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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
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Wahre meldete sich ohne Schärfe zu Wort. »Das ist eine Lüge.«
    Talea funkelte den Kasten an. »Ich frage mich, ob der Zauber, unter dem du stehst, wohl ein paar gutgezielte Schwerthiebe überstehen würde.«
    Das Kabel versteifte sich. »Man kann die Wahrheit nicht niederknüppeln.«
    »Ich weiß nicht, ob mir die Vorstellung gefällt, eine Maschine sei klüger als ich«, sagte Jon-Tom.
    »Ich bin nicht klüger als du«, erklärte das Wahre förmlich.
    »Das ist ebenfalls wahr. Ich sage bloß, was ich sehe, und ich habe stets recht.«
    »Immer?«
    Das Kabel nickte. »Immer.«
    »Schade, daß wir dich nicht vorübergehend ausstöpseln können.«
    »Man kann die Wahrheit nicht auf- und zudrehen wie einen Wasserhahn, Bannsänger.«
    Jon-Tom blickte das Gerät finster an. »Du brauchst nicht jedes Wort von mir zu analysieren.«
    »Tut mir leid. Das ist nun mal meine Aufgabe. Nennen wir es eine Berufskrankheit.«
    Jon-Tom starrte das Gerät noch eine Weile an, dann wandte er sich an seinen Mentor. »Sie haben recht, Clodsahamp. Sie hatten recht, bevor die Kinder dieses Ding fanden, und jetzt haben Sie wieder recht. Es ist höllisch gefährlich, und wir müssen es loswerden.«
    Buncan und seine Freunde legten unverzüglich Protest ein. In Mudge fanden sie einen Verbündeten.
    »Nu mal 'alblang, Kumpel. Wir wollen doch nichts überstürzen. Mir scheint, daß etwas, das Wahrheit von Lüge unterscheiden kann und niemals lügt, doch eine Stange Geld wert sein müßte.«
    »Ein Vermögen«, stimmte Clodsahamp bereitwillig zu.
    »Warum verscheuern wir's dann nich?« Squill und Neena hatten sich neben ihren Vater gestellt. Weegee wippte drohend mit dem Fuß.
    »Weil es unglaublich gefährlich ist. Weil Wahrheit tödlich ist.« Clodsahamp sah zu seinem Kollegen hoch. »Ein geeigneter Banngesang wäre vielleicht das Beste, Jon-Tom. Schick es weg. Weit weg.«
    »Noch einen Moment!« Mudge ignorierte Weegees warnenden Blick. »Ich 'ab auch noch ein Wörtchen mit zu reden.«
    »Und wir auch.« Squill drängte sich an seinen Vater, seine Schwester und an Buncan.
    Jon-Tom musterte seinen Sohn. »Du stellst dich also auf ihre Seite?« Buncan nickte steif. »Nun«, seufzte der Bannsänger, »das ist nicht das erste Mal, daß wir unterschiedlicher Meinung sind.«
    »Dann sollt ihr euren Willen haben.« Alle sahen überrascht zu Clodsahamp. »Ich wasche meine Hände in Unschuld. Erfahrung ist der beste Lehrmeister, und ich bin's offenbar nicht. Jon- Tom?«
    Der Bannsänger blickte unsicher zu Talea, dann wieder auf seinen Mentor. »Wenn Sie nichts weiter damit vorhaben, dann gilt das auch für mich.«
    »Gut!« Mudge trat vor und legte die Arme um das Gerät, dann zögerte er. »Wollt ihr uns daran 'indern, es mit zu nehmen, Freunde?«
    »Keineswegs.« Clodsahamp hatte sich abgewandt und beschäftigte sich mit seinen eigenen Gerätschaften. »Macht damit, was ihr wollt. Kommt bloß dem Baum damit nicht zu nahe.«
    »Kein Bange!« Mit Buncans Hilfe schleppte der Otter den Apparat zur Tür. Squill und Neena folgten. »Ihr habt wohl nichts dagegen, wenn wir das Geld, das wir damit verdienen werden, ganz für uns behalten.«
    Talea und Weegee schauten Seite an Seite den drei Ottern und dem jungen Menschen nach, die über den erweiterten Korridor entschwanden. Mudges Gemahlin schaute sich besorgt über die Schulter um.
    »Großer Clodsahamp, meinen Sie, es wird alles gutgehen?« Der Hexer schniefte. »Ich bin zu alt, um mit Kindern zu streiten, aber ich hoffe es jedenfalls. Wer kann schon sagen, was passiert, wenn es um die einzigartige Wahrheit geht?«
    Die beiden Frauen, die eine graubepelzt, die andere rothaarig, ließen sich davon nicht trösten.
    Am nächsten Tag schlenderten die erwartungsvollen Verschwörer zu Mudges Lieblingskneipe in Lynchbany. Als der Otter mehrere Bekannte an einem zentralen Spieltisch erspähte, ließ er sich in der Nähe auf dem klaglosen Wahren nieder. Buncan, Squill und Neena begaben sich zur Bar, tranken, was der Barkeeper ihnen an Flüssigem auftischte, und schauten zu.
    Ein elegant gekleidetes, sorgfältig frisiertes Wiesel schob seine Geber-Kappe zurück und zeigte auf den Kasten. »Was is 'n das, Kumpel? Irgendwas Magisches?« Seine Mitspieler kicherten über ihren Karten und Würfeln.
    »Kann man so sagen«, antwortete Mudge mit einem blasierten Lächeln.
    Ein stämmiger Dachs zupfte skeptisch dreinblickend an seiner schwarzen Lederweste. »Warst du etwa schon wieder bei dem
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