereint und neben mir stand das tollste Mädchen der Welt.
    »He«, sagte Luna und stieß mich an. »Wenn wir wieder zu Hause sind, treffen wir uns weiter. Oder?«
    Ich musste mich ganz schön beherrschen, damit ich ganz cool antwortete und nicht so aufgeregt, wie ich in Wirklichkeit war.
    »Von mir aus gern«, sagte ich.
    »Gut«, sagte Luna.
    Und genau da explodierte die allerschönste Rakete. Tausend silberne Sterne funkelten und glitzerten am Nachthimmel. Vielleicht konnte ich mir was wünschen? Bei Sternschnuppen kann man das ja und diese Sterne hier waren genauso schön wie echte Sternschnuppen. Wenn man seinen Wunsch nicht verrät, geht er in Erfüllung.

    Ich hab
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