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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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mit der Anchovispaste.
    »Schmeckt sie Ihnen wirklich?« fragte ich.
    »Zweifellos«, sagte sie. »Ich finde sie hervorragend. Ich muß natürlich noch mit meinem Mann sprechen, ehe ich meine endgültige Zustimmung zu dem Plan gebe, den Sie mir vorgeschlagen haben.«
    »Selbstverständlich.«
    »Aber ich glaube nicht, daß irgendwelche Schwierigkeiten auftreten werden.«
    Sie lächelte mir zu.
    Ich erwiderte ihr Lächeln, wobei ich der Überzeugung Ausdruck zu geben versuchte, daß eine Frau mit ihrem Charme niemals irgendwelche Schwierigkeiten im Umgang mit Männern haben könnte.
    »Und, falls mein Mann keine Einwände erheben sollte, wann wären Sie dann bereit, die Aufnahmen zu machen?«
    »Jederzeit.«
    »Wird es lange dauern?«
    »Nein, das ist sehr schnell erledigt.«
    »Die Aufnahmen würden nicht viel Zeit in Anspruch nehmen?«
    »Nein. Sagen wir, irgendwann in den nächsten fünf oder sechs Tagen. Ich muß mich nur mit dem Büro in Verbindung setzen, damit man mir einen Fotografen schickt.«
    »Und die Bilder würden dann einige Monate später veröffentlicht werden?«
    »Nur ein paar Wochen später.«
    »So«, sagte sie nachdenklich, und dann fügte sie mit einem Lachen, das ungezwungen klingen sollte, hinzu: »Natürlich weiß man heutzutage nie, was inzwischen passiert. Wir könnten in eine andere Stadt übersiedeln oder... «
    »Wenn wir erst einmal die Fotos und Ihre Zustimmung haben«, sagte ich lächelnd, »dann haben wir alles, was wir brauchen.«
    »Gut, ich bin fest davon überzeugt, daß sich das machen läßt. Ich werde mit meinem Mann sprechen. Wie kann ich Sie erreichen?«
    »Ich bin ständig unterwegs. Es wird am besten sein, wenn ich Sie anrufe. Vielleicht morgen früh?«
    »Das ist mir recht. Rufen Sie mich ungefähr um halb elf an. Sollte ich dann noch nicht zu erreichen sein, so wird Ihnen Carlotta, meine Sekretärin, eine Nachricht von mir übermitteln.«
    Ihrem Tonfall entnahm ich, daß sie die Unterhaltung für beendet ansah. Ich erhob mich und ging zur Tür.
    Der Diener-Chauffeur reichte mir meinen Hut. Ich wartete, bis er die Außentür für mich geöffnet hatte.
    Wie die Hitzewelle eines überheizten Ofens strahlte mir seine Feindseligkeit entgegen.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    »Auf Wiedersehen, Sir.«
    Ich erwartete, daß er die Tür hinter mir zuknallen würde, aber er schloß sie so leise, als wäre er ein Einbrecher.

4

    Ich kletterte in die Agenturkarre und fuhr langsam die Atwell Avenue hinunter. Bei der ersten Kreuzung lenkte ich den Wagen an den Rinnstein und wartete, während ich die Straße hinter mir im Rückspiegel beobachtete.
    Als ich sah, daß ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit die Atwell Avenue hinunterkam, fuhr ich langsam auf der rechten äußeren Fahrbahn weiter.
    Der andere Wagen schien mich überholen zu wollen, aber dann hörte ich das Quietschen der Reifen und gleich darauf ein Hupen.
    Ich wandte mich um und gab mir dabei Mühe, so überrascht wie möglich auszusehen.
    Am Steuer des Chevrolets saß Carlotta Hanford. Sie machte noch immer ein wütendes Gesicht. Unmittelbar vor mir brachte sie ihren Wagen zum Stehen, stieg aus und kam zu mir zurück, wobei ihre Absätze ein energisches Klick-Klick, Klick-Klick auf dem Bürgersteig hören ließen.
    »Hallo«, rief ich, »wo wollen Sie denn hinfahren?«
    Sie sagte: »Sie machen mich noch ganz krank. Was für ein idiotischer Einfall. Was wollen Sie denn mit dieser blödsinnigen Maskerade erreichen?«
    »Sie haben uns doch engagiert, um zu verhindern, daß Gerald Ballwin vergiftet wird, nicht wahr?«
    »Natürlich. Das - und nur das - war der Zweck meines Besuches. Was für ein verrückter Einfall von Ihnen, ins Haus zu kommen und das ganze Theater mit der Anchovispaste und den Fotos aufzuführen. Was werden Sie denn tun, falls... «
    »Dann werde ich die Fotos aufnehmen lassen«, sagte ich.
    »Sie mußten unbedingt herumschnüffeln und feststellen, wer ich bin, und nun ist die ganze Sache verpfuscht.«
    »Warum sollte die Sache verpfuscht sein, nur weil wir festgestellt haben, wer Sie sind?«
    »Weil ich nichts damit zu tun haben wollte.«
    Ich zog ein Paket Zigaretten aus der Tasche und reichte es ihr durchs Fenster. »Möchten Sie eine?«
    »Nein. Ich bin viel zu wütend, um zu rauchen.«
    Ich sagte: »Bleiben Sie nicht auf dem Bürgersteig stehen. Die Leute denken sonst, Sie machen mir einen Heiratsantrag. Steigen Sie ein. Sie können mir dann erzählen, was Sie auf dem Herzen haben.«
    Ich öffnete die Tür.
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