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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe
Autoren: Arto Paasilinna
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Heikki kletterte in die Fahrerkabine und hob mit dem Frontla­ der seinen Freund mitsamt seinem Bett auf den Anhän­ ger.
    Taavetti Rytkönen fand für einen Augenblick sein Ge­ dächtnis wieder und äußerte, während er in seinem Krankenbett durch die Luft schwebte: »Was man als Vermessungsrat so alles mitmacht, wenn man ein biss­
    chen das Leben genießen will.«
    Man fuhr nach Kälviä. Sorjonen folgte dem Traktor im Leihwagen. Das Fleisch wurde im Keller von Anna Mäki­ talos Schwager eingelagert.
    Zum Abschied aß Taavetti Rytkönen ein Kilo Keule von Leitbulle Eemeli, die Anna auf seinen Wunsch nach Balkanart zubereitet hatte. Dann half Sorjonen dem alten Mann ins Auto und fuhr noch am selben Tag mit ihm nach Espoo, Haukilahti. Am Ziel angekommen, kam Rytkönen so weit zu Verstand, dass er seinem Helfer Lohn und Spesen für den ganzen Sommer bezahlen wollte. Doch Sorjonen weigerte sich, das Geld anzuneh­ men. Er sagte, er sei aus Freundschaft mit dem Vermes­ sungsrat umhergezogen, und Freundschaft sei schließ­ lich ein kostenloses Geschenk der Natur. Manche Men­ schen hätten unerschöpfliche Reserven davon.
    »Da ist was dran, das muss ich mir merken«, stimmte Taavetti Rytkönen gerührt zu.
    In Rytkönens Reihenhaus in Haukilahti hauste seine Haushälterin, eine dicke, betrunkene Frau, die sich nicht die geringsten Sorgen um das Fernbleiben ihres Herrn gemacht hatte. Sie begegnete dem heimkehrenden Rytkönen fast feindselig. Sie klagte, dass der Alte für gewöhnlich auf seinen sommerlichen Ausflügen immer länger fortgeblieben sei, im Allgemeinen bis zum Herbst, doch diesmal komme er schon Ende August zurück. Die Männer seien eben Schweine! Geputzt habe sie noch nicht, da sie ihren Arbeitgeber nicht so zeitig zurücker­ wartet habe.
    Sorjonen bezahlte der Frau, was ihr noch an Lohn zu­ stand. Dann brachte er Rytkönen in einem Altersheim in Haukilahti unter, wo zufällig ein nettes Appartement in der zweiten Etage zum Verkauf stand. Mithilfe von Irmeli Loikkanen schaffte er die Gegenstände, an denen Ryt­ könen am meisten hing, in das neue Heim. Die frühere Wohnung vermietete er. Bei all diesen Regelungen war ihm die Vollmacht zu Nutze, die Rytkönen ihm geschrie­ ben hatte. Als alles erledigt war, zerriss Sorjonen das Dokument und schluckte die Schnipsel hinunter, damit sie nicht in falsche Hände geraten konnten.
    Irmeli richtete Rytkönens Appartement altmodisch und in ruhigen Farben ein. Sie hängte die Gardinen aus der alten Wohnung auf, legte die vertraute Tagesdecke aufs Bett, stellte denselben Kübel auf die Saunabank, mit dem Rytkönen in seiner alten Sauna die Aufgüsse gemacht hatte. Sorjonen fand unter Rytkönens Umzugs­ gut auch einen durch reichlichen Gebrauch stark abge­ nutzten Theodoliten. Den platzierte er auf seinem Stän­ der zwischen Schaukelstuhl und Sofa, sodass er nicht im Weg war. Irmeli brachte eine dichte Yuccapalme mit, die sie in einen Hydrokulturtopf pflanzte und vors Fens­ ter stellte. Auf den Nachttisch im Schlafzimmer kamen Fachbücher über Landvermessung und das neueste Jahrbuch des Panzervereins. Im Wohnzimmer wurde eine Kommode aus geflammter Birke aufgestellt und darauf, auf einer Spitzendecke, der Wimpel der Panzer-division platziert. An die Wand über der Kommode häng­ te Sorjonen eine vergrößerte Fotografie, auf der die Panzersoldaten von Generalmajor Lagus im Jahr 1943 zu sehen waren. Auf dem Foto lehnte Panzerjäger Heikki Mäkitalo als Zweiter von links lässig an der Kette des Sturmgeschützes. Aus dem Geschützturm lugte Taavetti Rytkönens ernstes Gesicht.
    Irmeli Loikkanens Hüfte wurde im November in der Klinik der Invalidenstiftung operiert. Die Operation glückte besser als erwartet, mit dem Ergebnis, dass Irmeli ein wenig größer wurde und als Krönung gleich lange Beine bekam. Ihre Trauung mit Sorjonen fand an Weihnachten in der Kirche von Lestijärvi statt.
    Gefeiert wurde in Kälviä bei Anna Mäkitalos Verwand­ ten. Als Brautführer fungierte in musterhafter Weise Vermessungsrat Taavetti Rytkönen. Er hielt dem Hoch­ zeitspaar eine beeindruckende Rede, wobei er bedauerte, dass er vom Blatt ablesen müsse, denn um frei zu spre­ chen, sei sein Gedächtnis einfach zu schlecht. Neben dem aktuellen Anlass streifte der Redner auch das Gebiet der Landvermessung, ihre historische Entwick­ lung in Finnland und auf dem Balkan und gab einen detaillierten Überblick über die Panzerfahrzeuge im letzten Krieg. Zum Schluss bat er um
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