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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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wär besser.«
    Ich sah die Katze mit der kraus gezogenen Nase mit resigniertem Lächeln an.
    »Wie schön, dass du unaufgefordert deine Meinung sagen kannst. Und noch schöner ist, dass ich einfach nicht drauf achten muss.«
    »Solltest du aber. Dann wärst du nämlich ein bisschen zufriedener mit dir selbst.«
    »Wer sagt dir, dass ich unzufrieden bin?«
    »Ich.«
    »Raus jetzt, ich will mich fertigmachen«, forderte ich sie ungeduldig auf.
    »Ach, mich stört das nicht …«
    »Aber mich!«
    »Eijeijeijeijei, was für ein eigensinniges Weib!«
    Minni sprang vom Becken und schnürte hinaus. Ob sie recht hatte mit dem Parfüm? Katzen haben ja eine sehr empfindliche Nase. Und, ehrlich gesagt, mir gefielen die beiden blumig-aromatischen Düfte auch nicht mehr so besonders. Ich hatte sie gekauft, weil mir das zugehörige Image gefallen hatte. Aber weder das eine noch das andere faszinierte mich so nachhaltig, dass ich meine gesamte Garderobe damit tränken wollte. Also heute gar nichts, nur Wasser und eine CD . Harfenmusik, was Minni zu gefallen schien. Sie leckte sich mit langsamen, anmutigen Bewegungen die Wirbelsäule dazu.
    Draußen war weiterhin Schmuddelwetter, etwas feuchtkalter Nebel, Temperaturen um den Gefrierpunkt, kaum Wind. Eigentlich sollte ich heute die letzte Aufgabe in Statistik lösen, aber als ich meinen überquellenden Schreibtisch musterte, verging mir jede Lust. Ich konnte natürlich auch mal aufräumen. Aber dazu hatte ich auch keine Lust.
    »Minni, ich bin frustriert!«
    »Weiß ich.«
    Schon wieder hatte ich verdrängt, dass meine Mitbewohnerin ja sprechen konnte, und sah sie nur groß an.
    »Guck nicht so geistlos in die Gegend. Setz dich hin, wir haben etwas zu besprechen. Heute ist der richtige Tag dazu.«
    Na gut, alles besser als Statistik oder bügeln. Ich setzte mich zu ihr auf das Sofa.
    »Na, dann los.«
    »Du brauchst jetzt mal deine Phantasie, Katharina.«
    »Ich fürchte, davon habe ich nicht viel. Ich ziehe es vor, realistisch zu denken.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »So richtig schön Faktenwissen? Ganz streng logisch alles? Sauber nach Formel und Gesetz? Was geschrieben steht, glaubst du alles?«
    »Du willst mich verspotten, Minni. Natürlich bin ich auch kreativ. Aber das schließt doch Realismus nicht aus.«
    »Nein, aber Phantasie auch nicht. Gut, du bekommst ein paar Fakten von mir. Also, ich komme zu dir von einem Ort, der sich Trefélin nennt. Er umfasst ungefähr eine halbe Million Quadratkilometer, ist in seiner Nordsüd-Ausdehnung circa tausend Kilometer lang, der breiteste Teil liegt bei fünfhundert Kilometern. Der Norden und der Westen sind vom Meer begrenzt, Süden und Osten schließen an die Steppen der Anderländer an. Die höchste Erhebung ist der Mondberg mit knapp dreitausend Metern. Es herrscht mildes Kontinentalklima mit mitteleuropäischer, im Süden mediterraner bis tropischer Vegetation. Hauptsitz der Königin ist der Sternberg. Sie regiert zusammen mit dem Weisen über die verschiedenen Clans, die wiederum ihre eigenen Reviere verwalten.«
    »Wovon leben die Leute?«
    Die Beschreibung war dürftig und klang irgendwie kätzisch, aber sie hatte mich neugierig gemacht.
    »Von der Jagd.«
    »Primitive Kulturen? Höhlenbewohner?«
    »Höhlen werden bewohnt und Laubendörfer. Aber primitiv würde ich die Kultur nicht nennen«, antwortete Minni mit einem feinen Lächeln um ihre blauen Augen. »Eher extrem hochstehend.«
    »Und wo, bitte, liegt dieses hübsche Ländchen?«
    »Auf der anderen Seite.«
    »Von was?«
    »Von dir.«
    »Sag mal, willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, Faktenwissen war angesagt, meine Gute. Phantasie hast du ja nicht.«
    »Minerva, du nervst.«
    Ich wollte die Diskussion abbrechen und die Sonntagszeitung aufschlagen, aber eine Tatze mit scharfen Krallen hieb in das dünne Papier und zerriss den Leitartikel.
    »Es gibt ein Problem in Trefélin.«
    Gespielt missmutig drehte ich mich zu der weißen Katze um. Zu meiner Überraschung sah sie mich mit einem Blick an, in dem beinahe so etwas wie ein Flehen zu erkennen war. Ich gab nach.
    »Erzähl mir davon.«
    »Mein Volk lebt seit Jahrtausenden in Frieden und Wohlstand. Doch dann, im letzten Jahr, wurde durch einen ungeheuren Zufall eine böse Macht geweckt. Es gelang uns aber, sie zu entdecken und unschädlich zu machen, bevor größerer Schaden angerichtet werden konnte. Haremhab und seinem Freund gelang es, die weiße Ratte zu erschlagen. Doch weitere Ratten, zwar
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