Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott
Autoren: Jesco von Puttkamer
Vom Netzwerk:
konnte, ging es tatsächlich durch einen langen Korridor. Die Reise endete jedoch ebenso schnell, wie sie begonnen hatte. Eine Öffnung bildete sich in einer Metallwand, und dann befand er sich in einer kleinen, metallenen Zelle. Der Teleoperator verschwand auf dem Korridor, und die Öffnung schloß sich geräuschlos.
    Er saß gefangen.
    Erst jetzt wurde er sich wieder der lähmenden Müdigkeit bewußt, die ihn umfangen hielt. Die Anstrengungen der vergangenen Stunden, verbunden mit dem Mangel an Nahrung, verlangten ihren Zoll.
    Er ließ sich auf den Boden nieder und lehnte sich mit dem Rücken an eine Wand. Er sagte sich, daß er jetzt, in dieser Stunde höchster Gefahr nicht schlafen durfte, aber seine Lider lasteten bleiern. Er kämpfte gegen seine Erschöpfung an. Aber es half alles nichts. Sekunden später war er im Inneren seines Druckanzugs eingeschlafen.
     
    Er schreckte jäh hoch, als ihn metallene Glieder berührten. Er wußte nicht, wieviel Zeit inzwischen vergangen war, aber das spielte jetzt auch keine Rolle. Es dauerte einen Moment, bis er wieder klar zu sehen vermochte, und dann erinnerte er sich wieder an alles. Und er erkannte, daß die Entscheidung unmittelbar bevorstand.
    Eine Maschine hatte ihn ergriffen und hochgehoben. Noch während seine Gedanken damit rangen, die Schleier des Schlafes zu verscheuchen, wurde er rasch aus der Zelle in einen angrenzenden Raum getragen, der von strahlendem Licht erhellt wurde. Die Öffnung in der Wand schloß sich, und mehrere Minuten verstrichen, ohne daß etwas geschehen wäre.
    Dann setzte ihn der Mechanismus mit einem metallischen Geräusch seiner Arme auf den Boden ab und begann den Helm seines Raumanzugs zu lösen. Einen wilden Augenblick lang wehrte sich Matchett verzweifelt dagegen, aber er hätte genausogut versuchen können, der Gewalt eines Schraubstocks mit bloßen Händen zu widerstehen. Dann wurde ihm urplötzlich bewußt, was er soeben gehört hatte.
    Der Robotmechanismus hatte ein Geräusch erzeugt!
    Demnach mußte es in diesem Raum eine Atmosphäre geben.
    Noch während ihn diese Gedanken durchzuckten, ließ er die Hände sinken. Wenige Minuten später hatte ihn der Automat seiner Raumrüstung entledigt. Er holte tief Luft und prüfte die Atmosphäre. Sie schien die richtige Zusammensetzung zu haben, auch wenn sie stark nach Ozon roch und von hoher Temperatur war. Verwundert rätselte er an dieser neuen Entwicklung herum. Es erschien kaum wahrscheinlich, daß die Nagha und ihre mechanischen Diener einer atembaren Atmosphäre bedurften. Ein elektronischer Mechanismus benötigte Vakuum für seine Funktion und besaß im Vakuum seinen höchsten Wirkungsgrad.
    Demnach hatte ihn das Gehirn in jenem ersten Raum tatsächlich irgendwie untersucht, um die Bedürfnisse seines Metabolismus festzustellen. Später hatte es dann die nötigen Gase synthetisiert und diesen Raum mit der richtigen Mischung davon gefüllt.
    Matchett runzelte nachdenklich die Stirn. Dies konnte darauf schließen lassen, daß das Robotgehirn ihn am Leben zu erhalten wünschte. Vielleicht bezweckte es gar nicht den Tod seiner Gegner. Vielleicht hatte sich King geirrt, und das Gehirn war gar nicht auf Macht und Eroberung aus!
    »Beginn der Kommunikation«, sagte eine dröhnende, machtvolle Stimme. Matchett schrak zusammen und blickte sich um. Die Stimme hatte den ganzen Raum erfüllt, aber sie besaß scheinbar keine ersichtlichen Quellen. Auch vermochte Matchett nicht zu sagen, ob es eine männliche oder weibliche Stimme gewesen war. Ihr Klang war – geschlechtslos.
    Sekunden verstrichen. Der ferngelenkte Mechanismus rührte sich nicht. Matchett hob die Hand und wischte den Schweiß von der Stirn. Es war drückend heiß, und seine Hand zitterte stark.
    »Ich bin … Nagha«, fuhr die Stimme ausdruckslos fort, und ihre subsonaren Vibrationen erschütterten die Metallwände des Raumes und Matchetts Brustkorb. »Ich bin das mächtigste Wesen im Universum. In kurzer Zeit werde ich auch über deinen Weltraum herrschen. Aber das werden du und deinesgleichen nicht mehr erleben.«
    Matchett fuhr sich mit der Zunge über seine trockenen, ausgedörrten Lippen. Die Hitze im Raum wurde plötzlich trocken, als ob ein Regelmechanismus irgendwo eingesprungen war. Eine lähmende Beklemmung schnürte seine Brust zusammen, und für einen flüchtigen Moment lang hatte er den Eindruck, daß dies alles nur ein böser Traum war.
    »Du … du sprichst unsere Sprache?« preßte er schließlich hervor, nur um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher