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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott
Autoren: Jesco von Puttkamer
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Unregelmäßigkeit feststellen. Dieses Computergehirn war eine riesige, runde Kugel aus Metall.
    Die Beobachtungen aus dem Weltraum und der ungeheuer weit entfernte Horizont hatten ihm gezeigt, daß dieser Planet volumetrisch wenigstens zehnmal größer war, als die Erde. Und doch besaß er eine Schwerkraft, die sich durchaus ertragen ließ. Das ließ darauf schließen, daß der Hohlraum dieser Planetenkugel lange nicht vollständig ausgefüllt war. Zweifellos hatte das Gehirn bei der Festlegung seiner Größe ein Netzwerk von Servicegängen sowie späteren Anbaumöglichkeiten berücksichtigt.
    Jetzt kam die Rampe zur Ruhe. Matchett richtete sich auf und schritt entschlossen die schräge Ebene hinunter. Die TELLUS lag völlig hilflos auf der weiten Ebene, nicht nur ihrer Mannschaft beraubt, sondern auch ihrer Lebensfähigkeit. Es blieb ihm nichts übrig, als das Gehirn persönlich zu konfrontieren. Vielleicht …
    Aber Matchett war sich bewußt, daß er allein nicht viel gegen dieses riesenhafte Gebilde ausrichten konnte.
    Als er auf die Metallfläche trat, blieb er wieder stehen.
    Suchend glitt sein Blick über den Horizont, aber überall zeigte sich ihm das gleiche Bild: Spiegelnder Metallboden und sonst nichts. Aber dann, als er zur anderen Seite hinübersah, erkannte er plötzlich, daß er sich geirrt hatte.
    Das Computergehirn begann sich zu rühren.
    In geringer Entfernung von ihm hatte sich eine große, viereckige Öffnung in der glatten Metallfläche gebildet. Eine Platte mußte dort abrupt abwärts geglitten sein. Dunkel und drohend starrte ihn das schwarze Loch an.
    Eine Maschine stieg aus ihm hervor. Ein alptraumartiges Gebilde aus Armen und Beinen, die sich in maschinellem Stakkato-Rhythmus bewegten. Große, schimmernde Linsen warfen blitzende Reflexe, als die Maschine rasch auf ihn zukam.
    Matchett wartete, bis sie ihn erreichte. Er wehrte sich auch dann nicht, als sich zwei mächtige klauenartige Zangen um ihn schlossen. Gelenke bewegten sich, und zwei starke Arme hoben ihn mühelos in die Höhe. Er verharrte reglos. Jetzt war nicht der Augenblick, an Gegenwehr zu denken und den Helden zu spielen. Das Gehirn wollte ihn lebend haben.
    Warum?
    Der Teleoperator wirbelte herum und glitt wieder rasch auf die Öffnung zu. Matchett erhaschte einen letzten Blick auf die riesige Scheibe der TELLUS, dann tauchte die Maschine mit ihm in das Dämmerlicht der Öffnung hinunter. Sekunden später glitt eine Metallplatte in die Höhe und verschloß das Loch.
    Er befand sich im Innern des künstlichen Planetengehirns.
    Es war stockdunkel. Er konnte nichts sehen, aber er fühlte, daß er noch immer in den Zangen der Maschine hing. Den Auf- und Abbewegungen nach zu schließen, trug sie ihn tiefer ins Innere hinein.
    Eine endlose Zeit verstrich.
    Schließlich hielt der ferngesteuerte Robot an und setzte Matchett zu Boden. Noch immer herrschte undurchdringliche Finsternis, aber er stand jetzt wenigstens auf einem festen Untergrund und hatte Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Eine Idee zuckte in ihm auf. Vielleicht war die Nagha außerstande, in ihrem Innern den Kurzschlußeffekt hervorzurufen, wie außerhalb ihrer Hülle! Sie würde sich nur selber schaden.
    Rasch bestätigte er den Schalter der starken Lampe, die im Helm des Raumanzugs eingebaut war. Im nächsten Augenblick strahlte sie auf und tauchte die Umgebung in helles Licht. Matchett konnte wieder sehen. Auch die übrigen Systeme des Druckanzugs funktionierten wieder.
    Er stand in einem großen Raum, der ausschließlich aus Metallplatten gefügt zu sein schien. Er enthielt nichts, außer ihn selbst und die Zangenmaschine, die einige Meter vor ihm kauerte und ihn aus kalten Linsen anstarrte.
    Die Minuten verstrichen, ohne daß etwas geschah. Er bewegte einen Fuß, doch das mechanische Monster hob augenblicklich eine seiner Zangen. Es war zweifellos eine Drohung, und Matchett war klug genug, um es nicht auf eine Machtprobe ankommen zu lassen.
    Er verhielt sich reglos, aber seine Gedanken jagten sich.
    Was bezweckte das Gehirn damit, ihn hier stehen zu lassen? War es etwa damit beschäftigt, ihn mir irgendwelchen geheimnisvollen Strahlen zu untersuchen?
    Er wußte es nicht, aber als etwa fünf Minuten verstrichen waren, trat eine neue Änderung ein. Die Maschine bewegte sich wieder. Ihre Arme schossen hervor, und im nächsten Augenblick legten sich die Zangen um seinen Körper. Er wurde aufgehoben und aus dem Raum getragen.
    Wie er jetzt im Schein seiner Lampe erkennen
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