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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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davon.

    Vor dem Hotel angelte ich mir den Taxichauffeur, der unsere Klientin gefahren hatte. Er erinnerte sich an die Fahrt, die draußen in der Atwell Avenue beendet war. »Ein großes Haus«, sagte er, »so ’ne Art Kolonialstil.« Er erinnerte sich daran, daß es weiße, runde Säulen und einen Torbogen über dem Eingang hatte.
    Für diese Auskunft gab ich ihm einen Dollar und ging in unser Büro zurück. Bertha Cool wollte sich gerade zum Lunch zurechtmachen. Sie stand vor dem Spiegel und prüfte, ob ihr Hut richtig saß. Sie war eine erfahrene Frau mittleren Alters, der nahezu jede Kopfbedeckung ein vorteilhaftes Aussehen verlieh. Jetzt war sie dabei, sich ein unansehnliches Hütchen im richtigen Winkel auf den Kopf zu setzen. Vielleicht hatte sie die Absicht, besonders sittsam zu wirken.
    Sie sagte: »Hallo, Donald, Liebling. Du hast doch gearbeitet, nicht wahr?«
    »Hm.«
    »Ich schätze das an dir, Donald. Du bist so energisch, und wenn du einen neuen Fall in Angriff nimmst, läufst du dir gleich die Hacken schief... Was hast du herausgefunden, Liebling?«
    Ich fragte: »Hast du die Initialen auf dem Zigarettenetui gesehen?«
    »Was ist damit?«
    »Sie lauteten C. H.«, antwortete ich.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sie nannte sich Beatrice Ballwin. Die Initialen auf dem Zigarettenetui waren jedoch C. H. Das gefällt mir nicht.«
    »Was gefällt dir nicht, Liebling?«, fragte Bertha nervös.
    »Das Drum und Dran.«
    »Und warum nicht?«
    »Schau, da kommt irgend jemand zu uns her und erzählt, daß Gerald Ballwins Frau die Absicht hat, Gift in seinen Kaffee zu schütten. Wir werden damit beauftragt, ihn zu beschirmen. Aber wie sollen wir einen Mann davor beschützen, daß ihm seine Frau beim Frühstück einen Teelöffel Arsenik serviert? Jedenfalls nicht dadurch, daß wir uns vor die Haustür stellen.«
    »Na, und?« fragte Bertha.
    »Dazu müßte man mit am Kaffeetisch sitzen. Man müßte nach der Hand der Frau greifen, wenn sie Zucker in seinen Kaffee tut, man müßte ihr den Löffel aus der Hand schlagen können und sagen: >Du teuflisches Weib<... Du siehst, all das geht nicht«, sagte ich.
    »Worauf willst du eigentlich hinaus, Donald? Komm, sag es deiner Bertha.«
    »Erstens kommst du nicht in das Haus, zweitens kannst du dich nicht mit an den Frühstückstisch setzen, und drittens müßte der Mann erst einmal Krämpfe bekommen, ehe du behaupten kannst, daß Arsenik im Zucker war.«
    »Rede nur weiter«, sagte Bertha.
    »Nimm einmal an, daß eine ganz andere Person ihn vergiften will. Sie schickt irgend jemand zu uns, um uns zu erzählen, daß Geralds Frau ihn aus dem Weg zu räumen beabsichtigt. Während wir uns nur im Kreise drehen, bekommt Gerald Bauchschmerzen und übersiedelt zu seinen Vorvätern, wie die Chinesen es so hübsch ausdrücken. Wenn wir dann unsere Geschichte erzählen, sieht sie so aus: Unsere Agentur hatte die Aufgabe, ihn zu schützen. Wir haben zwei Dinge erreicht: Wir haben den Verdacht auf die Frau gelenkt und haben uns selbst gleichzeitig als Stümper erwiesen.«
    »Was schlägst du also vor, Liebling?« fragte Bertha zärtlich.
    »Die ganze Sache gefällt mir nicht. Die Initialen auf dem Zigarettenetui beweisen, daß das Mädchen eine Schwindlerin ist.«
    Bertha ging ärgerlich zu ihrem Schreibtisch, nahm einen Schlüssel aus ihrer Handtasche, schloß die Kassenschublade auf, nahm das Paket mit den Zehn-Dollar-Scheinen heraus und sagte: »Und das hier beweist, daß sie eine Klientin ist.«
    Sie warf das Geld in die Schublade zurück, schloß sie ab und ging zum Lunch.

3

    Ich rief zwei Privatdetektive an, die für verschiedene Agenturen arbeiteten, und verabredete mit ihnen, daß sie Mrs. Ballwin beschatteten. Einer der Männer sollte sie tagsüber beobachten, der andere bis Mitternacht. Ich glaubte zwar nicht, daß sie in eine Drogerie gehen und Gift kaufen würde, um etwas gegen die Ratten im Keller zu unternehmen, aber man konnte nie wissen, und ich wollte keine Möglichkeit außer acht lassen.
    Irgendwo aß ich zu Mittag und machte dann vor einem Delikatessengeschäft halt.
    Ich blickte mich in dem Laden um und entdeckte einen Karton mit zwei Dutzend Tuben Anchovispaste, der gerade aufgemacht worden war. Es handelte sich um eine Marke, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Ich kaufte gleich den ganzen Karton.
    Dann fuhr ich mit dem Wagen zur Wohnung der Ballwins in der Atwell Avenue hinaus, parkte, ging die Stufen zur Eingangstür hinauf und läutete.
    Ein Diener
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