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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen
Autoren: Rex Gordon
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1.
     
    Eve machte mir Sorgen. Nachdem sie in die Kabine gekommen war, blickte ich nach unten, wo die letzten Techniker vom Startgerüst kletterten und hastig in die Wagen stiegen, die sie zu den sicheren Betonbunkern bringen sollten. Zum erstenmal sah ich die riesige Rakete völlig frei stehen. Frei von allen Stützen ragte sie schlank und gewaltig in den dämmernden Morgenhimmel.
    Noch fünfzehn Minuten bis zum Start!
    Noch während die Techniker mit ihren Jeeps und Lastwagen zu den Bunkern fuhren, machte Eve sich an ihre Arbeit. Unten stand noch eine kleine Gruppe, die es anscheinend nicht so eilig hatte, aus der gefährlichen Nähe der startbereiten Rakete fortzukommen. Inmitten dieser Gruppe stand der General. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte zu mir herauf. Ich stand in der kreisrunden Öffnung des Einstieges und atmete die frische Morgenluft mit tiefen, gierigen Zügen ein. Vielleicht zum letztenmal! schoß es mir durch den Sinn.
    Die Kontrollkabine war nicht groß, nur drei Meter im Durchmesser und zudem mit allen möglichen Geräten vollgestopft. Die Frontfenster waren noch mit dicken Keramikplatten verschlossen; die Antenne lag noch zusammengeschoben in der spitzen Nase.
    Nur diesen kleinen Teil der gigantischen Rakete würde ich später eigenhändig steuern können. Die anderen beiden Stufen, turmhohe, mit hochexplosivem Treibstoff gefüllte Zylinder, konnten nur von der Bodenstelle aus kontrolliert werden.
    Die kleine Gruppe um den General löste sich auf, nur der General selber blieb noch stehen. Dann geschah es:
    Ich hörte das Zischen der Druckluft und sah die schlanke Leiter, die letzte Verbindung mit der Umwelt, vom Einstieg wegsinken. Gleich darauf wurde auch der untere Teil des Startgerüstes weggefahren. Ich war allein, allein mit Eve. Ein Zurück gab es nun nicht mehr.
    Der General winkte noch einmal, und ich winkte zurück. Dann drehte der General sich um und stieg in den Jeep, der mit laufendem Motor auf ihn wartete und sofort losraste.
    Ich drehte an dem Handrad, mit dem ich das runde Schott verschließen konnte. Der Spalt, durch den ich den gerade anbrechenden Morgen sehen konnte, wurde immer, enger und war plötzlich nicht mehr vorhanden. Die Tür zur Außenwelt war endgültig verschlossen. Ich war allein – allein mit Eve.
    Ich drehte mich um und sah sie an. Sollte ich mit ihr reden? Natürlich mußte ich das tun. Wir waren aufeinander angewiesen. Es hatte keinen Sinn, sich da etwas vorzumachen.
    „Bodenmannschaft räumt den Startplatz. Einstieg verschlossen. Das kann ins Logbuch eingetragen werden.“
    „Schon erledigt“, sagte Eve.
    Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, und das war vielleicht ganz gut. Nach dem gleißenden Scheinwerferlicht mußte ich mich erst an die trübe Beleuchtung der Kontrollkabine gewöhnen. Ich mußte mich überhaupt an vieles gewöhnen – vor allem an Eve.
    Ich drehte mich wieder um und sicherte das Schott mit schweren Klammern.
    „Der Zeitplan stimmt genau“, bemerkte Eve nüchtern.
    „Sind die Symbiose-Tanks kontrolliert worden?“
    „Alles in Ordnung. Der Countdown beginnt.“
    Aus dem Lautsprecher tönte die monotone Stimme des Ansagers, der die letzten, schicksalhaften Minuten vor dem Start in peinigende Sekunden zerhackte.
    Ich sah mich noch einmal in der Kabine um. Alles war mir vertraut, aber in diesem Augenblick wirkte die Technik doch fremdartig und phantastisch. Über uns hingen die durch Rohrleitungen verbundenen Tanks, die für uns das Leben bedeuteten. Wasser, Luft und Nahrung würden wir aus diesen Tanks beziehen. Außerdem würden diese Tanks unsere Abfälle wieder aufarbeiten und so für einen Kreislauf sorgen. Schon zeigten die matt leuchtenden Skalen das Funktionieren der Anlage an. Auch der Kernreaktor arbeitete bereits und versorgte den leise brummenden Generator mit Energie. Mein Blick wanderte zu den beiden Liegesesseln, die mich in diesem Augenblick an Zahnarztstühle erinnerten. Ich sah die verwirrende Vielfalt der Instrumente, auf denen dünne Zeiger zitterten. Da war auch der Bildschirm, der uns ein Bild von der Umwelt in die Kabine brachte. Dieser Schirm sollte uns schon bald die Wunder des Weltraumes offenbaren.
    „Nervös?“ fragte Eve.
    Sie schien keine Nervosität zu spüren. Der eng anliegende silberglänzende Schutzanzug unterstrich ihre wohlgeformte Gestalt, aber ihr Verhalten und ihre Stimme wirkten wie eine kalte Dusche und verwiesen alle ablenkenden Gedanken in die Schranken.
    „Natürlich
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