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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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Sie zögerte einen Augenblick, ließ sich dann aber auf den Sitz neben mir fallen.
    »Hübsche Beine«, sagte ich.
    Sie sah mich strafend an.
    »Was Ihre Person betrifft, so wußte ich in dem Augenblick, als ich die Initialen Ihres Zigarettenetuis sah, daß Sie nicht Beatrice Ballwin heißen, Carlotta.«
    »Für Sie bitte immer noch Miss Hanford«, sagte sie.
    »Und was meine Aufgabe betrifft, zu verhindern, daß Gerald Ballwin vergiftet wird, so glaube ich ein gutes Stück Arbeit geleistet zu haben.«
    »Ich freue mich, daß wenigstens Sie das glauben.«
    »Das Dumme mit Ihnen ist, Carlotta, daß... «
    »Miss Hanford«, fuhr sie mich an.
    »... daß Sie uns an der Nase herumführen wollten. Sie glaubten, besonders klug zu handeln, als Sie uns sagten, Sie seien Beatrice Ballwin. Sie meinten, wir würden niemals erfahren, wer Sie wirklich sind. Sie müssen uns für ziemlich naiv gehalten haben.«
    »Gehalten haben!« rief sie aus. »Ich halte Sie noch immer für naiv, wenn nicht gar für dumm.«
    »Lassen Sie uns die Sache noch einmal in aller Ruhe betrachten. Wir wollen einmal annehmen, daß Daphne Ballwin beabsichtigt, zerstoßenes Glas in die Nahrung ihres Mannes zu mischen. Sie kommen rechtzeitig zu uns und erteilen den Auftrag, das zu verhindern. Wie sollen wir das fertigbringen? Wir können uns doch nicht mit einem Sieb neben den Tisch stellen! Oder sollen wir uns in einem Schrank verstecken und warten, bis Gerald seinen Frühstücksbrei löffelt, um dann, maskiert mit einem Bart, hervorzustürzen mit dem Ruf: >Moment mal, Gerald, mein Junge, ich glaube, Sie wollen gerade einen Teil der Fensterscheibe verschlucken<.«
    »Werden Sie nicht auch noch witzig.«
    »Ich versuche Ihnen nur unsere Lage klarzumachen.«
    Sie sagte: »Es interessiert mich nicht, wie Sie es anstellen. Wenn ich das selbst wüßte, dann würde ich nicht mein schwer verdientes Geld dafür ausgegeben haben.«
    »Wieviel verdienen Sie denn?«
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    »Sind Sie ganz sicher, daß es sich um Ihr eigenes, sauer verdientes Geld handelt? Sollte es nicht vielleicht von jemand anderem verdient worden sein?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich frage nur.«
    »Vielleicht kümmern Sie sich zur Abwechslung mal um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    »Ich vermute, daß es wirklich schwer verdientes Geld ist«, fuhr ich fort. »Es ist wahrscheinlich nicht so leicht, bei Daphne Ballwin zu arbeiten.«
    »Sie ist... «
    »Ja, was, fahren Sie fort.«
    »Nichts.«
    »Für ein Mädchen, das sich ihr Geld selbst verdienen muß, stellt der Vorschuß, den Sie uns bezahlt haben, eine ganz hübsche Summe dar. Wie hoch ist Ihr Gehalt, Carlotta?«
    »Was geht Sie das an?«
    Ich sagte: »Zweihundertfünfzig Dollar sind ein ganz schöner Batzen Geld für eine Angestellte. Und dieser Aufwand nur, um zu verhindern, daß der Mann Ihrer Arbeitgeberin vergiftet wird.«
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Ich will auf nichts hinaus, Carlotta. Ich mache nur ein paar Bemerkungen.«
    »Ihre Bemerkungen sollten Sie besser für sich behalten.«
    Ich zog an meiner Zigarette.
    »Fahren Sie fort«, sagte sie.
    »Ich bitte Sie, Carlotta, lassen Sie uns vernünftig sein. Sie haben mich vor eine Aufgabe gestellt, die praktisch unmöglich zu lösen ist. Sie wollen, daß ich Daphne Ballwin daran hindere, das Essen ihres Mannes zu vergiften. Aber das ist einfach unmöglich. Man kann sich nicht hinter seinen Stuhl stellen und jeden Bissen, den er zum Munde führt, vorher probieren. Sie können auch nicht seiner Frau in die Küche nachgehen, um festzustellen, ob sie nicht Zyankali in seine Grapefruit stäubt. Wir müssen einen anderen Weg finden.«
    »Und warum haben Sie das nicht schon längst getan?«
    »Ich habe es doch getan.«
    »Sie sind sehr witzig.«
    »Nein, Carlotta, ich habe es schon eingeleitet. Eine Frau wie Daphne ist eitel und sehr stolz auf ihre Erscheinung, ihre gesellschaftliche Stellung, ihren Sex-Appeal und... «
    »Damit erzählen Sie mir nichts Neues«, unterbrach sie mich wütend.
    »Darum bin ich zu ihr gegangen und habe ihr die Gelegenheit angeboten, ihr Foto in einer ganzen Anzahl von großen Illustrierten abgebildet zu sehen. Ich habe ihr nicht einmal zu sagen brauchen, wie groß das Bild und die Anzeige sein werden. Ihre Augen begannen sofort zu leuchten, und sie sah sich schon in einer ganzseitigen Anzeige der »Saturday Evening Post<, wie sie gerade Zesty-Paste aus einer Tube auf ein Biskuit drückt. Und womit ich sie endgültig
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