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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
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Taverne um. Das herausdringende Gebrüll ließ nur einen Schluß zu, nämlich daß Lynchbanys Elite damit begonnen hatte, unter den eingeschlossenen Schurken aufzuräumen. »Ich muß die Stadt schnell verlassen.« Er hielt das Wahre hoch. »Damit müssen sich der große Clodsahamp und mein Vater befassen.«
    Sie rümpfte die Nase und trat einen Schritt zurück. »Ich habe meine Echse nicht dabei. Ich bin zu Fuß in die Stadt gekommen.«
    »Das stimmt nicht. Die Echse steht ganz in der Nähe.«
    Als sie den Kasten anstarrte, verzerrte sich ihr hübsches Gesicht. »Willst du mich etwa eine Lügnerin nennen?«
    »Natürlich. Das ist meine Aufgabe.«
    Mariana wich zurück. »Was ist das, Buncan? Ein perverses Zaubergerät, das sich dein Vater und dieser lächerliche Schildkröterich haben einfallen lassen?«
    »Nein, nein, das ist es nicht«, meinte er flehentlich. »Wir haben es gefunden, Squill, Neena und ich.«
    »Diese Otter. Kein Wunder.« Sie zögerte. »Dann bist du vielleicht nicht dafür verantwortlich. Ich glaube... Ich glaube, ich könnte vielleicht etwas für dich tun.«
    »Du mußt mir helfen, Mariana. Du weißt, was ich für dich empfinde.«
    »Falsch«, platzte der Kasten heraus.
    »Das stimmt nicht! Mariana ist eine gute Freundin von mir.«
    »Abermals falsch.« Buncan blickte seine geschwätzige Last entsetzt an. »Du willst ihr bloß ans Höschen. Du träumst schon seit Jahren von ihr.« Mit großer Mühe schaffte es der Apparat, seiner künstlichen Stimme elektronisch einen anzüglichen Unterton zu verleihen.
    Mariana glotzte das Wahre fassungslos an, dann sah sie zu Buncan auf. »Du Schuft! Ich dachte, du liebst mich. Und deshalb habe ich mich für dich aufbewahrt.«
    »Lügen, Lügen, Lügen«, wiederholte das Wahre glücklich.
    »Du hast bereits mit mehr Freunden dieses jungen Menschen geschlafen, als er sich vorstellen kann.«
    Buncan schluckte hart. »Mariana, ist das wirklich wahr?«
    »Natürlich ist es wahr«, erklärte das Wahre. »Sonst hätte ich es doch wohl nicht gesagt, oder?«
    »Du kannst mich mal!« Buncan hob das Gerät über den Kopf und wollte es aufs Pflaster schmettern. Als er sich beifallheischend nach Mariana umsah, war diese jedoch bereits auf der belebten Gasse verschwunden. Langsam ließ er den Kasten wieder sinken.
    Dann bahnte er sich mit grimmigem Gesicht einen Weg durch die Menge und rannte zum Stadtrand. Im Laufen hielt ihn das Wahre sozusagen mit Kommentaren auf dem laufenden.
    »Der da, der große Mann, hat ein Fläschchen mit Gift in der Tasche, das für den Geliebten seiner Frau bestimmt ist. Und der neben ihm...«
    »Sei still!« Ohne sich viel davon zu versprechen, legte Buncan die Hand auf den Schlitz, denn etwas anderes fiel ihm nicht ein.
    »Tut mir leid«, erwiderte das Wahre gedämpft, »aber ich fühle mich immer besser. Komme allmählich in Form. Es gibt so viele verschüttete Wahrheiten, die ans Licht müssen.«
    »Ich will sie nicht hören!«
    »Doch, willst du.«
    »Bitte«, murmelte Buncan, ohne im Laufen innezuhalten, »hab doch ein bißchen Mitleid.«
    Die Stimme des Wahren war wie ein Gletscherwind. »In der Wahrheit gibt es kein Mitleid. Du fürchtest dich davor, wie die meisten.«
    »Und zwar aus gutem Grund«, keuchte Buncan, während er auf den Wald zurannte.
    XXVII Irgendwie schaffte er es bis vertrauten stillen Lichtung. Jon- Tom und Clodsahamp waren nicht da, doch ein perplexer Mulwit öffnete ihm und erlaubte ihm zu warten.
    »Ich habe versucht, dich zu warnen«, sagte Clodsahamp, als er und Jon-Tom schließlich zurückkehrten, »aber du wolltest ja nicht auf mich hören.« Er holte tief Luft und dehnte seinen Panzer. »Kaum einer hört jemals auf mich.«
    »Mudge hat noch nie auf jemanden gehört, mich eingeschlossen.« Jon-Tom blickte besorgt in das schweißüberströmte, verdreckte Gesicht seines Sohnes. Hinter ihnen ruhte das Große Wahre wieder still und friedlich auf der Werkbank, ganz das Sinnbild mechanischer Unschuld.
    Buncan wischte sich Dreck aus den Augen. »Ich wußte gar nicht, wie gefährlich die Wahrheit sein kann.«
    »Die Zivilisation beruht nicht auf absoluten Wahrheiten«, erklärte Clodsahamp gewichtig, »sondern nur auf denen, welche die Mehrheit zu ertragen vermag, und das sind verdammt wenige.«
    »Das stimmt«, bemerkte das Wahre.
    »Dich hat niemand gefragt«, knurrte Jon-Tom. Buncan ließ das Gerät nicht aus den Augen, als könnten sich die beiden Metallzinken des Steckers jeden Moment in triefende Fänge
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