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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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sich umzusehen. Der unheimliche Mann war weg. Und der Oma ist eiskalt gewesen. Sie hat den Pudel auf den Arm genommen und ist, so schnell sie konnte, nach Hause gerannt.«
    Huargh, das war echt gruselig.
    »Wow«, sagte ich. »Und das ist wirklich passiert?«
    Stella nickte.
    Mir schauderte.
    Als wir das Feuer gelöscht hatten und uns auf den Weg zurück Richtung Wäldchen machten, hielten wir uns alle dicht beisammen. Wir redeten über andere Dinge, Schule und so, aber trotzdem war jedem ein bisschen unheimlich zumute, das wusste ich. Nach ein paar Minuten kamen wir an den Grundstücken vorbei.
    »Hier ist ja noch richtig was los«, quietschte Karli.
    Ich hörte, wie erleichtert er war.
    Es war sicher schon elf Uhr, aber überall saßen noch Leute zusammen und unterhielten sich.
    Ich muss gestehen, für einen Moment überlegte ich, wie gemütlich es doch in unserem kleinen, engen, stickigen Wohnmobil wäre. Aber dann dachte ich wieder daran, wie cool es sein würde, im Zelt zu übernachten, ganz ohne Erwachsene. Und überhaupt, vor den Mädchen zu schwächeln, kam ja wohl gar nicht infrage!
    Dachte ich jedenfalls.
    »Äh«, sagte Justus, als wir an der Kreuzung vorbeikamen, die nur acht Grundstücke vom Grundstück der Sonnenfelds entfernt war. »Ich glaube, ich könnte mich verkühlen, wenn ich im Wald schlafe«, sagte er und blieb stehen.
    Luna zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich war heute zu lange im Wasser, glaube ich«, sagte Justus und schluckte. »In zwei Wochen habe ich einen Wettkampf. Da darf ich auf keinen Fall krank sein.«
    »Dass ich nicht lache«, sagte Luna. »Du hast Angst davor, im Wald zu schlafen. Du bist eine Memme, das ist alles!«
    Ich wäre an Justus’ Stelle eher freiwillig einem Gespenst in die Arme gelaufen, als mich so vor allen zu blamieren.
    Justus war vielleicht ein guter Sportler mit den richtigen Klamotten, aber er hatte die Hosen voll.
    »Gar nicht«, sagte er. »Du hast nur keine Ahnung. Ich geh dann mal. Bis morgen. Tschüs!«
    Er winkte uns zu und rannte los, als wäre der Teufel hinter ihm her.
    Stella sah ihm fassungslos nach.
    »Was für ein Feigling«, sagte sie. »Ich hätte gute Lust, heute Nacht als Hexe verkleidet neben seinem Bett aufzutauchen!«
    Wir lachten alle, während Justus der Irre hinter den Hecken verschwand.

...1/2: ...fertig...

    Als wir die belebten Grundstücke hinter uns gelassen hatten und an den Waldrand kamen, verging uns das Lachen allerdings ein bisschen. Es war auf einmal sehr still, und wir mussten unsere Taschenlampen anmachen, um den kleinen Waldweg zu finden. Unsere Zelte standen zwar so nah am Rand, dass wir sie im Tageslicht schon von hier aus gesehen hätten, aber in der Nacht schien es, als wären wir am Ende der Welt angelangt.
    »Wir können ja noch ein bisschen Karten spielen«, schlug Karli vor. Er hatte sicher genauso wenig Lust wie ich, jetzt schon im dunklen Zelt zu liegen und den unheimlichen Geräuschen draußen zu lauschen.
    »Au ja!«, sagten die Mädchen gleichzeitig.
    Wir hängten die große Lampe, die Papa uns mitgegeben hatte, an einen dicken Ast über die Wiese vor dem Zelteingang. Nun konnten wir zwar die Zelte und uns selbst ganz gut sehen, aber alles außerhalb des Lichtkegels war in umso tieferer Finsternis versunken. Überall hörte man es knacken. Aber immerhin, wenn man sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte man weiter hinten die Lichtkreise erkennen, die die Lampen auf dem Campingplatz warfen.
    Wir setzten uns auf unsere Schlafsäcke und begannen, eine Partie Mau-Mau zu spielen. Es war sensationell, mit zwei schönen Mädchen hier zu sitzen, als wäre es das Normalste der Welt. Wenn mir das jemand vor ein paar Wochen erzählt hätte, ich hätte es niemals geglaubt. Ich fühlte mich großartig-
    Luna hatte mir gerade eine Piksieben hingelegt, und ich ärgerte mich, dass ich zwei Karten aufnehmen musste, als wir Gebrüll hörten. Man konnte zwar nichts verstehen, dazu war es zu weit weg, aber freundlich klang es nicht.
    »Huch«, sagte Luna.
    Plötzlich hörten wir ganz deutlich Zweige knacken.
    Stella zuckte zusammen.
    »Was ist das denn?«, flüsterte sie und schaute in die Richtung, aus der das Knacken kam.
    Es kam vom Waldweg.
    Ich kriegte eine Gänsehaut.
    Und in diesem Moment hörten wir, dass jemand auf uns zugerannt kam. Bevor ich noch darüber nachdenken konnte, wer außer einer schwarz gekleideten Gestalt mit Totenkopfgesicht um diese Uhrzeit hier im Wald herumrennen könnte, tauchte hinter Stella eine
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