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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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saß immer lockerer) und absolut überlebensfähig in der rauen Wildnis.
    Ein richtiger Kerl.
    Justus interessierte sich überhaupt nicht für den richtigen Kerl. Er maulte eine Weile herum, bevor er schließlich doch noch mal im Wald verschwand.
    »Furchtbar«, sagte Luna. »Justus läuft jeden Tag freiwillig hundert Runden um den Sportplatz, aber er ist zu faul, fünf Meter durch den Wald zu gehen und Holz zu holen.«
    »Der hat nur Coolsein im Kopf«, stöhnte Stella.
    »Tstststs«, sagte ich und zuckte mit den Schultern.
    »Wer’s nötig hat«, quietschte Karli.
    Dann musste er husten. Ich erstickte fast bei dem Versuch, nicht laut loszulachen.
    Auf einmal kam es mir richtig albern vor, wie wir die ganze Zeit versucht hatten, diesem Blödmann Lucas nachzueifern. Das hatten wir doch überhaupt nicht nötig!
    Nachdem wir genug Holz gesammelt hatten, gingen wir runter zum Strand. Die Mädchen schleppten Körbe mit belegten Brötchen und Saft, die sie von ihren Eltern mitbekommen hatten. Karli und ich trugen Matten, auf denen wir alle sitzen konnten, und Justus ließ sich tatsächlich dazu herab, das Feuerholz in einer Tüte hinter sich herzuschleifen.
    Als wir am Strand ankamen, war es schon halb neun und fast ganz leer.
    Dank Opas Pfadfinderbüchern hatten Karli und ich glücklicherweise einen Plan, wie es mit dem Feuermachen funktionierte.
    Zuerst schütteten wir die Späne auf, darauf warfen wir dann das Reisig und zum Schluss legten wir die kantigen Äste obendrauf.
    Ich hielt ein Streichholz an die Späne und es fing an zu knistern. Gleich beim ersten Versuch!
    »Cool, so ein Lagerfeuer«, sagte Luna. »Das machen wir zu Hause in unserem Garten auch oft.«
    Ich hätte nie gedacht, dass schöne Mädchen Lagerfeuer cool finden könnten.
    Tja, eine Viertelstunde später fühlte ich mich wie im Paradies.
    Vor mir ein flackerndes Lagerfeuer, hinter mir ein riesiger See, neben mir mein bester Freund und gegenüber das weltschönste Mädchen, das mich für cool hielt. Na ja, zumindest nicht für uncool. Und in der Hand hatte ich eine riesige Wurstsemmel.
    »Genau so soll Sommer sein«, sagte Luna zufrieden.
    Stella nickte, den Mund voll Käsebrötchen.
    Als es dunkel wurde, fingen wir an, uns gegenseitig Gruselgeschichten zu erzählen.
    »Gruselgeschichten sind für kleine Kinder«, maulte Justus. »Na, dann sind sie ja genau das Richtige für dich«, sagte Luna. »Spitz mal schön die Ohrchen.«
    »Also«, begann Stella. »Meine Oma ist im Wald spazieren gegangen, vorletzten Winter, mit ihrem Pudel Poldi. Es war schon ziemlich dunkel. Der Pudel hatte gerade sein Geschäft gemacht und sie wollte zurückkehren, als Poldi auf einmal stehen geblieben ist und die Ohren hochgestellt hat. Meine Oma hat gedacht, er hat ein Waldtier gehört oder so. Der Pudel wollte nicht weitergehen. Sie hat an der Leine gezerrt, aber er hat sich keinen Zentimeter bewegt. Er hat angefangen zu zittern und nach vorne gestarrt. Und da, auf dem Weg, stand einer. Ganz in Schwarz gekleidet.«
    Ich bin normalerweise kein Angsthase, aber das fand ich wirklich schaurig. Mittlerweile war es dunkel geworden. Außer uns war niemand mehr hier, alle waren auf ihren Grundstücken und lachten und feierten. Hier unten am Strand war es ganz still, nur das Feuer knisterte.
    »Die Oma hat sich ordentlich erschreckt«, erzählte Stella weiter. »Der Mann stand einfach da und hat sie angestarrt. Er trug eine Kapuze und die Oma konnte nicht mal seine Augen sehen.«
    »Quatsch«, sagte Justus. Seine Stimme zitterte.
    »Wohl«, sagte Stella. »Aber das Schlimmste kommt noch. Auf einmal ist der Mann losgerannt. Genau auf die Oma zu. Dann hat der Pudel gebellt wie verrückt, und der Mann war so nahe, dass Oma sein Gesicht sehen konnte. Es war ein Totenschädel. Der Oma ist fast das Herz stehen geblieben und Poldi hat gejault.«
    Stella machte eine kurze Pause. Justus sah aus, als ob er sich gleich in die Hosen machen würde.
    »Was ist dann passiert?«, quiekte Karli. Er war so aufgeregt, dass seine Stimme klang wie ein Stück Kreide, das über die Tafel girkst.
    »Dann«, sagte Stella, »als der Mann so nahe war, dass Oma seinen Atem hätte spüren können, hat er die Hand nach ihr ausgestreckt.«
    Justus, der coole Starsportler, steckte sich doch tatsächlich die Finger in die Ohren!
    »Und dann ist der Mann einfach so durch Oma hindurchgeglitten. Einfach so. Sie konnte sich vor Schreck gar nicht mehr rühren. Sie hat sich erst ein paar Minuten später getraut,
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