Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
des Erträglichen.
    »Gehst du jetzt, du geistig unterbelichtetes Weidetier?«
    Kopfschüttelnd erhob ich mich und folgte dem zarten Wink meiner Katze. Meiner Katze? Offensichtlich war ich eher ihr Mensch. Sie folgte mir und sah kritisch zu, wie ich das Geflügelfleisch in Würfel schnitt.
    »Nicht so groß, ich will sie auf einen Happen haben.«
    Also kleiner. Ich holte gewohnheitsmäßig die Diätmargarine aus dem Kühlschrank und spürte fünf Krallen im Bein.
    »Butter, du däml …«
    »Verkneif’s dir, Minni!«, fauchte ich sie an. Und nahm natürlich die Butter. »Leicht gesalzen, Madame?«, fragte ich mit spöttischem Unterton.
    »Kann nicht schaden. Ein Hauch Rosmarin, wenn zur Verfügung.«
    »Rosmarin?«
    »Schon gut, man kann darüber streiten, bei Geflügel.«
    Maria hilf, eine Feinschmeckerkatze.
    »Und pass auf, dass es nicht zu trocken wird. Ich mag es rosa.«
    Ich richtete einen Teller her, stellte die Sahne wie angeordnet zurecht und beobachtete dann, wie Minni mit zierlichen Bissen das warme Tellergericht verputzte. Akustische Halluzinationen schmatzen nicht.
    »Nicht ganz so delikat, wie ich es gewöhnt bin, aber es ging.«
    »Na, Gott sei Dank. Was wäre nur passiert, wenn es dir nicht geschmeckt hätte?«
    »Ach, dann hätte ich mir hier irgendwo die Krallen wetzen müssen, um auf Jagd gehen zu können.«
    Visionen von zerfetzten Möbeln tauchten kurz vor meinem Auge auf, und es schauderte mich.
    »Jetzt kannst du deine Wäsche machen, ich mache inzwischen auch meine Wäsche. Später unterhalten wir uns.«
    Mit diesen Worten stolzierte Minerva ins Wohnzimmer. Ich blieb kopfschüttelnd in der Küche stehen. Dann raffte ich mich auf und machte mir ebenfalls mein Stück Huhn in der Pfanne. Kurzgebraten, saftig. Anders als sonst, da hatte ich es immer durchgebraten. Ein kluges Tier, diese Minni.
    Danach war die Wäsche dran, und als ich endlich ins Wohnzimmer zurückging, lag Minni tief und fest schlafend auf dem Sessel. Ich war froh darüber. Dann würde wenigstens die Stimme schweigen.
    Im Fernsehen lief der übliche Samstagabend-Schwachsinn, und ich döste ebenfalls bald vor dem Geflimmer ein. Der Stress und die Anstrengungen der letzten Wochen verlangten ihren Tribut. Darum beschloss ich, als ich zu den Spätnachrichten die Augen aufschlug, direkt ins Bett zu gehen. So lautlos wie möglich, um ja das schlafende Tier nicht zu wecken, schlich ich an dem Sessel vorbei. Und dennoch war mir, als folge mir ein aufmerksamer, blauer Blick. Aber es kam kein Kommentar, worüber ich froh war. Wahrscheinlich ginge es mir morgen besser.

Kapitel 4
    »Könntest du mich bitte mal hinauslassen, ich habe ein starkes körperliches Bedürfnis!«
    Ein Kitzeln in meinem Gesicht begleitete diese Worte. Oh nein, es ging mir noch nicht besser. Aber schlaftrunken wankte ich zur Balkontür und öffnete sie.
    »Danke. Ich komme in drei Stunden zurück. Bitte öffne mir dann unaufgefordert.«
    Es war halb sechs. Gehorsam stellte ich den Wecker auf halb neun. Man muss eben seinen Wahnsinn ausleben. Traumlos versank ich in die Wogen eines abgrundtiefen Schlafes, aus dem mich mit Mühe das Pfeifen des Weckers riss. »Tür aufmachen«, war das Erste, woran ich dachte. Und auch tat. Zufrieden eine Maus vor sich hertragend balancierte Minni auf der Balkonbrüstung.
    »M’ Früftück«, erklärte sie vollmundig.
    Dazu gab es nicht viel zu bemerken. Dann überkam mich seit Tagen das erste Mal wieder ein ausgesprochen leichtes Gefühl. Sozusagen eine wunderliche Heiterkeit. So muss das sein, wenn einem etwas völlig Unabänderliches passiert, man einfach nicht mehr gegen seinen kranken Geist ankämpfen muss und hemmungslos irre sein darf. Ich fing erst leise an zu kichern, dann warf ich mich schließlich schallend lachend auf das Sofa und beobachtete, wie Minni säuberlich die Maus zerlegte. Gut, dann habe ich eben eine sprechende Katze. Hat schließlich nicht jeder.
    Ich widmete mich meiner Morgentoilette. Die Waage zeigte zufriedenstellende einundfünfzig Kilo, was bei einer Größe von ein Meter siebzig gerade recht ist.
    »Du bist zu mager, Katharina. Spillerig, keine vernünftigen Muskeln, kein Pölsterchen für schlechte Zeiten. Das musst du ändern, hörst du?«
    »Hat dich jemand um einen Kommentar gebeten?«
    »Nein, aber ich pflege zu reden, wann es mir gefällt.«
    Minni hatte sich auf die Waschbeckenumrandung gesetzt und schnupperte an den beiden Parfümflakons.
    »Steht dir nicht, dieses künstliche Zeugs. Lavendel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher