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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
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erstaunliche Mischung aus Gebrüll, Bellen, Quietschen, Jaulen und Heulen hallte in der Schenke wider. »Im Moment brauche ich den Gesang der Otter noch, aber wenn ich daran arbeite, werde ich eines Tages auch alleine bannsingen können.«
    Das Wahre war unerbittlich, jedoch nicht empfindungslos. Es antwortete sanft: »Du wirst niemals alleine bannsingen können, junger Mensch.«
    Buncan drehte sich abrupt um. »Wie war's, wenn du mal 'ne Weile still sein würdest?«
    »Für Wahrheit besteht immer ein großer Bedarf«, flüsterte das Wahre, »bloß für dich gilt das nicht.«
    Über Buncans Kopf krachte ein Stuhl auf den Tisch. Da dieser aus massivem Holz bestand, zerbrach er nicht, im Gegensatz zu dem Weinglas, das wie Eis auf dem Boden zerschellte. Schließlich ergriff Buncan wieder das Wort.
    »Allmählich begreife ich, was Clodsahamp gemeint hat.«
    »Nein, das tust du nicht. Du bist zu jung, um es zu begreifen. Du stocherst bloß an der Oberfläche herum. Die Bedeutung der Wahrheit läßt sich nicht so leicht erfassen. Du überschätzt dein Auffassungsvermögen und deine analytischen Fähigkeiten ebenso wie deine Kampfkraft und dein Duarspiel.«
    »Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt.«
    »Bloß die Wahrheit. Die reine Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. Tut weh, nicht wahr?«
    Ein weiterer Stuhl schlitterte vorbei, in Begleitung des letzten Benutzers, der nicht mehr in der Lage war, diesen Ort zu verlassen. Buncan beugte sich vor, um besser sehen zu können.
    »Wir sollten allmählich von hier verschwinden, bevor sich einer dieser glücklichen, reifen Erwachsenen mit dir aus dem Staub macht. Obwohl ich mir im Moment gar nicht so sicher bin, ob ich darum kämpfen würde, dich zu behalten.« Ein kurzer Blick zu Squill und Neena sagte ihm, daß die Otter ihm keine Hilfe wären, da sie immer noch von ihrer geschwisterlichen Auseinandersetzung in Anspruch genommen waren.
    Seit sie die Schenke betreten hatten, war kaum eine Stunde verstrichen, und doch hatte ein bißchen Wahrheit ausgereicht, eine friedliche Taverne und deren zufriedenen Patron in blutiges Chaos zu stürzen.
    Der Weg zum Ausgang wurde von kämpfenden Gästen versperrt. Dort würde außerdem bald die Polizei erscheinen. Das Wahre am Kabel hinter sich herziehend, bahnte Buncan sich einen Weg bis hinter die Bar, wo er sich in Gesellschaft des Besitzers, eines korpulenten Schuppentiers, wiederfand. Auf seinen Schuppen funkelten Halbedelsteine und Ziermünzen.
    »Mein wundervolles Spielzimmer!« jammerte er.
    »Sie müssen mir helfen, hier rauszukommen.« Buncan drückte das Wahre fest an sich.
    »Nein, mußt du nicht«, tönte es munter aus dem Schlitz. »Das ist unnötig.«
    »Sei still.« Obwohl er bezweifelte, daß es etwas nützen würde, schlug Buncan mit der Faust auf das Gerät. Danach fühlte er sich gleich besser.
    »Was ist das?« Das Schuppentier beäugte das Wahre mit plötzlichem Interesse.
    »Nichts«, knurrte Buncan. »Ein Spielzeug.«
    Das Schuppentier machte ein verwirrtes Gesicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das angefangen hat.«
    »Er war das«, erklärte das Wahre. »Er und seine Freunde. Drei Otter.«
    Der Kneipenbesitzer hob die Stimme. »So! Du bist doch der Sprößling des baumbewohnenden Bannsängers, hab ich recht? Wunderbar! Dann kann ich euch für den Schaden belangen. Das muß die Hexergilde erfahren!«
    »Nehmen Sie sich in acht«, meinte Buncan drohend. »Einen Bannsänger kann man nicht belangen.«
    »Natürlich kann man das«, zirpte der Kasten.
    Diesmal versetzte Buncan ihm einen kräftigen Tritt. Der Kasten kippte um und fiel auf die rechte Seite. Das Leuchten in seinem Innern war so kräftig und unerschütterlich wie eh und je.
    »So leicht wird man die Wahrheit nicht los, junger Freund.«
    »Und wenn ich dich an der tiefsten Stelle im Fluß versenke?«
    »Geht nicht. Die Wahrheit neigt zur Anhänglichkeit.«
    »Wahrheit, wie?« Das Schuppentier wirkte erfreut. »Dann kann ich einen Bannsänger also für den Schaden belangen?«
    »Ja. Aber das wirst du nicht tun.«
    Der schmalgesichtige Insektenfresser blinzelte.
    »Warum nicht?«
    »Weil du ein unehrliches Haus führst.«
    »Ich und unehrlich? Was sagst du da?«
    »All diese ›dekorativen‹ Spiegel. An den Wänden, an der Decke.« Das Kabel versteifte sich, der Stecker zeigte nach oben.
    »Einige davon sind aus Spionglas. In den Zwischenräumen hocken deine Beauftragten und überwachen die unten ablaufenden Spiele. Sie erstatten den
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