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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott
Autoren: Jesco von Puttkamer
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gekommen! Der Mutant konnte nur noch Sekunden zum Leben haben!
    Er stand noch immer reglos, als das wilde Durcheinander in seinem Kopf einen zweiten Gedanken ausspie. Nein! Es gab ja noch drei Notgeneratoren. Sie mußten von der Automatik und den Technikern unverzüglich eingeschaltet worden sein, wie sie es hundertmal simuliert hatten. Ungeheuer erleichtert atmete er auf und begann sich den langen Korridor entlangzutasten.
    Und wenn auch die Generatoren ausgefallen waren, dann stand überdies eine große Akkumulatorenbank zur Verfügung. Und schließlich gab es für den äußersten Notfall noch den muskelbetriebenen Generator in der Werkstatt. Es konnte einfach nichts passieren.
    Einige Minuten später tauchte am Ende des Korridors ein fahler Schein auf, der schwankend über die metallenen Wände glitt. Dann erschien eine kleine, flackernde Flamme.
    Als er näher kam, erkannte er, daß der Schein von einer Kerze ausging, einer ganz normalen, primitiven Kerze. Und das an Bord des modernsten Sternenschiffs des 27. Jahrhunderts!
    Die Kerze wurde von der Hand seines Chefassistenten gehalten. Der Mann lehnte total erschöpft an der Korridorwand. Er mußte in eiligem Lauf über die Nottreppen aus dem Kielraum heraufgekommen sein. Er blickte seinem Chef aus irren Augen entgegen.
    Matchett legte die letzten Meter mit großen Sätzen zurück. Als er bei seinem Techniker eintraf, sprudelten seine Worte wild hervor.
    »Was gibt’s, Alexei Andrejewitsch? Los, rede schon! Es ist doch alles in Ordnung dort unten, nicht wahr?«
    Rumjantsew schüttelte den Kopf.
    »Nein, Dr. Matchett«, murmelte er. »Nichts … in Ordnung. Strom … ausgefallen. Haben Notgeneratoren angeklemmt. Nichts. Batterieschaltung … ebenfalls nichts. Geben keinen Strom. Handgenerator … alles nutzlos. Unser Gegner … hat die Fähigkeit, sämtliche Stromerzeuger … kurzzuschließen. Elektrizität … wird abgeleitet. Irgendwohin. Noch bevor sie … die Klemmen erreicht.«
    Matchett stand starr. Der Alptraum seines Lebens war Wirklichkeit geworden.
    »Und … und …« Seine Stimme versagte. Er brachte die Worte einfach nicht heraus, aber er kannte die Antwort.
    Der Mann nickte wieder.
    »Ja, Chef. Der Tankmechanismus ist … stehengeblieben. Der Cyborg Kane liegt leblos … am Boden. Wir haben unser Möglichstes getan … Alles. Die Instrumente zeigen es. Es fließt kein Strom mehr.«
    Matchett ließ seine Hände sinken. Eine Welt brach für ihn zusammen.
    Chester Clayton King, der schlafende Gott, war tot.
     

 
17.
     
    Sein Schatten zuckte gespenstisch über die glatten Wände, als die gelbe Kerzenflamme unstet flackerte. Er hatte einige Mühe, durch den Schlitz im Rückenteil in den Raumanzug zu klettern, aber schließlich war es soweit. Die Dichtungen schlossen sich unter seinen Händen, und die Stulpen der schweren Handschuhe verschmolzen hermetisch mit den Ärmelansätzen.
    Er ergriff den Helm mit dem angeschlossenen Atemgerät, zögerte einen Moment und zuckte dann die Schultern.
    »Es bleibt mir nichts anderes übrig, Alexei«, sagte er. »Wir können jetzt von King keine Hilfe mehr erwarten. Er ist tot. Ich werde das Schiff verlassen und mich dem Computergehirn ausliefern. Mal sehen, ob ich noch etwas retten kann. Ich bezweifle es jedoch.«
    Mit einer entschlossenen Bewegung setzte er sich den Helm auf. Sein Assistent verschraubte ihn mit der Halskrause des Anzugs, und dann begann das Atemgerät zu arbeiten, das nun auf dem Rücken ruhte. Der Druckanzug füllte sich.
    Die Heizung des Anzugs, die durch eine Batterie betrieben wurde, funktionierte nicht, ebenso wie alle elektrischen Geräte des Schiffes. Auch das Kühlaggregat, das die Innentemperatur bei direkter Sonneneinstrahlung in erträglichen Grenzen halten sollte, hatte durch den Ausfall seines Gebläses den Dienst aufgesagt, ebenso wie das Helmradio. Er mußte zusehen, daß er sich ohne die beiden Apparate durchschlagen konnte.
    Glücklicherweise konnten die Schleusen des Schiffes auch durch einen Handmechanismus mit Übersetzungsgetriebe geöffnet werden. Es dauerte einige Zeit, während die beiden Männer keuchend an den großen Handrädern drehten, aber dann öffnete sich die Luke langsam und widerstrebend. Matchett trat in die Schleuse, wartete, bis die Tür hinter ihm geschlossen war, und öffnete dann die äußere Luke.
    Während die Rampe langsam hinunterglitt, verharrte er reglos und blickte über die spiegelglatte Ebene hinweg. Nirgends ließ sich die geringste Erhebung oder
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