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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.
Autoren: Ephraim Kishon
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dieses Casinos gesprengt und Las Vegas mit 680000 Dollar in der Tasche verlassen hatte. Was ein Cowboy kann, müßten auch wir können.
    Meine Frau setzte einen Dollar auf 25. Blinde Wut überkam mich. Warum gerade 25?
    »Du bist verrückt! Setz auf 19! Ich garantiere für 19!«
    Jetzt gab sie sich keine Mühe mehr, ihren Haß zu verbergen:
    »Du verdirbst mir alles. Ich hätte dich nicht mitnehmen sollen. Ich hätte dich nicht heiraten sollen. Alles verdirbst du mir.«
    Da sie die Chips verwaltete, unternahm ich nichts weiter und überließ sie ihrem Schicksal. Wollen sehen, was sie aufsteckt.
    Ich meinerseits kaufte Chips für 5 Dollar und setzte sie auf die klar zutage liegende Nummer 19. Die Spannung war unerträglich. Mit angehaltenem Atem folgten wir dem Lauf der Kugel. Endlich fiel sie.
    Sie fiel auf 25. Ich verstehe bis heute nicht, wie das geschehen konnte. Meine Frau strich 36 Dollar ein. Seit frühester Kindheit habe ich mich nicht mehr so erniedrigt gefühlt. Eine Säule von runden Chips türmte sich vor ihr auf, und vor mir war alles leer. Sie aber warf auch noch einen Dollar »pour les employes« hin. Ich haßte sie.
    »Hast du keine bessere Verwendung für dein Geld?« fragte ich mit vornehmer Zurückhaltung.
    »Rutsch mir den Buckel herunter«, lautete ihre weit weniger vornehme Antwort. »Mit meinem Geld kann ich machen, was ich will. Und verschwind schon endlich! Es ist eine alte Regel, daß man keinen Schlemihl in seiner Nähe haben soll, wenn die Glückssträhne einsetzt.«
    Ich entfernte mich tief betroffen und in der unerschütterlichen Überzeugung, daß 19 die richtige Nummer und 25 nur durch einen Zufall gekommen war.
    Beim Baccarat-Tisch blieb ich stehen, entnahm meiner Brieftasche eine 20-Dollar-Note und legte sie irgendwohin. Ich wußte weder wohin, noch warum. Ich kannte das Spiel nicht.
    Der Bankier gab mir zwei Karten und sich selbst ebenfalls zwei. Dann deckte er die seinen auf. Dann deckte ich die meinen auf. Dann hatte ich verloren, und er raffte mein Geld an sich.
    Ich ging zum Roulette zurück und fand meine Frau einer Ohnmacht nahe, so aufgeregt war sie: Berge von Chips lagen vor ihr auf dem Tisch, richtige kleine Berge. Vor freudiger Überraschung blieb mir der Mund offen. Jetzt würden wir mindestens drei Wochen in New Orleans bleiben können. Was für eine prächtige Gefährtin habe ich doch! Ihre rosigen Wangen glühten und ihre mandelförmigen Augen blitzten, während ihre wundervoll graziösen Hände über die Beute strichen. Möge sie leben und gesund sein bis 120...
    »Putzili«, girrte ich. »Sag, wie hast du das gemacht?«
    »Frag nicht so blöd«, antwortete sie mit heiserer Stimme. »Ich hab' mir für hundert Dollar Chips gekauft.«
    Ein Blick auf ihr verzerrtes Gesicht bestätigte mir die fürchterliche Wahrheit ihrer Worte. Ich hatte ja gewußt, daß dieses Monstrum alles verlieren würde, Gott helfe mir. Wie sie nur dasaß! Die Augen stier an die Kugel geheftet, die Finger gierig um die Geldbörse gekrallt - wahrhaftig, sie sah kaum noch menschlich aus. Und in der Geldbörse war unser ganzes Geld. Sie warf es in frivolem Leichtsinn hinaus, sie opferte die mühsam erworbenen, im Schweiß unsres Angesichtes zum offiziellen Kurs eingewechselten Dollar dem Spielteufel. Kein Zweifel: Sie war verrückt geworden. Wann hat man je gehört, daß ein vernünftiger Mensch auf 5 setzt? Oder gar auf 3, wie sie es jetzt tat?
    Das Häufchen Chips vor ihr wurde kleiner und kleiner. Eine flüchtige, eher nach unten abgerundete Berechnung ergab eine Verlustquote von 2 Dollar pro Minute.
    Ich sah nach der Uhr. In anderthalb Stunden ging unser Flugzeug nach New Orleans. Wie die Dinge lagen, konnten wir dort höchstens noch drei Tage verbringen.
    Und jetzt hat sie wieder auf 25 gesetzt. Werden Frauen denn nie aus ihren Fehlern lernen?
    Etwas mußte geschehen. Ich kann unmöglich tatenlos mit ansehen, wie unsere Zukunft mit einer Minutengeschwindigkeit von 2 Dollar ruiniert wird.
    »Liebste«, flüsterte ich, »laß uns einkaufen gehen.«
    »Geh allein!«
    »Eine Handtasche. Wir kaufen eine schöne Handtasche für dich.«
    Der Laden, so spekulierte ich, ist 5 Minuten entfernt, das sind 10 Minuten hin und zurück, das ergibt netto 20 Dollar, und das ist selbst nach Abzug des Handtaschenpreises noch immer ein ganz hübscher Reingewinn. So leicht bin ich schon lange nicht zu Geld gekommen. Genauer: wäre ich zu Geld gekommen - wenn meine Frau drauf eingegangen wäre. Statt dessen hat sie
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