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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe
Autoren: Arto Paasilinna
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vermieden worden waren.
    Und so kam es, dass die Französinnen von diesem Tag an wieder zunahmen, ihre faltige Haut wurde glatt und glänzend, ihre Hintern rundeten sich, die dürren Gliedmaßen wurden kräftig und wohlgeformt.
    An der Qualität der Verpflegung wurden keine Abstri­ che gemacht. Taavetti Rytkönen schoss weitere Rinder; jetzt gab es genügend Träger für das zu transportierende Fleisch. Die Produktion der Wurstfabrik konnte gestei­ gert werden. Das Fleisch wurde gesalzen, getrocknet und gegessen. Die Anorexia-nervosa-Abteilung von Sorjonens Lazarett konnte schon nach einer Woche wieder geschlossen werden. Die Leben von zwölf Aus­ länderinnen waren gerettet worden. Auch Bauer Heikki Mäkitalo machte bereits wieder seine ersten Schritte, seit er die Katze vom Transformator geholt hatte. Ledig­ lich die Prognose für Taavetti Rytkönen schien hoff­ nungslos zu sein.
    28
    Anna Mäkitalo kam eines Morgens zum Lager gerudert, um ihren Mann Heikki zu besuchen. Sie brachte ihm zwei selbst gebackene Hefezöpfe und die neueste Ausga­ be der Zukunft auf dem Lande mit, in der ein detaillierter Artikel über die Anforderungen an die Landwirtschaft im geeinten Europa stand. Der Verfasser warf einen besorg­ ten Blick auf die deprimierenden Aussichten, die sich den finnischen Kleinbauern eröffneten, wenn sie auf dem gemeinsamen Markt mit ihren Produkten mit denen aus den sonnigen Regionen Europas konkurrieren soll­ ten. Der Artikel entlockte Heikki Mäkitalo nur noch ein hohles Lachen.
    Anna reagierte ein wenig befremdet auf die zwölf Französinnen, die um das Lazarett herumschwirrten und in ihrer fremden Sprache plapperten. Der Lärm war beachtlich. Die Bäuerin schaute schief, als die Frauen ihre Kittel abwarfen und in Unterwäsche ins Wasser wateten. Die Öffnung des Zeltes flatterte auffallend, als Bauer Mäkitalo sich in seinem Krankenbett vorbeugte, um die Aussicht auf den See zu genießen. Anna blieb nicht länger als gerade notwendig auf der Fähre. Seppo Sorjonen bat sie, seine Braut Irmeli in Helsinki anzuru­ fen und ihr liebe Grüße zu bestellen.
    Sowie Anna wieder in Kälviä war, telefonierte sie und richtete die Grüße aus. Irmeli Loikkanen war traurig. Sie fragte, wie es Sorjonen draußen im Wald erginge.
    »Prima geht’s ihnen dort, man wird richtig neidisch.« »Ach, die Ärmsten. Wer verpflegt sie denn?« »Dort sind zwei Köche vom Balkan, die bereiten Essen
    zu, wie es gar nicht besser sein könnte.« »Aber diese Männerwirtschaft die ganze Zeit…« Anna Mäkitalo konnte es nicht lassen und erzählte,
    dass die Männer durchaus nicht unter sich seien. Sie hätten zwölf junge Frauen zur Gesellschaft, direkt aus Paris, mit denen sie ein gemeinsames Lager bewohnten.
    »Ganz unter uns: Sie essen besten Braten, trinken Wein und planschen nackt im See herum. Sorjonen lässt ausrichten, dass es ihm gut geht.«
    Irmeli konnte gar nicht glauben, was sie eben gehört hatte. Zwölf Französinnen hausten mit ihrem Bräutigam in der Wildnis? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Sorjonen hätte ihr bestimmt mitgeteilt, wenn er weibli­ che Gesellschaft gebraucht hätte.
    »Mir haben sie auch nichts erzählt. Mein Alter liegt da faul im Zelt und lässt sich von den Pariserinnen den Rücken waschen. Und sie schämen sich nicht mal da­ bei, die Männer meine ich. Rein zufällig bin ich rüberge­ rudert und habe alles gesehen. Ich ärgere mich, dass ich ihnen auch noch Hefezöpfe gebacken habe.«
    Irmeli bat Anna, sie in das Lotterlager zu bringen. Sie flog gleich mit der Morgenmaschine nach Kokkola und fuhr mit dem Taxi ans nordwestliche Ufer des Sees. Dort wartete Anna Mäkitalo mit dem Boot. Sie ruderten zur Fähre, dass das Wasser nur so spritzte. Dort angekom­ men, sahen sie das weiße Zelt auf dem Deck, die Wurst­ fabrik am Ufer, die Männer beim Wurstmachen, und tatsächlich: Zwölf Französinnen flatterten um sie her-um.
    Es folgte ein scharfes Verhör in deutlichem Finnisch. Sorjonen und Mäkitalo versuchten so gut es ging, die Anwesenheit der Ausländerinnen zu erklären, aber all ihre Beteuerungen fruchteten nichts. Irmeli riss sich den Verlobungsring vom Finger und versuchte zu wei­ nen, doch daraus wurde nichts, weil sie so wütend war.
    Sorjonen hatte keinen leichten Stand, doch auch Bauer Mäkitalo erging es nicht besser. Taavetti Rytkö­ nen war nicht in der Lage, irgendetwas zu kommentie­ ren, da er nicht mehr viel von den Ereignissen der letz­ ten Zeit wusste, doch er
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