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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.
Autoren: Ephraim Kishon
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der rechten einen Hebel, worauf hinter einer gläsernen Querleiste drei mit verschiedenen Früchten geschmückte Zylinder wild zu rotieren beginnen. Nach einer Zeit bleiben sie stehen, und wenn dann alle drei die gleichen Früchte zeigen, ergießt sich aus Fortunas Füllhorn ein Regen kleiner und großer Münzen in die Taschen des Gewinners. Man muß nur wissen, wie man den Hebel am besten niederdrückt und wann man ihn am besten losläßt. Oft dauert es stunden- oder tagelang, ehe man dahinterkommt. Aber wenn man das weiß, versteht man auch, warum es in Nevada so viele traurige Menschen mit überentwickelten rechten Armmuskeln gibt.
    Zugegeben: Das Spiel ist nicht sehr intelligent. Es nahm uns auch nicht länger als drei Minuten in Anspruch. Wir sind ja keine kleinen Kinder.
    Mit den verbliebenen fünf Dollar begaben wir uns an einen Roulettetisch und erstanden 10 Chips im Wert von je 50 Cents.
    »Spielen wir nach der todsicheren Methode«, schlug ich vor. »Schultheiß hat damit vor ein paar Jahren fünfzehnhundert Dollar gewonnen. Man muß immer dieselbe Farbe setzen. Gewinnt man, ist es gut. Wenn nicht, verdoppelt man den Einsatz. Verliert man wieder, verdoppelt man ihn noch einmal. Man verdoppelt ihn so lange, bis man gewinnt. Und einmal muß man doch gewinnen.« Niemand wird bestreiten, daß das ganz einfach und überzeugend klingt, beinahe wissenschaftlich.
    Wir setzen 50 Cents auf Schwarz. Ich wollte auf Rot setzen, aber die beste Ehefrau von allen blieb standhaft. Rot kam. Das schadete nichts. Wir verdoppelten den Einsatz, wie es die todsichere Methode vorschrieb.
    Rot kam. Jetzt betrug unser Einsatz auf Schwarz bereits zwei Dollar. Es kam Rot.
    »Ich hab' dir doch gesagt, daß wir auf Rot setzen sollen«, zischte ich meiner Gattin zu. »Wie kann man von allen Farben ausgerechnet auf Schwarz verfallen?«
    Wir kauften vom Croupier zehn Ein-Dollar-Chips und zweigten sofort vier Dollar für den nächsten Einsatz ab, diesmal auf Rot. Schwarz kam.
    Jetzt erst zischte meine Gattin zurück.
    »Idiot!« zischte sie. »Seit wann wechselt man mitten im Spiel die Farbe?«
    Die nächsten 10 Ein-Dollar-Chips, die wir gekauft hatten, setzen wir brav und folgsam auf Schwarz. Rot kam. Schultheiß kann was erleben, wenn ich ihn nächstens treffe.
    16 Dollar auf Schwarz. Und was kam? Allerdings.
    Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn. Was meine Frau betraf, so war ihr Gesichtsausdruck eine pikante Mischung aus Blässe, Schrecken und mühsam zurückgedämmtem Haß.
    Eine Verbrecherhöhle. Wir waren unter Verbrecher geraten. Besonders dieser Croupier mit dem unbeweglichen Gesicht. Er muß bis vor wenigen Tagen der Boß einer Gangsterbande gewesen sein. Wahrscheinlich ist er es noch. Verbrecher, wohin das Auge blickt. Das ist Amerika. Nichts als Dekadenz und Opium für die Massen. Pfui Teufel.
    Ich kaufte Chips für 32 Dollar und setzte den ganzen Haufen auf Schwarz. Der Croupier drehte das Rad und ließ die Kugel rollen. Und plötzlich wußte ich, mit einer über jeden Zweifel erhabenen Sicherheit wußte ich, daß jetzt Rot kommen würde. Dieses unfehlbare Gefühl läßt sich nicht erklären. Du hast es, oder du hast es nicht. Es ist, als wären die Schuppen von diesem inneren Auge gefallen und als hätte eine innere Stimme das Wörtchen »Rot« in dein inneres Ohr geflüstert. Ich schob die Chips auf Rot.
    »Nein!« kreischte die beste Ehefrau von allen und ergriff die Chips. Schon lagen sie wieder auf Schwarz.
    Ein stummer, verzweifelter Kampf begann. Ich bin der Mann. Ich blieb Sieger. In der letzten Sekunde erreichten unsere Chips das rote Feld.
    »Zu spät!« schnarrte der Croupier und schob das ganze Geld auf Schwarz zurück.
    Das hätte er nicht tun sollen. Schwarz kam und brachte uns 64 Dollar. Roulette ist ein großartiges Spiel. Es ist nicht nur anregend und entspannend, sondern wirft auch reichen Lohn für den instinktsicheren Spieler ab, der das Glück zu meistern versteht.
    Ich nickte dem Croupier, einem ungewöhnlich sympathischen jungen Menschen, freundlich zu und berechnete, wieviel wir bisher gewonnen hatten.
    Wir hatten einen Dollar gewonnen.
    Aber wir besaßen immerhin 64 Ein-Dollar-Chips.
    »Dieses blöde Einsatz-Verdoppeln geht mir zu langsam«, äußerte die beste Ehefrau von allen. »Ich spiele Nummern.«
    Es gibt 36 Nummern auf dem Rad, und wenn die gesetzte Nummer kommt, bringt sie 36faches Geld. Einer an der Wand hängenden Ehrentafel konnte man entnehmen, daß im Jahre 1956 ein Cowboy die Bank
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