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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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aus eigenem Willen Gift zu sich nahm und weitere Zusammenhänge nicht mehr zu beweisen sind, wird auch kein Gericht eine andere Person für schuldig befinden. Selbst wenn man beweisen könnte, daß Carlotta Mrs. Ballwin auch Gift verabreichte, so wüßte doch niemand, um wieviel es sich dabei gehandelt hat. Carlotta kann ihr eine völlig harmlose Dosis gegeben haben, und Daphne ist dann eben an der Menge gestorben, die sie durch ein Mißgeschick noch zu sich nahm.«
    »Das ist eine kühne Behauptung, aber nicht mehr«, sagte ich. »Der Staatsanwalt könnte sie, wenn er wollte, zerpflücken.«
    »Sie sind ziemlich hartnäckig, Lam. Schließlich war Daphne eine Mörderin. Ihr Leben war sowieso keinen Pfifferling mehr wert.«
    Ich lächelte nur.
    »Nun gut, wenn Sie also darauf bestehen... «, sagte Keetley.
    »Worüber redet ihr eigentlich?« fragte Carlotta.
    »Ich habe mir das Strafgesetzbuch genau angesehen«, fuhr Keetley fort. »Es war ein nützliches und interessantes Studium. Paragraph dreizehn, Absatz 22 zum Beispiel besagt, daß weder der Mann noch die Frau bei einem Verbrechen ihres Ehepartners aussagen müssen... Carlotta, mein Täubchen, würdest du mir die Ehre erweisen?«
    »Wie bitte?« schluckte Carlotta. »Das kann doch wohl nicht... «
    »Es ist mein völliger Ernst, ich möchte dich heiraten«, sagte Keetley in feierlichem Ton. »Der kluge Mann wird sich möglichst einen weiblichen Mithelfer aussuchen. Nicht etwa, weil ich Ihren wilden Theorien über den Hergang der Tat beipflichte, Lam. Aber für den Fall, daß Sie eines Tages doch recht behalten sollten, ist es ganz nützlich, wenn man über eine angetraute Mittäterin verfügt... Mit ein paar Schritten ist man über der Grenze, dann folgt ein kurzes Gemurmel vor dem Friedensrichter im Nachbarstaat, und schon sind ihr die Lippen für immer versiegelt... Carlotta, mein Liebling, willst du mich heiraten?«
    »Der Vorschlag behagt mir nicht recht«, sagte Carlotta leicht gekränkt. »Wenn ich schon heirate, dann muß es ein Mann sein, der mich wirklich liebt. Niemals werde ich mich binden, nur, um mir einen Maulkorb umhängen zu lassen.«
    Keetley stieß einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Lam, ich fürchte, Ihre Anwesenheit ist schuld daran, daß ich die Szene meines Heiratsantrages in so liebloser und völlig unromantischer Form hinter mich gebracht habe.«
    Dann setzte er sich zu Carlotta an den Schreibtisch.
    »Hör zu, mein Liebling«, begann er, »wir kennen uns doch lange genug. Ich weiß, Du hast viel, unendlich viel für mich getan. Mit dir konnte ich stets rechnen. Deine Zuverlässigkeit half mir über manche kritische Situation hinweg. In meinem Büro im Pawkette Building hatte ich viel Zeit zum Nachdenken... «
    Ich sagte zu ihm halb flüsternd: »Loben Sie mit einem netten Wort noch ihre Beine, Keetley, auf die sie mit Recht so stolz sein kann.«
    »Lassen Sie den Unsinn«, sagte Carlotta. »Gegen euch ausgewachsene Kater hat so ein gehetztes Mäuschen doch keine Chancen. Also Carlchen, wann starten wir?«
    »Jetzt gleich«, sagte Keetley, »und zwar auf dem schnellsten Wege zum Flugplatz, und dann geht’s in den Himmel hinein... «
    Carlotta erhob sich und sah mich an. »Wollen Sie der Braut nicht doch noch einen Kuß geben?« fragte sie mich. »Zwei Gelegenheiten haben Sie verpaßt; jetzt winkt Ihre letzte Chance.«
    Sie bekam ihren Kuß.

21

    »Nicht möglich... Du lebst noch?« Mit diesen Worten begrüßte mich Bertha Cool. »Was denkst du dir eigentlich dabei, mich so lange warten zu lassen? Seit Inspektor Sellers mich telefonisch davon verständigte, daß gegen dich kein Verdacht mehr besteht, ist eine Ewigkeit vergangen. Wie hast du das nur gedeichselt, daß Sellers dich so schnell wieder laufen ließ?«
    »Deine Wißbegierde in allen Ehren, zumal sie von Berufs wegen auf mich einzustürmen scheint. Trotzdem bitte ich dich, mir eine kleine Verschnaufpause zu gönnen.«
    »Nun gut, wenn’s nicht gerade eine Stunde dauert«, sagte Bertha.
    Ich setzte mich in den Besuchersessel und begann gleich mit meinem Bericht, da ich merkte, wie sehr sie danach gierte.
    »Mit etwas Logik und einigen Schlußfolgerungen war auch dieser Fall zu klären. Mir war bekannt, daß Keetley alle Gespräche, die Doktor Quay in seiner Praxis mit seinen Patienten führte, abhörte und aufnahm. Ich vermutete daher, daß sich darunter höchstwahrscheinlich auch eine interessante Unterredung befinden würde, die nach meinem Debüt als Propagandachef für
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