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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord
Autoren: A. A. Fair
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    Elsie Brand, meine Sekretärin, war gerade damit beschäftigt, Zeitungsausschnitte in einen Schnellhefter einzukleben. Sie sah auf und lächelte mir zu. »Guten Morgen, Donald.«
    »Guten Morgen, Elsie.«
    Ich schaute ihr über die Schulter. Die Idee mit den Zeitungsausschnitten stammte von mir. Es handelte sich um Fälle, die die Polizei bisher nicht geklärt hatte. In unserem Archiv standen bereits fünf Ordner mit diesem Zeug. Die Chance, daß sich der eine oder andere Fall eines Tages für uns rentieren würde, war zwar denkbar gering, aber meiner Meinung nach sollte jede erstklassige Detektei darüber im Bilde sein, was sich in der Unterwelt tut.
    Elsies Kleid hatte einen viereckigen Ausschnitt, und unwillkürlich blieben meine Augen an ihrem Nacken hängen. Sie spürte meinen Blick, bewegte sich unruhig und lachte nervös auf. »Also wirklich, Donald! Haben Sie nichts Wichtigeres zu tun?«
    Ich grinste, beugte mich vor und überflog den Zeitungsbericht, den sie gerade eingeklebt hatte. Vor einigen Tagen war ein bewachter Geldtransport ausgeraubt worden. Der oder die Täter hatten runde hunderttausend Dollar erbeutet und waren so geschickt und verstohlen zu Werke gegangen, daß die Polizei über das Wie und Wo noch völlig im dunkeln tappte. Sie vermutete allerdings, daß der Diebstahl in einem Drive-in verübt worden war, konnte ihren Verdacht jedoch nicht beweisen.
    Der einzige vielversprechende Fingerzeig stammte von einem aufgeweckten vierzehn Jahre alten Bürschlein, das den Geldtransportwagen vor dem Drive-in hatte stehen sehen. Unmittelbar dahinter hatte eine blaue Limousine geparkt, und ein rothaariger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren war anscheinend gerade dabei gewesen, das linke Vorderrad auszuwechseln. Das Merkwürdige an der Sache war nun, daß der linke Vorderreifen völlig intakt ausgesehen hatte. Der Junge hatte vor der Polizei Stein und Bein geschworen, daß von einem Platten keine Rede habe sein können; ihm sei die Prozedur irgendwie komisch vorgekommen, sonst hätte er sie vermutlich nicht weiter beachtet.
    Das Geld hatte sich in einem Stahlgehäuse hinter einer gepanzerten Tür befunden. Die beiden Schlüssel zu dem einbruchssicheren Schloß waren in Händen des Fahrers und seines bewaffneten Begleiters gewesen. Die zwei Männer hatten vor dem Lokal haltgemacht und eine Kaffeepause eingelegt. Es war jedoch stets einer von ihnen beim Transport zurückgeblieben, während sich der andere im Lokal aufhielt.
    Elsie Brand sah hoch. »Sergeant Sellers ist gerade in Berthas Büro.«
    »Was will er denn von ihr?«
    »Genau weiß ich’s nicht; aber ich glaube, es dreht sich um den Fall, den er augenblicklich bearbeitet. Er und sein Kollege haben von dem geraubten Geld nur die Hälfte aufgestöbert. Fünfzigtausend Dollar fehlen noch. Als ich heute früh herfuhr, hab’ ich so was im Autoradio aufgeschnappt.«
    »Handelt es sich um den Fall hier?« fragte ich und wies mit dem Kopf auf den Zeitungsausschnitt.
    »Keine Ahnung. Bertha hat mich nicht ins Vertrauen gezogen.«
    Sie richtete sich auf und nestelte am Ausschnitt ihres Kleides. »Donald, lassen Sie das!«
    »Was denn?«
    »Sie wissen ganz genau, was ich meine. Machen Sie sich lieber an die Arbeit, anstatt mir dauernd in den Ausschnitt zu schielen.«
    »Schade!« Ich seufzte tief. »Der Ausblick war zu schön. Wenn man ihn nicht betrachten darf, warum wurde er dann eigentlich so schön gemacht?«
    Sie warf mir einen entrüsteten Blick zu und wollte ihm eine ebenso gepfefferte Antwort folgen lassen, als das Telefon läutete. Sie nahm den Hörer ab, sagte: »Hier ist die Sekretärin von Donald Lam«, und zog fragend die Augenbrauen hoch.
    Ich nickte bejahend.
    »Aber sicher, Mrs. Cool. Er ist gerade gekommen. Schön, ich richte es ihm aus.«
    Berthas gellende Stimme war nicht zu überhören. »Nein, geben Sie ihn mir. Ich sag’s ihm selbst.«
    Elsie reichte mir den Hörer. »Hallo, Bertha«, flötete ich. »Was gibt’s Neues?«
    »Komm sofort rüber in mein Büro!«
    »Wo brennt’s denn?«
    »Das wirst du gleich merken!« fauchte sie. »Zum Henker, frag nicht lang. Komm rüber!« Sie legte auf.
    »Das Frühstück muß sich ihr heute auf den Magen geschlagen haben«, sagte ich zu Elsie und gab ihr den Hörer zurück. »Das Barometer steht auf Sturm.« Ich machte mich auf die Socken, ging in den Empfangsraum und öffnete die Tür mit der Aufschrift >B. Cool — Privat<.
    Bertha Cool thronte hinter ihrem Schreibtisch und malträtierte
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