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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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könnte, ging sie in der vergangenen Nacht nochmals in Doktor Quays Praxis, holte das Päckchen und hinterlegte es in einem Schließfach. Mir kam es nun darauf an, zu verhindern, daß dieses Beweisstück einen falschen Verdacht auslöste, denn unter diesen Umständen mußte auch sie belastet werden. Man hätte sie der Tat selbst oder der Beihilfe beschuldigt. Doktor Quay würde sich nicht scheuen zu schwören, ihre Verbitterung und Rachegelüste hätten dazu geführt, daß sie das Fläschchen mit dem Gift gestohlen und Mrs. Ballwin, die sie so sehr haßte, umgebracht habe. Aus diesem Grunde, meine Herren, habe ich diesen Fehler der Otis wieder berichtigt, sobald sich mir Gelegenheit dazu bot.«
    »Und was unternahmen Sie?« fragte Sellers.
    »Ich holte das Arsenik aus dem Schließfach und brachte es in Doktor Quays Praxis zurück. Es war für mich keine besonders schwierige Aufgabe, das Schließfach auch ohne den dazugehörigen Schlüssel zu öffnen.«
    »Haben Sie einen Nachschlüssel zu Doktor Quays Praxis?« fragte Sellers.
    Keetley lachte vor sich hin. »Wie konnte ich wohl sonst die Mikrofone eingebaut haben?«
    »Sie haben also das Giftfläschchen in Doktor Quays Praxis zurückgebracht.«
    »Ja, das sagte ich doch bereits.«
    »Doch, wie konnte die Polizei es dann in Ruth Otis’ Zimmer finden?«
    »Das sollten Sie sich eigentlich selbst erklären können«, sagte Keetley.
    »Sobald Doktor Quay erfuhr, daß Mrs. Ballwin gestorben war, stand für ihn fest, daß er alles unternehmen und riskieren mußte, um jeden Verdacht von sich abzulenken, denn mit einer Autopsie war ja unbedingt zu rechnen. Er mußte also schleunigst einen Sündenbock finden und ihn mit so kräftigem Belastungsmaterial ausstaffieren, daß die Polizei anbeißen konnte. So lag es für ihn nahe, Ruth Otis als Opfer auszuwählen, zumal er davon ausgehen konnte, daß sie heute morgen nicht im Haus sein würde, weil sie sich wahrscheinlich nach einer neuen Stellung umsah. Er ließ also zwei Gramm Arsenik aus dem Fläschchen verschwinden und brachte den Rest in die Wohnung der Otis.«
    »Können Sie das beweisen?« fragte Sellers.
    Nun sah ihn Keetley reichlich spöttisch an und sagte: »Jetzt habe ich Ihnen die Aufklärung des ganzen Falles appetitlich verpackt und mit einem rosa Bändchen umwickelt auf einem silbernen Tablett überreicht. Ein klein wenig sollten Sie nun auch noch selbst tun.«
    »Mit anderen Worten: Ihre Darstellung über Ethel Worley beruht nur auf Schlußfolgerungen, die Sie persönlich gezogen haben. Ist es so?«
    »Sie sind köstlich! Erwarten Sie etwa, daß ich Ihnen die Arbeit restlos abnehme? Irgend etwas müssen Sie... «
    »Ersparen Sie sich Ihre sarkastischen Bemerkungen«, unterbrach ihn Sellers. »Ich möchte nur genau trennen zwischen dem, was Sie wirklich wissen, und dem, was Sie nur zu wissen glauben.«
    »Also gut! Ich weiß, daß Doktor Quay geplant hat, Gerald Ballwin ermorden zu lassen. Ich weiß, daß Daphne meine Schwester Anita vergiftet hat. Ich weiß, daß Daphne nur durch ein Mißgeschick eine Überdosis von ihrem Gift geschluckt hat. Ich weiß, daß ich selbst das Arsenik zurückgebracht habe. Ich vermute, daß Doktor Quay das Arsenik in Ruths Zimmer gebracht hat, nachdem er einen Teil davon verschwinden ließ. Ich vermute, daß Ethel Worley die Otis als Zeugin gewinnen wollte und daß sie bei ihrem Besuch Doktor Quay in Ruths Wohnung antraf, oder daß sie ihm begegnete, als er gerade das Zimmer verlassen wollte. Ich vermute, daß Doktor Quay nicht damit gerechnet hatte. Ich weiß, daß Ethel
    Worley ihm mißtraute und daß sie ihn verabscheute... Was nun folgte, können Sie sich wohl selbst vorstellen. Es gab für ihn kein Zurück mehr, denn nur er oder Ruth Otis konnten die fehlende Menge Arsenik verbraucht haben und Ethel Worley als Belastungszeugin, das wäre für ihn einem Todesurteil gleichgekommen.«
    Sellers kaute längere Zeit nachdenklich an seiner Zigarre und sagte dann plötzlich zu mir: »Donald, ich werde jetzt zu Doktor Quay ’rübergehen. Sie bleiben hier und sind mir dafür verantwortlich, daß nichts mit diesem Beweisstück passiert.«
    »Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Keetley.
    »Ich weiß«, sagte Sellers. »Aber der Verlust beziehungsweise die Sicherstellung der Tonbandaufnahmen, die Sie da haben, bedeuten für Doktor Quay Leben oder Tod und für mich Beförderung oder Degradierung. Ich kann das Band jetzt nicht zu Doktor Quay mitnehmen, und weitere Leute
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