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Und plötzlich warst du wieder da

Und plötzlich warst du wieder da

Titel: Und plötzlich warst du wieder da
Autoren: EMILIE ROSE
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PROLOG
    Richards, der langjährige Rechtsbeistand und Notar der Familie, hob den Blick von Everett Kincaids Testament und richtete ihn über den schweren Esstisch hinweg auf Nadia Kincaid, die jüngste Erbin. „Ich verlese jetzt den Teil des Testaments, der Sie betrifft, Miss Kincaid.“ Richards räusperte sich umständlich.
    Nadia wartete gespannt. Diese ganze Prozedur zerrte an ihren Nerven. Von seinen Kindern hatte sie dem Verstorbenen am nächsten gestanden. Aber es hatte auch so etwas wie Hassliebe zwischen ihr und ihrem Vater geherrscht. Deshalb war Nadia während der Testamentsverlesung im Esszimmer von Kincaid Manor sehr angespannt. Nach dem, was sie bisher gehört hatte, hatte sie nichts Gutes zu erwarten. Offenbar hatte es Everett Kincaid gefallen, jedem seiner Kinder eine spezielle Aufgabe aufzuerlegen, die in einer Jahresfrist zu erfüllen war, bevor sie das Milliarden-Erbe antreten konnten.
    Nachdem Richards sich Nadias Aufmerksamkeit vergewissert hatte, fuhr er mit der Verlesung fort: „Zu guter Letzt nun zu dir, meine Tochter Nadia. Der Einsatz und die Erfolge deiner Arbeit für unser Unternehmen, liebe Nadia, sind sehr beachtlich …“
    Nadias Anspannung wuchs. Wenn ihr Vater anfing, jemanden zu loben, konnte man sicher sein, dass das dicke Ende folgte. Sie sollte recht behalten.
    Richards las weiter: „Deine Verdienste täuschen mich jedoch nicht darüber hinweg, dass du es bisher versäumt hast, deinem Leben eine Richtung zu geben. Du bist kein Teenager mehr, Nadia, trotzdem umgibst du dich mit Freunden, die nicht weiter als bis zur nächsten Party denken. Angesichts dessen halte ich es für angebracht, dass du dein bequemes Nest verlässt, um endlich flügge zu werden.“
    Everett Kincaids Urteil war unbestechlich und gnadenlos scharfsichtig wie immer. Allerdings hatte er außer Acht gelassen, dass Nadia einiges durchgemacht und ein gewisses Maß an Ablenkung gebraucht hatte, um nicht in eine schwere Depression zu fallen.
    „Mit sofortiger Wirkung bist du von deiner Stellung im Management der Kincaid Cruise Lines unbezahlt und für die Dauer eines Jahr beurlaubt. Während dieses Jahres hast du dich von allem, was in irgendeiner Form zum Geschäftsbetrieb der KCL-Reederei gehört, sowie vom Familienstammsitz Kincaid Manor fernzuhalten.“ Richards atmete ein.
    Nadia konnte es nicht fassen. Mit einem Federstrich hatte ihr Vater ihr nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Zuhause genommen!
    „Du wirst dieses Jahr über in meinem Penthouse-Apartment in Dallas, Texas, wohnen …“
    „Daddy hat ein Penthouse in Dallas?“, unterbrach Nadia den Notar. Rand, ihr älterer Bruder, hob die Hand und brachte sie zum Schweigen.
    „… jede Erwerbstätigkeit ist dir ausdrücklich untersagt. In dem Apartment werden keine Partys veranstaltet. Außerdem herrscht dort für dich zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens strikte Anwesenheitspflicht. Solltest du diese Bedingungen in irgendeiner Form nicht erfüllen, ist das Erbe nicht nur für dich, sondern auch für deine Brüder verwirkt.“
    Nadia konnte nicht länger an sich halten. „Was soll das denn?“ Fassungslos blickte sie von Mitch zu Rand. „Das darf doch nicht wahr sein“, protestierte sie empört. „Er schmeißt mich einfach raus – aus der Firma, aus dem Haus. Das ist ja wie früher, als er mich auf mein Zimmer geschickt hatte. Ich bin doch keine vierzehn mehr!“ Nadia verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Lächerlich! Das mache ich nicht mit. Kommt überhaupt nicht infrage.“
    „Du hast keine andere Wahl“, meinte Mitch, der jüngere der Brüder, in ruhigem Ton.
    Nadia stieß einen verächtlichen Laut aus. Typisch Mitch, unser cooler Krisenmanager, dachte sie. „Hör mal zu. Wie kann Dad von mir verlangen, mein Zuhause, meinen Job und all meine Freunde aufzugeben?“
    „Er kann es.“ Rand hatte den Platz am Kopf der Tafel eingenommen und beugte sich jetzt vor. „Du hast doch gehört, was im Testament steht. Wenn du nicht spurst – wenn wir nicht alle spuren –, sind wir die Reederei und den Familienbesitz los. Aber reg dich nicht auf. Mitch und ich sind bei dir.“
    „Seid ihr eben nicht. Wie denn? Ihr seid hier in Miami, und ich sitze in Dallas fest.“ Von klein auf hatte Nadia zu Rand aufgeblickt. Als ihr ältester Bruder war er ihr engster Vertrauter gewesen, dem sie all ihre großen und kleinen Sorgen anvertraut hatte. Und dabei war es auch später geblieben. Aber was er
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