Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
sagte ich. »Ich habe keinen Agenten. Fahren Sie trotzdem los.«
    Als wir am Beverly Hills Hotel vorbeikamen, sah ich den blauen Cadillac vor dem Eingang stehen, und vor dem blauen Cadillac stand Moe.
    Es war ein Wink des Himmels. Ich ließ halten und stürzte auf Moe zu: »Moe«, stammelte ich atemlos. »Sie müssen mich nehmen, Moe!«
    Moe maß mich prüfend von oben bis unter. Nachdem ich seinem Blick etwa eine Minute standgehalten hatte, zog er ein kleines Notizbuch aus der Tasche und zückte seinen goldenen Füllbleistift:
    »Morgen um halb zehn haben Sie ein Fernseh-Interview bei der CBS, Studio F. Um viertel eins treffen Sie Hedda Hopper. Um dreiviertel zwei lunchen Sie mit dem Produktionsleiter der Paramount. Um drei kommen die Fotografen. Vergessen Sie Ihre Gitarre nicht.«
    »Aber ich bin kein Pop-Sänger, ich-«
    »Wollen Sie das gefälligst mir überlassen«, brauste Moe auf. »Und jetzt gehen Sie auf Ihr Zimmer. Nummer 2003. Frühstück um acht. Zwei weichgekochte Eier. Das ist gut für Ihre Stimme. Unterschreiben Sie hier.«
    Er hielt mir ein eng bedrucktes Formular hin, dem ich schon beim ersten Überfliegen entnahm, daß ich von meinen sämtlichen Einkünften - auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten, des Britischen Weltreichs innerhalb der Grenzen von 1939 und überall sonst - 20 % an meinen Agenten abzugeben hätte, gleichgültig wie diese Einkünfte zustande kommen, ob durch Arbeit, Erbschaft oder Glücksspiel.
    »Ist das ein Vertrag auf Lebensdauer, Moe?« hieß eine innere Stimme mich fragen.
    »Selbstverständlich«, antwortete Moe.
    »Dann kann ich nicht unterschreiben«, stieß ich hervor, packte meine Koffer und rannte durch die Hotelhalle zum Empfangsbüro. Moe rief hinter mir her, daß ich mich nicht anstrengen sollte, hier gäbe es keine Zimmer. Aber jetzt ließ ich mich nicht mehr beirren. Ich hatte den Trick durchschaut.
    Schon stand ich vor dem Empfangschef:
    »Mein Name ist Hyman Schwartz. Ich bin Mr. Kitschens Agent, literarischer Berater des Pentagon und Verfasser von Tolstojs Krieg und Frieden. Ich brauche ein Doppelzimmer mit Bad, und zwar sofort.«
    Von meinem Doppelzimmer rief ich Hedda Hopper an: »Hedda darling«, flötete ich. »Weißt du, für wen ich jetzt arbeite? Du wirst es nicht glauben: für Kitschen. Ja, ganz richtig. Ein phantastischer Kerl, nicht wahr. Und du stirbst natürlich vor Neugier, zu hören, was er vorhat...«
    Dem Präsidenten der Paramount kündigte ich für Mittwoch meinen Besuch an und versprach ihm die Weltrechte einer neuen, sensationellen Story von Kitschen. Schon nach wenigen Tagen hatte ich für diesen unfähigen Schwachkopf die besten Verbindungen hergestellt und seine Karriere auf Jahre hinaus gesichert.
    Mit mir wollte kein einziger meiner Verhandlungspartner sprechen. Alle zogen es vor, direkt mit meinem Agenten zu verhandeln. Ich war überflüssig. Wer braucht einen Schriftsteller? Was ich brauche, ist ein guter Agent.
    »Wer in Hollywood ist und nicht nach Las Vegas fährt«, sagt ein altes mohammedanisches Sprichwort, »der ist entweder nicht normal, oder er war schon dort.«
    Las Vegas im Staate Nevada gilt mit Recht als das Monte
    Carlo der USA. In ganz Nordamerika sind Glücksspiele verboten, ausgenommen die Börse und ausgenommen Nevada, das sich um die Gesetze der übrigen amerikanischen Staaten nicht kümmert. Übrigens ist Nevada von allen amerikanischen Staaten der ärmste. Besser gesagt: Es war der ärmste, bevor meine Frau und ich hinkamen.
    Natürlich wußten wir ganz genau, was uns dort erwartet. Wir würden, so sprachen wir darum zu uns selbst, wir würden 10 Dollar am Roulette riskieren, keinen Cent mehr, 10 Dollar und Schluß.
    Als wir mitten in der nevadensischen Wüste dem Flugzeug entstiegen, hatte ich überdies schon die Tickets in meiner Tasche, die uns vier Stunden später nach New Orleans bringen würden. Jedes Risiko war ausgeschlossen.
    Las Vegas besteht aus einer grandiosen Hauptstraße und keinen wie immer gearteten Nebenstraßen. Die Hauptstraße besteht aus Hunderten von Casinos und Tausenden von Glücksrittern. Eines dieser Casinos betraten wir. Es hieß »Sand's«, und das verursachte uns ein anheimelndes Gefühl. Wir fühlten uns an den Negev erinnert.
    Eine unübersehbare Menge Irrsinniger staute sich in der großen Halle, drängte sich um die Slotmaschinen, spielte Karten und natürlich Roulette. Die Slotmaschinen faszinierten uns ganz besonders. Man wirft mit der linken Hand eine Münze ein und betätigt mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher