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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
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verwandeln.
    »Was fangen wir jetzt damit an?« fragte Jon-Tom seinen Mentor.
    Clodsahamp betrachtete das gegenwärtig schweigende Gerät.
    »Wir könnten versuchen, es fortzumagirieren. Ich werde es probieren. Sollte der Versuch scheitern, wäre vielleicht ein Banngesang angebracht.«
    »Genau!« Buncan setzte sich rasch auf. »Ich könnte...« Ein Blick seines Vaters ließ ihn verstummen.
    Clodsahamps Magie erschütterte und bog den Baum und zog seltsame Gewitterwolken darüber zusammen. Blitz und Donner ließen das Wahre, das reglos auf der Werkbank lag, jedoch unbeeindruckt. Als der Schildkröterich schließlich seine Niederlage eingestand, durchforstete Jon-Tom sein Gedächtnis nach den machtvollsten Banngesängen. Diese zeigten ebenfalls keine Wirkung. Schließlich erlaubte er seinem eigensinnigen Sohn sogar einen Versuch mit der Duar, während er anstelle der abwesenden Otter dazu sang, alles ohne Erfolg.
    »Man kann die Wahrheit nicht hinwegwünschen.« Das Wahre ergriff erst das Wort, als klar war, daß sie endgültig das thaumaturgische Handtuch geworfen hatten. »Mit all euren Zaubersprüchen und eurer Magie könnt ihr sie nicht verschwinden lassen. Sie läßt sich auch nicht einfach in einem Fluß versenken«, setzte es anzüglich hinzu.
    »Wir müssen es irgendwie loswerden.« Der Hexer blickte Buncan, der entsprechend zerknirscht dreinschaute, ernst an.
    »Ich habe dich davor gewarnt, es her zu bringen. Die meisten Leute haben bereits soviel Wahrheit, wie sie ertragen können. Genaugenommen sogar mehr.«
    »Das stimmt«, pflichtete das Wahre ihm bei.
    »Sie bringt die Unterbemittelten, das heißt, die überwiegende Mehrheit, dazu, sich zu streiten. Sie zerstört Familien, ganze Gemeinwesen. Sie löst Kriege aus.«
    »Das ist nicht meine Schuld«, sagte das Gerät. »Ich erfinde die Wahrheiten nicht. Ich verkünde sie bloß. Man kann mir nicht die Schuld dafür geben, daß die meisten Leute bequeme Ausflüchte vorziehen. Wenn alle die Wahrheit sagen würden, wäre ich arbeitslos und verdammt froh darüber.«
    Jon-Tom wirkte nicht minder niedergeschlagen als sein Mentor. »Und was fangen wir jetzt an?«
    »Wir lassen es hier. Isolieren es in diesem Baum. Halten es von allen anderen fern. Ich habe mehrere hundert Jahre auf dem Buckel und komme mit der Wahrheit besser zurecht als die meisten. Wir müssen versuchen, es zu ignorieren, so gut es geht.«
    »Man kann die Wahrheit nicht isolieren, und man kann sie nicht ignorieren«, erklärte das Wahre.
    Clodsahamp näherte sich mit funkelnden Augen dem Gerät. Unter seinem verhutzelten, unerwartet energischen Blick wich der Stecker zurück. Vielleicht konnte man die Wahrheit nicht eliminieren, aber hin und wieder einschüchtern konnte man sie schon.
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig, als es zu versuchen.« Der Hexer winkte Jon-Tom zu sich heran. »Komm, mein Freund. Laß uns die Schriften zu Rate ziehen und sehen, was zu machen ist. Falls etwas zu machen ist.«
    In jener Nacht näherte sich Clodsahamps Baum ein ge- schmeidiger, muskulöser Schatten. Zahlreiche Zaubersprüche schützten das Heim des Hexers, doch dieser spezielle Eindringling hatte sich gut auf den nächtlichen Ausflug vorbereitet. Er näherte sich zielstrebig dem Objekt seiner Begierde, steckte es in einen großen Sack aus Segeltuch und schulterte diesen. Mulwit, der den Dieb eigentlich hätte bemerken müssen, verschlief die ganze Aktion aus unerklärlichen Gründen.
    An einem fernen Flußufer lagen Mudge und Weegee auf eine Weise verschlungen da, wie keine noch so biegsamen Menschen sie hätten nachahmen können. Als sie sich von dem Tumult in der Taverne erholt hatten, waren Squill und Neena erschöpft in ihre Betten gekrochen und friedlich schnarchend eingeschlafen. In einem im Vergleich zu Clodsahamps Behausung etwas weniger verzauberten Baum umarmten Jon-Tom und Talea abwechselnd die Laken und einander, während sich Buncan in seinem Zimmer unruhig im Schlaf wälzte.
    Und so machte sich der Dieb unbehelligt davon und gesellte sich wieder zu seinen Kameraden in der Tiefe der Glockenwälder.
    »Ich hab euch ja gesagt, ich würd's schaffen!« Triumphierend packte der Nasenbär die Beute aus. Im trüben Licht beäugten seine Kameraden sie erwartungsvoll.
    »Du bist wahrlich der größte unter den Dieben, o verehrter Chamung«, murmelte der Waschbär. Der Schlankbär pflichtete ihm bei.
    »Ich wußte es, wenn wir nur warten, die Augen offen halten und den richtigen Zeitpunkt abpassen,
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