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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe
Autoren: Arto Paasilinna
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mindes­ tens bis zum Herbst aus.«
    Die Tante erklärte, dass sie mit den Zwiebeln nichts zu tun habe, die seien Angelegenheit ihres Mannes, er habe sie für die Zwiebelsuppe auf der Jahresversamm­ lung des Panzervereins bestellt, also brauche sie, die Tante, sich deswegen nicht anschreien zu lassen. Sie schlug dem Anrufer vor, er solle die Zwiebeln zu ihr nach Hämeenlinna bringen. Das wurde ihm jedoch zu spät, er musste nach Hause fahren.
    »Ich habe versucht, die verdammten Zwiebeln im Kas­ senhäuschen unterzustellen, aber das Mädchen dort hat sich nur seelenruhig die Lippen angemalt und entrüstet abgelehnt. Sie hat behauptet, die Zwiebeln stinken. Dabei stinken sie überhaupt nicht, sie riechen einfach bloß nach Zwiebeln.«
    Zwiebelbauer Reinikainen war jedoch ein praktischer Mann. Er hatte den Sack aufs Museumsgelände ge­ schleppt und in einem Sturmpanzer deutscher Herkunft versteckt, und zwar unter der Luke rechts neben dem Aufbau, von vorn betrachtet. Nun forderte er die Tante auf, sich Typenbezeichnung und Standort des Panzers zu notieren: Es handle sich also um das Sturmgeschütz 40 Ausf. G, es sei der fünfte Panzer von links in der vorderen Fahrzeugreihe, vom Kassenhäuschen aus gesehen. Ob sie das verstanden habe? Reinikainen erklärte, die Zwiebeln könnten dort bis zu einer Woche trocken lagern, und es könne auch niemand auf die Idee kommen, sie dort zu stehlen, da die Luke am Aufbau schwer zu öffnen und die zweite Luke zugeschweißt sei, sodass sie als Zugang für Zwiebeldiebe nicht in Betracht komme.
    »Ich habe den Sack mit meinem Gürtel innen am Lu­ kendeckel befestigt, die Schnalle befindet sich am inne­ ren Griff links, dein Alter soll aufpassen, dass er sich nicht die Finger einklemmt, wenn er die Luke öffnet. Sag ihm, er soll mir den Gürtel mit der Post zurückschicken, wenn er die Zwiebeln abgeholt hat. Und in dem Sack ist auch noch was anderes, ich habe die Flasche Schnaps mit reingesteckt, die ich mir neulich von euch geborgt habe.«
    Die Tante fragte nochmals, wie die Typenbezeichnung des Panzers lautete, in dem der Sack versteckt war.
    »Nimm dir jetzt Papier und Bleistift, und schreib es dir auf! Sturmgeschütz 40 Ausf. G! Alles klar? Der Fünfte von links! Gut, dann grüß schön, es sind gute Zwiebeln, und besucht uns im Herbst zur Elchjagd! Tschüs.« Taavetti Rytkönen trieb sich den ganzen Tag im Panzer-museum herum. Er besuchte auch die Ausstellungs­ räume im Inneren des Museums und verfolgte anschlie­ ßend im Freien eine Fahrvorführung der Panzer, durfte sogar selbst für kurze Zeit einen englischen Panzerwa­ gen steuern. Eine kleine Gruppe japanischer Touristen war ebenfalls anwesend und bestaunte die europäischen Kriegsmaschinen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Japa­ ner fotografierten Rytkönen am Lenkrad des Panzers so eifrig, dass sie fast von ihm überrollt wurden, als er sich vom Fahrersitz erhob, um sich in voller Größe zu prä­ sentieren.
    Besonders interessierte sich Rytkönen jedoch für die alten schweren Panzer. Mit solchen hatte er selbst noch Krieg geführt, die kannte er in- und auswendig. Ein Sturmpanzer deutscher Herkunft roch stark nach Zwie­ beln. Darüber wunderte er sich, denn für gewöhnlich rochen Panzer nach Schmiere und Munition. Dies muss-te näher untersucht werden.
    Der Tag verging wie im Flug. Nach langer Zeit konnte sich Taavetti Rytkönen wieder einmal an vieles erinnern, er erkannte zweifelsfrei jeden auch nur etwas älteren Panzerwagen und Sturmpanzer, auch der Panzerzug erschien ihm vertraut. Auf dem Gelände liefen Besucher herum, es waren Familien oder auch kleine Touristen­ gruppen. Die weiteste Anreise hatten zweifellos jene Japaner hinter sich, die Rytkönen bei der Fahrvorfüh­ rung kennen gelernt hatte. Sie interessierten sich be­ sonders für die russischen Panzer, die Finnland wäh­ rend des letzten Krieges erbeutet hatte. Taavetti Rytkö­ nen erklärte allen Interessierten bereitwillig die Eigen­ schaften der Fahrzeuge. Nach und nach hatte er etwa zwanzig Leute im Schlepptau und fühlte sich wichtig und geachtet. Die Japaner kamen aus Osaka und waren speziell an Panzern interessiert. Sie berichteten, sie reisten alljährlich ins Ausland, um alte Waffen kennen zu lernen. Sie bauten in Osaka ein eigenes Panzermuse­ um auf, das jedoch noch sehr bescheiden sei im Ver­ gleich zu dem, was die Finnen in Parola auf die Beine gestellt hatten. Sie konzentrierten sich besonders auf die Panzer der Achsenmächte des
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