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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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Was darf ich Ihnen bringen lassen, Mr. Lam?«
    »Einen Whisky mit Soda, bitte.«
    »Für mich einen Martini, Wilmont«, sagte Mrs. Ballwin. »Und Carlotta nimmt nichts.«
    »Sehr wohl, Mrs. Ballwin.«
    Mit steifem Rücken verließ er das Zimmer.
    »Heißt er Wilmont mit Familiennamen?« fragte ich. »Es kommt mir so vor, als hätte ich ihn schon irgendwo gesehen.«
    »Er heißt Wilmont Mariville und ist bei uns Diener und Chauffeur. Als Diener hat er allerdings noch entschieden zu wenig Erfahrung«, fuhr sie schelmisch lächelnd fort. »Aber als Chauffeur ist er ungewöhnlich geschickt. Und der Verkehr hat doch in der letzten Zeit so stark zugenommen, daß die kleinste Besorgung zu einer Zerreißprobe für die Nerven wird.«
    Ich nickte zustimmend.
    »Und dann«, fuhr Mrs. Ballwin fort, »möchte ich dem Jungen natürlich helfen. So viele von ihnen haben Schwierigkeiten, eine Stellung zu finden, die sie wirklich befriedigt. Wilmont wird als Diener auch immer besser. In zwei oder drei Monaten wird er allen Ansprüchen genügen. Ich glaube allerdings, daß es ihm nicht sehr viel Spaß macht. Er ist vernarrt ins Autofahren. Er ist wirklich ein ausgezeichneter Chauffeur.«
    Wieder nickte ich zustimmend.
    Plötzlich sagte Mrs. Ballwin: »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, Mr. Lam.«
    Als sie aus dem Zimmer ging, erhob ich mich von meinem Stuhl.
    Carlotta Hanford raunte mir im Flüsterton zu: »Was soll dieser ganze Unsinn?«
    »Was soll der Unsinn, uns über Ihre Person zu belügen?« fragte ich.
    Sie funkelte mich an.
    Ich grinste und sagte: »Machen Sie sich keine Sorgen, Carlotta. Ich lege ihr psychologische Handschellen an.«
    »Für Sie bin ich Miss Hanford«, sagte sie wütend.
    »Okay, okay. Hat Wilmont noch andere Fähigkeiten, als die Rolle eines Dieners und Chauffeurs zu spielen?«
    Sie reckte das Kinn in die Höhe und versuchte hochmütige Verachtung zum Ausdruck zu bringen.
    Ich sagte: »Falls Sie darauf verzichten wollen, daß wir uns des Falles weiter annehmen, so bin ich damit einverstanden.«
    »Natürlich will ich, daß die Sache von Ihnen weiterverfolgt wird. Glauben Sie, ich werfe mein Geld zum Fenster hinaus? Aber sehen Sie denn nicht, wie gefährlich das ist, was Sie hier treiben?«
    »Nein.«
    »Also... «
    Sie suchte nach Worten, um den Satz zu beenden, als Mrs. Ballwin eintrat und sagte: »Die Cocktails werden sofort serviert, Mister Lam.«
    Ich fragte: »Ihr Mann ist mit dem Handel von Grundstücken beschäftigt?«
    »Ja.«
    »Er verkauft ein Parzellengelände, glaube ich.«
    »Sie scheinen sich ziemlich genau über unsere Verhältnisse erkundigt zu haben.«
    »Der Hintergrund ist stets wichtig für ein Bild. Aber meine Gesellschaft interessiert sich ausschließlich für Sie. Natürlich würden wir Ihren Mann gern im Hintergrund des Bildes berücksichtigen.«
    Sie lachte und sagte: »Das haben Sie äußerst taktvoll ausgedrückt, Mr. Lam.«
    »Das von Ihnen zu hören, freut mich sehr.«
    »Wir sind uns also wegen der Zesty-Paste darüber einig, daß keinerlei Verpflichtungen meinerseits entstehen und daß die Bilder erst verwertet werden, wenn ich meine Zustimmung dazu gegeben habe. Haben wir uns richtig verstanden?«
    »Im großen und ganzen - ja.«
    »Und worin nicht?«
    Ich sagte: »Wir machen die Fotos erst dann, wenn Sie Ihre Zustimmung gegeben haben. Sobald Sie dann aber einverstanden sind und die Fotos vorliegen, sind diese Eigentum unserer Gesellschaft.«
    »Gut, ich glaube, das ist in Ordnung.«
    Wilmont brachte die Cocktails und Hors d’oeuvres ins Zimmer. Mrs. Ballwin nahm einen der kleinen, runden Biskuits und biß vorsichtig hinein. Dann verdrehte sie nachdenklich die Augen, um sich ganz auf den Geschmack der Anchovispaste zu konzentrieren. Selbst wenn sie die bestbezahlte Anchovispastenabschmeckerin der Welt gewesen wäre, hätte sie es nicht besser machen können.
    »Sie ist wirklich gut«, sagte sie.
    Ich strahlte sie an.
    Sie hob ihren Cocktail und warf mir über den Rand ihres Glases einen faszinierenden Blick zu. Es waren verschleierte, einladende Augen mit einem Ausdruck leichter Amüsiertheit, derselbe Blick, mit dem sie Wilmont Mariville gemustert hatte. Ich fragte mich, ob dieser Blick wohl den Männern Vorbehalten war, für die sie sich interessierte.
    Wilmont stand steif und mit sichtlichem Unbehagen da.
    Carlotta Hanford sah mich wütend an.
    Mrs. Ballwin und ich tranken unsere Cocktails aus, ließen nachschenken und aßen vier oder fünf von den Sandwiches
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