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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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in die Küche ging, obwohl das immer ein untrügliches Mittel war, sie von wo auch immer sie sich verborgen hielt hervorzulocken. Leicht besorgt suchte ich also nach ihr. Sie hatte doch wohl nicht noch eine Dimensionslücke gefunden?
    Nein, hatte sie nicht. Ich sah ihren weißen Schwanz unter dem Bett hervorlugen. Ganz leise kniete ich nieder und versuchte herauszufinden, was sie dort trieb.
    Sie lauerte. Sie belauerte etwas hinter der Fußbodenleiste. Völlig unbeweglich hockte sie davor. Nur hin und wieder peitschte der Schwanz hin und her, ein Zeichen höchster Anspannung. Dann ein kurzes Piepsen, die Pfote zuckte hoch, noch ein Quiekser und ein kleines, graues Mäuschen sauste unter dem Bett hervor und direkt an meiner Nase vorbei zur Tür hinaus. Minni, die unter dem Bett in ihren Bewegungen eingeschränkt war, drehte sich um und stieß mit dem Hinterteil an die Matratze, gab ein hässliches Schimpfwort von sich und steigerte ihre üblen Aussagen noch, als sie feststellte, dass ich sie bei ihrer Niederlage beobachtet hatte.
    Ich zog es vor, mich zu entfernen, da meine Ohren so heiß wurden, dass sie Gefahr liefen, an den Rändern knusprig zu werden.
    Nachdem ich gegessen hatte, traf ich Minni dann wieder, wie sie frustriert und schlecht gelaunt auf dem Fensterbrett saß und in die Nacht hinausstarrte. Eine schmollende Katze zerrt an den Nerven, und ich dachte heftig darüber nach, wie ich ihr zerstörtes Selbstbewusstsein wieder aufrichten konnte. Da fiel mir plötzlich ein Mittel ein. Lautlos stellte ich mich hinter sie und murmelte leise:
    »Leisestes Rascheln,
    zitterndes Barthaar – Quieken!
    Hausmaus raussaust – aus.«
    Sie fuhr herum: »Waaas?«
    »Ein Haiku, von mir. Ich weiß, nicht besonders gut, aber manchmal helfen sie.«
    »Nicht gut? Katharina, das ist das dümmste, blödeste, bescheuertste, unsinnigste, dämlichste und liebste Haiku, das ich je gehört habe.«
    Und sie rieb, endlich wieder gut gelaunt, ihren Kopf heftig an meinem Arm.
    Dann machte sie einen Buckel, gähnte und sprang auf die Sofalehne. Sie reckte den Hals, dass die Perle an ihrem Band schaukelte, und hinterließ einen königlichen Eindruck. Dabei fiel mir plötzlich etwas ein.
    »Minni, wir müssen Pfötchen besuchen. Ich möchte, dass du ihr von Bastet Merit erzählst.«
    »Weiß sie doch alles.«
    »Auch dass Bastet Merit zu Hatschepsuts Zeiten neidisch auf deren Schönheit war?«
    Minni plumpste fast von der Lehne: »Oh. Hat sie das gesagt?«
    »Ja, hat sie.«
    »Interessant.« Dann ganz cool: »Und was hat Pfötchen damit zu tun?«
    »Nun, ich bin mir sicher, es gibt einen guten Grund, warum Patschepfot etwas damit zu tun hat, meinst du nicht auch?«
    Ich erntete einen sehr strengen Blick und einen noch strengeren Verweis: »Du solltest wissen, dass man den unaussprechlichen Namen hier nicht aussprechen soll, Kathy.«
    »Dann darfst du mich auch nicht Kathy nennen.«
    »Wieso?«
    Aha, da gab es also doch etwas, das Minni nicht wusste. Ist es nicht menschlich, dass ich einen leichten Triumph verspürte, als ich beiläufig erwähnte: »Ach, nur weil die nächste Heilerin in Trefélin Kathy heißen wird. Und jetzt kannst du das Mäulchen wieder zumachen, meine Liebe.«
    Was ihr nicht sogleich gelang, und eine Katze, die nach Luft schnappt, ist ein denkwürdiger Anblick.
    Aber wie das so mit Katzen ist, lange gönnte sie mir meinen Triumph natürlich nicht.
    »Ich bin trotzdem der Meinung, Hathor hätte besser gepasst!«
    Damit sprang sie auf den Boden und drehte mir den Rücken zu.
    »Und warum hast du den Namen Hathor für mich ausgewählt? Hatte das einen bestimmten Grund?«, fragte ich sie.
    »Find’s selber raus!«
    Na gut, dann musste eben das Lexikon her. Und als ich las, was dort stand, schreckte der Lachkrampf gepaart mit einem Schluckauf Minni dermaßen auf, dass sie über mich herfiel und schnurrend auf meinem Bauch herumtrampelte. Da hieß es nämlich: »Hathor, ägyptische Himmelsgöttin, kuhköpfig oder mit Kuhhörnern dargestellt.«
    Als ich mich wieder beruhigt hatte, erlaubte ich mir, die Arme fest um meine kleine Freundin geschlungen, eine letzte Frage zu dem Thema: »Sag mal, warum nennst du mich immer blöde Kuh, Minni?«
    »Na, warum wohl? Weil ich dich mag, du blöde Kuh!«

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