Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
würde sich schon eine Gelegenheit bieten, Rache zu nehmen!« Die Zähne des Banditenanführers glitzerten im Licht, das zwischen den Glockenbäumen hindurchfiel. »Diese verfluchten Racker! Ich hätte ihnen die Kehle durchgeschnitten, aber bis auf den bekloppten alten Hexer und seinen Gehilfen war der Baum leer. Und mit denen habe ich kein Hühnchen zu rupfen.« Er stupste das Große Wahre mit dem Fuß an.
    »Jetzt ist er unser: der Schatz, den zu erlangen sie so weit gereist sind. Ich habe bei einer Schlägerei in Nogels Taverne davon erfahren und dementsprechend einen Plan ausgearbeitet. Diese Kerle haben mich meine Bande gekostet; daher gehört ihre Beute jetzt mir. Das Leben ist doch gerecht!« Er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Wißt ihr, was dieser magische Apparat kann?«
    »Äh«, machte der Schlankbär, nicht ganz sicher, ob er nicht zum Narren gehalten wurde.
    »Er enthüllt die Wahrheit. Sämtliche Wahrheiten, offensichtliche wie verborgene. Damit werde ich eine gewaltige Armee aufstellen. Angefangen mit Lynchbany, werden wir die Glockenwälder verwüsten. Der Wald wird rot werden von Blut. Nicht einmal ein großer Hexer vermag der Wahrheit zu trotzen! Ich werde in seiner leergekratzten Schale baden und auf den gegerbten Häuten der drei Bengel und deren Verwandten und Freunde schlafen. Zum Ausgleich für die Demütigung, die sie mir angetan haben, werde ich ihre Schädel auf meinen Hausgiebel pflanzen!« Erschöpft und schwer atmend versuchte er sich zu sammeln.
    »Los, ihr Getreuen. Laßt uns anfangen.« Sie drangen tiefer in den Wald ein, machten sich auf den Weg zur Stadt. »Ihr sollt teilhaben an meinem Sieg, so wie ihr immer gerechten Anteil an unserer Beute hattet.«
    »Da du gerade davon sprichst«, zirpte unerwartet das Wahre, »diese Bemerkung enthält mehrere eklatante Unwahrheiten.«
    »Niemand hat dich gefragt, Kasten«, fauchte Chamung.
    Als er aufsah, schauten ihn seine beiden verbliebenen Krieger forschend an.
    Einige Tage später humpelte eine verprügelte, besiegte Gestalt nach Malderpot hinein, nachdem sie von einer Stadt zur anderen gejagt worden war. Ihre Kleidung war zerfetzt, ein Ohr und mehrere Zähne fehlten, und ihr ehedem prachtvoller Schwanz war bis auf die nackte Haut abgesengt.
    Begleitet vom Klimpern eines verborgenen Glockenspiels schloß sich hinter ihr die Tür des kleines Ladens und sperrte den Dauerregen aus. Unter dem Arm trug sie einen zerkratzten und eingedellten, aber immer noch intakten Metallkasten, dem ein stetiges unauslöschliches safrangelbes Leuchten entquoll.
    Als der Besucher mühsam die Kapuze seines Capes zurückschob, trat der Ladenbesitzer, eine leicht betrunkene Moschusratte, hinter einem Vorhang hervor. Obwohl er eifrig dem Alkohol zugesprochen hatte, um die Kälte fernzuhalten, war er doch noch klar genug im Kopf, um zu erkennen, daß der Nasenbär eine schwere Zeit hinter sich hatte. Die Moschusratte merkte auf. Vor ihr stand ein Individuum im letzten Stadium des körperlichen und geistigen Verfalls. Mit einem Wort, ein guter Kunde.
    Die Wände des kleinen Ladens waren mit seltsamen Gegenständen bedeckt, in den Regalen standen dicht an dicht verschlossene Gläser mit widerlichen Organismen. Mysteriöse Gerätschaften und ausgestopfte Reptilien hingen an starken Drähten von der Decke.
    »Thimocan, Sie müssen mir helfen.« Die Stimme des Nasenbärs schwankte, und zwischendurch wurde er immer wieder von Hustenanfällen geschüttelt. »Man hat mir gesagt, Sie wären ein Hexer.«
    »Isch habe misch mit Schauberei beschäftigt«, gab die Moschusratte freimütig zu. »Jetscht kaufe und verkaufe isch nur noch. Isch bin schoschuschagen im Ruheschtand, verschtehen Schie. Aber wenn Schie guten Schnapsch kaufen wollen...«
    »Später, später.« Der Nasenbär blickte sich nervös um, als könnte sogar bei diesem Wetter jemand hinter ihm her sein. Oder etwas. »Ich kann Ihnen im Moment nichts abkaufen, kann nicht einmal für Ihre Dienste bezahlen. Ich bin völlig pleite.«
    Die Moschusratte hob beide Pfoten. »Dann weisch isch nüscht, wasch Schie hier wollen. Isch bin doch kein Wohltätigkeitschverein.«
    »Bitte!« Der Nasenbär wäre beinahe auf der schmalen Ladentheke zusammengebrochen. »Sie müssen mir helfen! Sonst muß ich bestimmt sterben... oder ich werde verrückt.«
    »Das stimmt«, verkündete der Kasten unter seinem zerzausten Arm.
    Die Moschusratte stellte sich neugierig auf die Zehenspitzen und beugte sich vor.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher