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Das Geheimnis des Moguls

Das Geheimnis des Moguls

Titel: Das Geheimnis des Moguls
Autoren: Mindy Klasky
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1. KAPITEL
    Ethan Hartwell war es nicht gewohnt zu warten.
    Er warf einen verärgerten Blick auf die Assistentin. Mit saurer Miene bewachte sie das Chefbüro. Dann schaute er auf seinen Blackberry.
    Hartwell Genetics konnte es sich als Unternehmen nicht leisten, ins Hintertreffen zu geraten, nicht angesichts der steigenden Nachfrage nach seinen Produkten ‒ Medikamente, die bei Erbkrankheiten helfen sollten.
    Wenn er schon wie ein frecher Schuljunge vor dem Büro des Direktors warten musste, konnte er wenigstens währenddessen arbeiten.
    Ethan räusperte sich, um den grauhaarigen Drachen auf sich aufmerksam zu machen. „Ich gehe wieder in mein Büro“, sagte er.
    Bevor er seine Drohung wahr machen konnte, hob die Dame eine Hand ans Ohr. Sie nickte, während sie einer Nachricht lauschte, und richtete dann ihren kalten Blick auf Ethan und sprach: „Sie können nun hinein.“
    Wie satt er solche Spielchen hatte. Wenn er vor fünfzehn Minuten angekündigt hätte, dass er gehen würde, hätte man ihm viel früher Einlass gewährt. Ethan steckte seinen Blackberry ein und zupfte seine Hosenbeine zurecht. Für den perfekten Auftritt schob er noch seine Manschetten zurück, sodass seine Armbanduhr hervorblitzen konnte. Und er atmete tief durch: Ethan Hartwell, Doktor der Medizin und MBA, in dritter Generation Präsident von Hartwell Genetics und der begehrteste Junggeselle in Washington, D. C. – das dritte Jahr in Folge.
    Er musste einen klaren Kopf bekommen, bevor er ins innerste Zentrum der Macht eintrat.
    Die Tür öffnete sich lautlos. Ethans elegante schwarze Schuhe gruben sich tief in den hellen Teppichboden, während er das Zimmer durchquerte. Er ignorierte die gerahmten Fotos an den Wänden, Fotos mit dem Präsidenten und mit Führungspersönlichkeiten der ganzen westlichen Welt. Wie schon oft zuvor schritt Ethan auf den imposanten Thron hinter dem Schreibtisch zu.
    Er beugte sich hinunter und hauchte einen leichten Kuss auf die Wange, die nach Babypuder und Flieder roch. „Guten Morgen, Großmutter“, sagte Ethan.
    Margaret Hartwells Augen glitzerten, während sie ihn zu einem ihrer unbequemen schweren Stühle winkte. „Trinkst du ein Tässchen Tee mit mir?“
    Ethan unterdrückte ein Seufzen. Es würde länger dauern, mit ihr zu diskutieren. Zuerst goss er ihr Tee ein – zwei Stück Zucker in ihre Tasse und ein großer Schluck Milch dazu – und dann sich selbst. Er mochte seinen Tee schwarz, stark und bitter. Fest entschlossen, die Unterhaltung mit ihr zu einem Ende zu bringen und zurück an seine Arbeit zu gehen, setzte er an: „Großmutter …“
    „Ich habe heute Morgen die Zeitung gelesen, bevor ich ins Büro kam“, unterbrach sie ihn.
    Auch Ethan hatte auf der Fahrt zur Arbeit das Wall Street Journal und die Financial Times überflogen. „Die neue Behandlungsmethode ist erfolgreich“, meinte er. „Wir sollten nächsten Monat die nächste Versuchsphase beginnen.“
    Als ob seine Großmutter Aufklärung über pharmazeutische Entwicklungen bräuchte! Als frühere Präsidentin von Hartwell Genetics und derzeitige Vorstandsvorsitzende verfolgte Margaret Hartwell Nachrichten aus der Welt der Medizin wie eine gefräßige Wölfin. Vielleicht konnte sie ihn deshalb so leicht verärgern – sie waren einander schlicht zu ähnlich: ehrgeizig, entschlossen und geradezu verbissen, wenn es um neue Geschäftsideen ging.
    „Davon spreche ich nicht“, erwiderte sie bissig. „Ich spreche von den Klatschseiten.“
    Ethan hob fragend eine Augenbraue. Seine Großmutter und er mochten geschäftlich an einem Strang ziehen, aber was sein Privatleben betraf, gingen ihre Meinungen weit auseinander. „Großmutter, diese Diskussion hatten wir bereits. Du weißt, dass ich nicht kontrollieren kann, was die Zeitungen drucken.“
    Sie setzte ihre Teetasse bestimmt ab. „Du hast jedoch Kontrolle darüber, welchen Stoff du diesen Idioten lieferst. Ich habe es dir bereits zig Mal gesagt: Dein Verhalten hat direkte Auswirkungen auf dieses Unternehmen!“
    Er schob seine Teetasse von sich. „Ich glaube kaum, dass es unsere Gewinne im zweiten Quartal beeinflusst, wenn ich auf dem Dach eines Hotels Sekt trinke.“
    „Sie ist ein Revuegirl , Ethan!“
    Er lachte und stand auf. „Es gibt keine Revuegirls mehr, seit du auf deinem ersten Ball getanzt hast, Großmutter. Natasha ist Schauspielerin . Und mach dir keine unnötigen Sorgen. Sie ist heute Morgen nach Kalifornien zurückgeflogen!“
    Es hätte ihn nicht überraschen
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