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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Titel: Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Autoren: Oliver Hassencamp
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Ein Abenteuer mit ungeahnten Folgen
     
    Die Schule auf der alten Ritterburg Schreckenstein bestand nun schon seit einem Jahr. Eigentlich war es nur eine Notlösung gewesen, denn die Schulraumnot in Neustadt war ohne Beispiel, und deshalb war ein Teil der Schule auf der Burg Schreckenstein untergebracht worden. Wie hatten sich die Jungen auf der Ritterburg verändert! Wenn ihnen früher einer gesagt hätte, sie würden nicht mehr abschreiben, so hätten sie ihn nur mitleidig angelächelt, mit dem Finger an die Schläfe getippt und geantwortet: „Du hast wohl ‘n Loch in deinem Radarschirm!“
    Und jetzt schrieben sie tatsächlich nicht mehr ab. Wie es dazu gekommen war, wusste keiner genau. Es musste an der Burg liegen. Die Jungen hatten sich den früheren Bewohnern angepasst und waren Ritter geworden, ehrlich und faire Kerle, die für ihre Taten und Untaten einstanden.
    „Dampfwalze“ war immer noch der Stärkste und Größte. Aber den Kugelstoßrekord hatte er nicht mehr, seit... ja, seit damals dieser Neue, dieser Stephan Breuer gekommen war. Scheinbar nur ein Angeber mit einem Akkordeon und einem Tonbandgerät. Aber Stephan war härter, es steckte viel mehr in ihm, und bald wurde er einer der angesehensten Ritter auf der Burg. Sein bester Freund war und blieb Ottokar, der ständig seine eigenen Essrekorde überbot. Beide ergänzten sich großartig. Stephan hatte „Köpfchen“, und Ottokar war der Praktiker.
    Beide waren zur Geburtstagsfeier ihres Lehrers, Doktor Waldmann, eingeladen. Das war wohl ehrenvoll, aber nach allem, was sie miteinander erlebt hatten, war es eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit. Und so ungleich das Kleeblatt — Doktor Waldmann mit seiner Tochter Sonja, Stephan und sein Freund Ottokar — auch sein mochte, es hielt zusammen. Schließlich war es diesen vier zu danken, dass die Schule auf der Burg überhaupt noch bestand. Ottokar musste das wohl gerade besonders stark empfinden, denn er schnitt sich noch ein sechstes Stück Torte ab. Nachdem er das Stück verdrückt hatte, sagte er: „Ja, das waren noch Zeiten!“, als läge seine Schulzeit mindestens schon zwanzig Jahre zurück. Dann säbelte er sich, ohne weiter zu fragen, das siebte Stück von Doktor Waldmanns Torte ab.
    „Wohl bekomm’s!“ bemerkte Sonja anzüglich und kam damit ihrem Vater, Doktor Waldmann, zuvor.
    Doch Ottokar war nicht auf den Mund gefallen. „Ich muss essen, sonst langweilen sich meine Zähne!“ gab er zurück.
    Um Sonja ein bisschen abzulenken, fragte Stephan: „Was machst du eigentlich jetzt?“
    „Ich habe eine Stelle als Musiklehrerin.“
    „Moderne Musik?“
    „Moderne und klassische — in einem Mädchenpensionat.“
    „In einem Mädchenpensionat?“ Stephan verzog missbilligend den Mund.
    „Ja, hier direkt gegenüber, am anderen Ufer vom See.“
    „Du in einem Mädchenpensionat? Das ist ja wohl das Allerletzte!“ Ottokar starrte sie verblüfft an, indem er den Rest seiner Torte hastig hinunterschlang.
    Doktor Waldmann zog es vor, sich nicht in diese Unterhaltung einzumischen und schaute auf die Uhr: „Kinder, es ist ja schon zehn Uhr! Da haben wir uns aber ganz schön verquatscht!“ Und zu seiner Tochter gewandt: „Wie kommst du überhaupt nach Hause?“
    „Der letzte Omnibus ging 8.15 Uhr ab ,Drei Tannen’“, gab Sonja kleinlaut zurück.
    Stephan und Ottokar sahen einander an. Beide hatten denselben Gedanken. „Wir werden dich hinüberrudern!“ sagten sie fast gleichzeitig.
    Sonja war begeistert: „Prima! Ich habe gar nicht daran gedacht, dass ihr jetzt Boote habt!“ Dabei sah sie ihren Vater bittend an.
    „Na schön“, nickte der, was ein großer Vertrauensbeweis war, „aber macht mir keine Dummheiten und kommt sofort zurück. Ich kann es sonst vor Direktor Meyer nicht verantworten.“
    „Bei Nacht kann man sich auf uns verlassen, dass weiß der Rex“, antwortete Stephan und stand auf.
    Ein Kuss zwischen Vater und Tochter und ein herzliches „Dankeschön für die Torte“ von Stephan und Ottokar
    - und schon schlichen sie den Hang zum Bootssteg hinab. Ottokar machte ein Boot los, und Stephan half Sonja beim Einsteigen.
    „Ihr seid richtige Kavaliere“, sagte das Mädchen, als sie in den pechschwarzen See hinausstachen.
    Die beiden schwiegen. Sonja war schon fünfundzwanzig, und Mädchen ihres Alters haben meist überhaupt kein Verständnis für Jungen. Aber Sonja war eine Ausnahme: kameradschaftlich, furchtlos und schlagfertig, dass man sich schon anstrengen
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