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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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Armbanduhr aus der Hosentasche. »Wir haben sie gefunden«, sagte er. »Sie war immer noch da, wo wir sie heute Mittag vergessen hatten!«
    Das war noch nicht mal gelogen.
    »Prima«, sagte Papa. »Was für ein Glück, dass ihr noch mal zurückgegangen seid.«
    »Ja, was für ein Glück«, sagte Karli.
    Wir kicherten in uns hinein und verzogen uns dann schnell in unser Zelt.
    »Mann, das war eine coole Aktion«, sagte Karli.
    »Das kannst du laut sagen«, meinte ich.
    Wir unterhielten uns über unseren Triumph, bis uns die Augen zufielen.

...2: Tag am Strand

    In den nächsten Tagen bekamen Karli und ich Lucas nicht zu Gesicht. Wir schauten zwar immer wieder mal bei Lucas’ Grundstück vorbei, wenn wir auf dem Weg zum See waren, aber wir konnten nichts Neues entdecken.
    Meist war gähnende Leere auf der Wiese, nur einmal saßen Lucas’ Eltern auf Liegestühlen. Von Lucas keine Spur.
    Wir sahen ihn erst ein paar Tage später wieder unten am See.
    Karli und ich lagen auf einer großen gelben Matte, die Papa in einem kleinen Strandgeschäft gekauft hatte. Neben uns, auf einer roten Matte, saßen Luna und Stella und spielten Karten. Tja, Karli und ich waren dabei, coole Jungs zu werden. Einfach so. Ich verstand zwar nicht ganz, warum, aber Luna und Stella hingen jetzt fast immer mit Karli und mir rum.

    Ihre beiden großen Brüder, Benedikt und Julius, blieben fast die ganze Zeit auf dem Grundstück und machten Musik. Die Eltern hatten wir gar nicht mehr gesehen, die waren meistens mit dem kleinen Bruder, den wir auch noch nicht kannten, unten am Strand, wo Karli und ich vorher gelegen hatten. Jetzt, wo wir immer mit Luna und Stella unterwegs waren, lagen wir am anderen Strand, in der Ecke des Sees, wo auch die Sprungbretter waren. Justus, der Sportfreak-Bruder, ging uns mächtig auf die Nerven. Er rannte den ganzen Tag um den See oder schwamm von einem Ufer zum anderen oder machte einen Salto vom Sprungbrett, wie jetzt gerade. »Irre«, sagte ich.
    »Mmh«, sagte Karli.
    Als Justus Richtung Ufer schwamm, kletterte ein anderer Junge aufs Sprungbrett.
    Lucas.
    »Nee«, sagte ich. »Jetzt kommt bestimmt eine Megashow.« Es lagen einige Mädchen am Strand rum. Klar, dass Lucas da auf Superheld machte.
    Luna und Stella sahen auf und schauten hinüber.
    Lucas rannte los und schlug einen doppelten Salto.
    »Oje«, sagte Stella. »Der ist ja noch bescheuerter als Justus.«
    Sie schüttelte den Kopf und beugte sich wieder über die Karten in ihrer Hand.
    Hä?
    »Findet ihr den nicht megacool?«, fragte Karli.
    »Den?«, sagte Luna. »Nein, danke. Mir reicht es völlig, dass ich so einen bekloppten Bruder habe. Der macht seit seiner Geburt nichts anderes, als herumzustolzieren und cool zu sein.« Sie verdrehte die Augen.
    »Was Jungs immer mit Sport haben«, murmelte Stella. »Wen interessiert denn Sport?«
    Karli und ich sahen uns an.
    Ich sah, dass er genau dasselbe dachte wie ich.
    Warum hatten wir Kopfsprung geübt und schwimmen und wollten sogar Fußball spielen lernen, wenn die schönsten Mädchen das gar nicht so cool fanden?
    »Äh«, sagte ich zu Luna. »Finden Mädchen Supersportler nicht total cool?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich jedenfalls nicht. Die Megazicke Marie schon.«
    »Wer is’n das?«, nuschelte Karli mit roten Ohren (er kriegte immer noch rote Ohren, wenn er mit Stella redete).
    »Ach, die eingebildetste Kuh in unserer Klasse. Die himmelt Fabian an, unseren Starsportler. Besonders helle ist der aber nicht.«
    »Marie auch nicht«, sagte Luna und kicherte.
    Warum Mädchen immer so albern kichern, muss mir auch noch mal jemand erklären.
    »Ich dachte, alle Mädchen stehen auf Sportler«, sagte ich. Ich war so verblüfft, dass ich sogar vergaß, meinen Bauch einzuziehen. (Wenn Luna guckte, zog ich den Bauch immer ein. Ich konnte sogar währenddessen reden.)
    »Quatsch«, sagte Luna wieder. »Musiker sind cool.«
    Stella nickte. Ich sah genau, dass sie Karli von der Seite betrachtete.
    Der wurde komplett rot. Sogar am Bauch bekam er rote Flecken. Wahrscheinlich sang er in seiner Fantasie gerade auf einer Riesenbühne eine Ballade für Stella.
    Zu Hause nehmen wir Gitarrenunterricht, dachte ich. Und ich lerne Schlagzeug.
    Der Tag wurde immer besser.
    Besonders, als kurz darauf Lucas vorbeischlenderte und Luna und Stella angrinste. Die beachteten ihn gar nicht. Und dann sah Lucas Karli und mich. Neben Luna und Stella.
    »Hi«, sagte ich so lässig wie möglich.
    Karli hob nur die Hand.
    Lucas sah aus,
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