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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe
Autoren: Arto Paasilinna
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gemeinsam danach suchen, sie würden Haukilahti so lange durchkämmen, bis er vor seiner Haustür stünde.
    Taavetti Rytkönen erstarrte bei diesem Gedanken. Er sollte seine Reise mittendrin abbrechen, in ein Zuhause zurückkehren, von dem er nur einen kleinen Flecken Garten kannte? Nie im Leben, lieber blieb er in der Fremde, suchte beispielsweise nach seinen alten Kriegskameraden. Die könnte er nach seinem eigenen Leben und allen anderen Dingen befragen, sie wussten bestimmt über ihn Bescheid.
    Eine Welle des Mitleids erfasste Seppo Sorjonen, so heftig, dass er auf der Stelle versprach, seinen Fahrgast weiter zu begleiten. Er könnte schließlich gut ein, zwei Wochen Urlaub nehmen und sich um Rytkönen küm­ mern. Aber das Taxi musste nach Helsinki zurückge­ schafft werden, das war ein Befehl des geldgierigen Eigentümers.
    »Wir können ja ein Auto mieten, oder wir kaufen uns ein eigenes«, lautete Taavetti Rytkönens Vorschlag.
    Sorjonen rief in Helsinki an und vereinbarte mit sei­ nem Chef, dass er gleich am nächsten Morgen das Auto auf den Parkplatz des Flugplatzes von Tampere fahren würde, wohin ein Kollege aus Helsinki mit dem Flugzeug käme, um den Wagen sowie das Entgelt für die Fahrt in Empfang zu nehmen. Außerdem vereinbarten sie, dass Sorjonen ein wenig Urlaub machte. So einfach lassen sich in Finnland die Dinge regeln, wenn man sie nur richtig anpackt.
    Rytkönen und Sorjonen beehrten das Restaurant des Aulanko bis spät in die Nacht mit ihrer Anwesenheit. Schließlich stützte Sorjonen den schwermütig singenden Rytkönen, führte ihn in sein Zimmer und versprach, ihn zum Frühstück zu wecken. Der Alte versicherte, dass er am nächsten Morgen garantiert nichts mehr von diesem Abend wüsste.
    Sorjonen dagegen wusste noch alles. Gleich nach dem Frühstück bat er Rytkönen, die Hotelrechnung zu be­ zahlen, dann führte er den verkaterten Alten zum Auto. Rytkönen konnte sich nicht mehr recht an Sorjonen erinnern, geschweige denn an den vorigen Tag. Es dau­ erte eine Weile, bis er verstand, dass sie sich in Hä­ meenlinna befanden, dass er Taavetti Rytkönen war und dass sie jetzt nach Tampere fahren würden. Dort wür­ den sie ein Auto mieten, sowie sie erst das Taxi am Flugplatz abgestellt hätten. Danach würden sie sich aufmachen, um seine alten Kriegskameraden zu besu­ chen.
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung«, freute sich der alte Kämpe. Der Plan erfuhr jedoch bald eine Änderung. Als sie an der Abzweigung vorbeikamen, die zum Panzermu­ seum Parola führte, kam Leben in Rytkönen: Er wollte sich unbedingt die alten Panzerfahrzeuge dort draußen im Gelände anschauen. Sorjonen sollte sein Taxi allein zum Flugplatz bringen und ihn, Rytkönen, dann am späten Nachmittag in Parola wieder abholen. Der Alte bezahlte die gesamte Taxifahrt bis nach Tampere, au­ ßerdem sogar noch das Flugticket von Sorjonens Kolle­ gen, wobei er den Preis über den Daumen peilte. Auf eine Quittung verzichtete er. Sorjonen setzte ihn am Panzermuseum ab, kaufte ihm im Kassenhäuschen eine Eintrittskarte und passte auf, dass er ins Innere der Umzäunung gelangte. Er schärfte dem Alten ein, das Museumsgelände nicht zu verlassen. Er selbst werde bis zum Abend zurück sein, Taavetti könne im Café des Museums einen Imbiss zu sich nehmen.
    Sorjonen fuhr ab, Rytkönen kletterte auf den Turm des ersten Panzers, um die Landschaft von Häme zu betrachten, wobei er das Gelände mit den Augen des Kartographen ausspähte, ohne die Rolle des Panzer­ schützen zu vergessen.
    Zur selben Zeit rief vom öffentlichen Telefon im Café des Museums ein gewisser Heikki Reinikainen seine Tante in Hämeenlinna an und schrie, dass er zum Narren gehalten worden sei. Der Mann der Tante, dieser verflix­ te Panzerhauptmann, sei nicht um zehn Uhr auf den Parkplatz des Museums gekommen, um den bestellten Sack Zwiebeln in Empfang zu nehmen, wie sie es mehr­ mals vereinbart hätten. Er, der Anrufer, habe stunden­ lang umsonst dort gewartet. Er müsse dringend zurück nach Pyhäntä, seine Kinder wollten sich nicht den gan-zen Tag lang Panzer ansehen, genauso wenig wie seine Frau.
    Die Tante versuchte zu erklären, dass sie das Tages­ programm ihres Mannes nicht kenne und dass es mögli­ cherweise ein Missverständnis hinsichtlich des Überga­ bezeitpunkts der Zwiebeln gegeben habe.
    »Wir haben hundertmal besprochen, dass ich die Zwiebeln heute bringe, es sind fünfzig Kilo in einem guten Sack, trockene Ware, damit kommt ihr
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