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Der schlafende Gott

Der schlafende Gott

Titel: Der schlafende Gott
Autoren: Jesco von Puttkamer
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seiner Schwäche. Sie würde schon dafür sorgen, daß ihre Außenhülle nicht beschädigt wurde!
    Weiter und weiter verringerten sich die Ziffern auf den Skalen. Die Tausender-Skala erreichte den Null-Punkt und verharrte reglos, während sich nun die Zahlen der Hunderter-Skala weiter bewegten. Achthundert … siebenhundert … sechshundert Kilometer. Immer langsamer.
    Matchett richtete sich auf und holte tief Luft. Inzwischen mußten sie sich bereits innerhalb der Kraftschirme des Gehirnplaneten befinden. Aber es war besser, noch zu warten.
    Die glänzende, spiegelnde Metallfläche näherte sich rasch. Noch hundert Kilometer, sagte das Instrument.
    Abrupt fuhr Matchett zusammen. Der Energieschirm! Er war noch in voller Funktion, und wenn er mit der Masse des Robotgehirns in Berührung kam, würde die dadurch verursachte Explosion das Schiff mit großer Wahrscheinlichkeit in Fetzen reißen.
    Er streckte rasch die Hand nach der Taste des Kraftschirms aus … und erstarrte zum zweiten Mal.
    Die Abstellvorrichtungen bewegten sich von selbst! Wie von einer unsichtbaren Hand gezogen, klappte der Schutzkäfig auf, und der Hebel der Hauptstromzuführung zum Schirm rückte aus seiner Raste heraus und glitt langsam in die Nullstellung zurück. Die Schnellschlußtaste bewegte sich. Die großen Meßinstrumente, die den Stromverbrauch des Kraftfelds registrierten, zeigten, was Matchetts Augen nicht glauben wollten. Der Energieschirm bestand nicht mehr. Und das bedeutete …
    Das Computergehirn selbst hatte die ihm drohende Gefahr erkannt und gehandelt. Es besaß die Fähigkeit, über große Entfernungen hinweg materielle Objekte zu bewegen!
    Matchett saß sekundenlang in lähmender Starre, als ihm diese Erkenntnis kam. Jetzt hatte die Expedition überhaupt keine Chancen mehr. Die Fähigkeiten des fremden Wesens mußten jeden Verteidigungsplan Kings im Keim ersticken lassen. Er dachte an die verschollenen Sorok-Schiffe, und es erschien ihm jetzt glasklar, warum sieben starke Expeditionen der Soroks restlos vernichtet worden waren. Allein der hypnotische »Nebel« mußte genügt haben, um sie hilflos zu machen.
    Wieder überlief ihn ein Schwindelanfall. Im gleichen Augenblick fuhren die massiven Landebeine der TELLUS aus, und das Expeditionsschiff setzte leicht wie eine Feder auf der riesigen Ebene aus hochpoliertem Metall auf.
    Matchett riß sich gewaltsam zusammen. Jetzt nur nicht schlappmachen! Er mußte handeln – jetzt oder nie!
    Er hieb auf die Kommunikationstaste. Eine der Geschützgalerien erschien auf dem Bildschirm. Im Hintergrund standen die Robots an den Schalttafeln.
    »Achtung«, rief er mit heiserer Stimme und drückte eine Kombination von Knöpfen auf der Feuerleitkonsole. »Breitseite … Feuer!«
    Die Droniden rührten sich nicht.
    Matchett starrte. Die drei Maschinenwesen schienen starr und leblos. Und die Meßskalen ihrer Instrumente erloschen eine nach der anderen.
    Noch einmal wollte Matchett den Befehl erteilen, aber da stellte der Kommunikator den Dienst ein. Der Bildschirm wurde schwarz.
    Noch immer ungläubig richtete sich Matchett auf. Sein Blick fiel auf die großen Bildschirme der Kommandobrücke.
    Vor seinen Augen verdunkelten sie sich einer nach dem anderen. Überall in der Runde erloschen dunkelrot-glühende Instrumentenskalen und Computerbildschirme. Das tiefe Brummen eines Hilfsmotors setzte aus. Die künstliche Beleuchtung des Raumes flackerte auf und erstarb.
    Ein ungeheuerlicher Gedanke durchzuckte Matchett, und wie wild griff er in die Kontrollen. Volle Kraft auf den Antrieb …
    Nichts!
    Seine Finger glitten über die Knöpfe des Schiffskommunikators. Aber der Bildschirm blieb dunkel.
    Matchett sprang auf und hastete die Stufen der Brücke hinunter, halb fallend, halb springend. Er stolperte in der Dunkelheit und stürzte zu Boden, jedoch ohne sich zu verletzen. Seine Hand tastete nach seinem Feuerzeug, und dann flackerte die kleine Flamme auf und warf einen trüben Schein.
    Fluchend taumelte er auf das Portal zu. Unerträgliche Stille erfüllte die stockdunklen Korridore des Schiffes. Das leise Sausen der Ventilatoren und Klimaanlagen war verstummt. Es wurde rasch kalt. Nichts rührte sich.
    Das Schiff war stromlos!
    Er erstarrte auf der Stelle, als ihm diese Erkenntnis erst jetzt voll bewußt wurde. Selbst die Notbatterien des Schiffes mußten versagt haben.
    Das bedeutete …
    Der Tankmechanismus des schlafenden Gottes war ebenso wie die Motoren, Aufzüge, Klimaanlagen zum Stillstand
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