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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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von prominenten Leuten arbeiten, sind darauf aus, den Snobismus des Publikums anzusprechen«, fuhr ich fort. »Diese Absicht haben wir nicht. Wir suchen vielmehr Personen zu gewinnen, die etwas Besonderes darstellen, und zwar nicht wegen ihres Reichtums oder ihrer gesellschaftlichen Stellung, sondern wegen ihrer Persönlichkeit und ihrer Popularität.«
    »Und wie sind Sie gerade auf mich verfallen?«
    Ich lächelte. »Das dürfen Sie mich nicht fragen. Das geht von unserem Zentralbüro aus. Wir bereiten diese Kampagne schon seit einer ganzen Weile vor und haben einige sehr sorgfältige Erhebungen angestellt. Das Zentralbüro hat mir mitgeteilt, daß sie für diese Werbekampagne Damen benötigen, die sich wirkungsvoll fotografieren lassen. Damen, deren Persönlichkeit dem Leser sofort ins Auge springt. Was nützt uns ein Haufen blaublütiger Aristokratinnen mit einem Kropf? Wir suchen einen Typ, der prickelndes Leben mit Charme in sich vereint.«
    Sie bewegte das eine Bein ein wenig. »Und Sie glauben, daß ich diese Vorzüge habe?« fragte sie.
    Ich ließ meinen Blick abwärts gleiten und sah ihr dann rasch wieder ins Gesicht. »Sie besitzen diese Vorzüge bestimmt. Und was noch wichtiger ist - der Zentrale ist das auch bekannt.«
    »Also gut«, sagte sie. »Ich werde die Angelegenheit mit meinem Mann besprechen, aber ich sehe eigentlich keinen Grund, warum nicht... Vorausgesetzt natürlich, daß mir die Paste zusagt. Ich möchte keine Sache empfehlen, von der ich nicht... «
    »Selbstverständlich«, sagte ich. »Darum lasse ich Ihnen ja diesen Karton hier. Sie können nach Belieben davon probieren.«
    Sie beugte sich vor und drückte auf einen Knopf. »Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte sie, »so möchte ich meine Sekretärin hereinrufen. Ich möchte sichergehen, daß keinerlei Mißverständnis zwischen uns besteht.«
    »Ganz wie Sie wollen.«
    Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihre Augen waren halb geschlossen, und der Schleier ihrer langen Wimpern gab ihnen ein verführerisches Aussehen.
    »Fast glaube ich«, sagte sie, »das Ganze ist Ihre eigene Idee.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich glaube, Sie haben sich das alles ausgedacht. Es ist eine sehr kluge, eine recht originelle und eine sehr hübsche Art, für einen
    Markenartikel zu werben. Und in der Sache liegt eine Stoßkraft, die... nun, die zu Ihrem Charakter paßt.«
    Bescheiden sagte ich: »Ich habe der Zentrale ein paar Vorschläge gemacht, aber das ist auch alles.«
    »Diese Idee, Leute aufzusuchen, deren Persönlichkeit - wie sagten Sie doch? - den Lesern direkt ins Auge springt... «
    Sie lachte herzhaft.
    Die Tür ging auf, und herein kam das Mädchen, das heute morgen in Bertha Cools Büro gewesen war.
    »Miss Carlotta Hanford, meine Sekretärin«, sagte Mrs. Ballwin, »und das hier ist Mr. Lam.«
    Das Mädchen schien einen Augenblick verwirrt, hatte sich aber schon wieder gefaßt, als ich mich von meinem Stuhl erhob, eine Verbeugung machte und sagte: »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    »Guten Tag, Mr. Lam«, sagte sie kühl.
    Mrs. Ballwin strahlte. Sie sagte: »Mr. Lam vertritt eine besonders hochwertige Anchovispaste. Sie heißt Zesty-Paste. Er läßt uns eine Probe hier, damit wir uns von ihrer Güte überzeugen können. Wenn wir festgestellt haben, daß wir sie mit gutem Gewissen empfehlen können, dann möchte er ein Foto von mir aufnehmen lassen. Bei einer Cocktailparty oder etwas Ähnlichem, nicht wahr, Mister Lam?« fragte sie und wandte sich mir zu.
    »Das wäre wunderbar«, sagte ich. »Vielleicht, wenn Sie gerade einigen Ihrer Gäste Hors d’oeuvres anbieten.«
    Sie nickte. »Ich glaube, das läßt sich machen.«
    Sie warf einen Blick auf ihre Sekretärin, runzelte dann leicht die Stirn und sah zur Decke hinauf, als wollte sie uns aus ihrem Gesichtsfeld verbannen, um besser nachdenken zu können.
    »Wann gedenken Sie dieses Bild aufzunehmen, Mr. Lam?«
    »Das hängt natürlich davon ab, ob Ihnen die Paste zusagt. Wie lange würden Sie brauchen, um sie zu probieren und zu entscheiden, ob sie Ihnen mundet?«
    Sie gab ihrer Sekretärin einen Wink mit dem Kopf. Carlotta Hanford drückte auf einen Knopf. Der Diener-Chauffeur erschien in der Tür. »Mrs. Ballwin, Sie haben geläutet?«
    Sie sah ihn halb abwesend, halb amüsiert an. »Ja, Wilmont. Nehmen Sie diese Tube Anchovispaste und tun Sie etwas davon auf die kleinen, runden Biskuits, von denen wir gestern abend gegessen haben. Und dann mixen Sie uns ein paar Cocktails.
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