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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.
Autoren: Ephraim Kishon
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beim Croupier schon wieder einen Berg von Chips gekauft.
    Und keine innere Stimme, die mir zuraunt, welche Nummer jetzt kommen wird. Sie raunt nur immer wieder: »Leb wohl, New Orleans, leb wohl... «
    Ich bringe meiner Gattin ein Glas Tee. Eine Minute gewonnen. Macht 2 Dollar abzüglich Getränkesteuer.
    Nächster Versuch: »Gehen wir zu den Slotmaschinen.«
    Dort nämlich kostet die Minute höchstens einen Dollar. Sie will nicht. Sie will Roulette spielen. Sie setzt - und zwar gleichzeitig - 8, 9, 10, die Transversale 4-6, Zero, Rot, erstes Dutzend. Es kommt 22, Schwarz, zweites Dutzend. Wenn wenigstens die Nummer 19 gekommen wäre, auf die ich von Zeit zu Zeit 10 Dollar setze...
    Aber die Kugel ist rund, und endlich scheint's, als wollte das Glück uns lächeln. Ein sichtlich nervöser Spieler schreit meine Frau an, weil sie immer dieselben Nummern setzt wie er und ihn dadurch um alle Chancen bringt.
    Meine Frau schreit zurück: Im Gegenteil, er bringe sie um alle Chancen, weil er immer knapp vor ihr seine Chips auf die Nummern setzt, die sie spielen will. Ein lautstarkes Wortgefecht bricht aus, das Rad steht volle acht Minuten still (16 Dollar). Da meine eigene Frau in den Streit verwickelt ist, muß ich Partei ergreifen. Ich trete auf einen der bewaffneten
    Saalwächter zu und ersuche ihn, die schreiende Weibsperson dort am Tisch aus dem Casino zu weisen. Der Gangster zuckt die Achseln: Schreien sei kein Ausweisungsgrund. Schade. Das hätte zwei Tage in New Orleans bedeuten können.
    Der geistige Verfall meiner Gattin macht rasende Fortschritte. Sie setzt gleichzeitig 18, Ungerade, Schwarz, 25, 2, die Transversale 4-6, das dritte Dutzend, das zweite Dutzend, 6, Zero, 7, 9 und 13. Und Rot. Und das erste Dutzend. Und 8.
    In wilder Panik stürze ich zu einer der Telefonzellen und rufe aus dem Casino das Casino an:
    »Bitte lassen Sie sofort Mrs. Kitschen ans Telefon holen. Sie sitzt am zweiten Tisch von links. Es ist dringend.«
    »Um was handelt sich's?« »Um einen Schlaganfall in der Familie.«
    Zum Glück ist der Tisch ziemlich weit von der Zelle entfernt, und obwohl Mrs. Kitschen in scharfem Tempo angerannt kommt, vergehen 4 Dollar.
    »Hallo?«
    »Mrs. Kitschen«, sage ich in fließendem Englisch, »die Direktion möchte Ihnen zur Kenntnis bringen, daß nach den Gesetzen des Staates Nevada kein Casinogast länger als zwei Stunden ununterbrochen Roulette spielen darf. Da Sie leider schon-«
    »Halt den Mund, Idiot! Glaubst du wirklich, daß ich dich nicht erkannt habe?«
    Und schon saust sie an den Tisch zurück. Immerhin: 9 kostbare Minuten sind gewonnen, fast ein ganzer Tag in New Orleans. Und in einer halben Stunde, der Himmel sei bedankt, müssen wir am Flughafen sein.
    Ich schleppe unser Gepäck zur Tür und locke durch heftige Winksignale meine Gattin herbei.
    »Um Himmels willen!« Ihre Stimme bebt vor jähem Entsetzen. »Wo ist meine schwarze Handtasche?!«
    Ich habe keine Ahnung. In der schwarzen Handtasche befinden sich unter anderem die kosmetischen Utensilien meiner Frau. Eine Suche im Wert von mindestens 20 Dollar beginnt.
    Endlich wird die Handtasche gefunden. Irgend jemand hat sie hinter der Türe versteckt. Ich reiße die Tasche an mich und öffne sie, um das verbliebene Geld zu zählen.
    Es ist kein Geld verblieben. Es gibt nichts zu zählen. Meine Frau hat 230 Dollar verloren. 230 Dollar sind ihr durch die Finger geglitten, für nichts und wieder nichts. Wenn sie wenigstens auf 19 gesetzt hätte, so wie ich meine 350 Dollar. Aber vielleicht können wir trotz allem noch zwei Tage in New Orleans verbringen.
    Auf dem Flugplatz teilt man uns mit, daß sich der Abflug um eine halbe Stunde verzögern wird. Warum? Bald haben wir die Ursache entdeckt. Im Warteraum stehen 20 Slotmaschinen. Man braucht nur eine Münze einzuwerfen... und den Hebel zu betätigen... es ist ganz einfach. Wie singt der Dichter?
    »Meine rechte Hand verdorre, könnt' ich jemals dein vergessen, o Las Vegas in Nevada.«
    Übrigens: Kennen Sie New Orleans? Ich nicht.
     
     

»Entspannung« heißt das Motto
     
    Ein patriotisches Schlußkapitel durchtränkt vom Heimweh des Autors, ohne daß er damit seine Gastländer kränken möchte. - Wer dieses Kapitel richtig verstehen will, muß nach Israel kommen. Warum kommen Sie eigentlich nicht? - Entspannter Weg zur Hölle. - Geschenkkrise mit anschließender Erneuerung unserer Garderobe. - Die Wolkenkratzer von Haifa. - Ende des Reisebuchs, dem kein weiteres nachfolgen wird, weil der
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