Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
umgab. Leise königliche Schnarcherchen überzeugten mich dann, dass meine Therapie Erfolg gehabt hatte, und ich packte so lautlos wie möglich meine Sachen zusammen. Der Weise begleitete mich den langen Weg hinaus aus der Halle, und zusammen setzten wir uns auf einen sonnenwarmen Stein.
    »Interessante Behandlungsmethode, Katharina. Sehr interessant. Sie hat sich wegen Hatschepsut schuldig gefühlt, nicht wahr? Ich sollte meine Position als Weiser aufgeben.«
    »Nein, bestimmt nicht. Es ist ja mehr Zufall gewesen, dass ich das herausgefunden habe. Wenn meine Cousine nicht mit Pfötchen aufgekreuzt wäre, hätte ich ihr ja nie davon erzählen können.«
    »Mh.«
    »Ist so, Amun Hab.«
    »Mh, gut, schone meine Gefühle. Was war in der Medizin und dem Wickel? Es schien ihr gutgetan zu haben.«
    »Ich denke, das tut jeder Katze gut. Es ist Katzenminze. Willst du einen Schluck?«
    »Katzenminze? Katzenminze??«
    Amun Hab rutschte verblüfft und völlig unwürdig auf den grasigen Boden und blieb mit zuckendem Schwanz zu meinen Füßen liegen.
    »Du bist unschlagbar, Katharina. Katzenminze, du liebe Zeit!«
    »Na ja, es erhöhte zumindest das Wohlbefinden, denke ich mal.«
    »Allemal. Du hast sie eingelullt und ihr die Schuldgefühle genommen. Ich denke, die Pfote wird schnell heilen, mit oder ohne Minze. Äh, wusstest du, dass wir sie normalerweise bei Verdauungsproblemen verzehren?«
    »Ja, aber sie riecht so gut, dass ihr euch auch darin wälzt. Schon mal was von Aromatherapie gehört?«, grinste ich. Er tatzte spielerisch nach mir.
    »Mach dich davon, Katharina, du siehst hungrig aus.«
    Womit er mal wieder seine ganze Weisheit ausspielte. Ich war sehr hungrig.
    Die Behandlung der Königin setzte ich noch zwei Tage fort, dann nahm ich den Verband ab. Ohne Zweifel hatte die Heilung eingesetzt. Die Entzündung war abgeklungen, die Wunde heilte zu, ja, sogar der erste, ganz feine Flaum bildete sich auf der Pfote. Die Schmerzen waren vergangen und schlafen konnte sie auch wieder.
    Meine Freunde überredeten mich, ein wenig Urlaub zu machen. Einen ganz besonderen Urlaub versprachen sie mir. Also sammelte ich meine Sachen zusammen, leerte mit meinen Menscheln den Pot-au-feu, setzte mich auf Thutmosis’ Rücken, die beiden Kleinen klammerten sich an Thots Nackenfell fest, und Algorab übernahm das Gepäck.
    Nach einer gemächlichen Zweitagesreise erreichten wir die berühmten heißen Quellen. Ich war beeindruckt. Von hohen Sinterterrassen strömte mal warmes, mal kaltes Wasser den Hang hinunter in flache Mulden. Weißer Dampf waberte über den heißen Becken und roch leicht nach Schwefel. Wir wurden von zwei Katzen empfangen, wirklich klassische Exemplare ihrer Rasse. Strahlend weiß war ihr Fell, nur die Ohren und der Schwanz waren von einem vollen Kastanienrot. Sie luden uns in eine prächtige Laube ein.
    Mag sein, dass die von den Quellen erwärmte Luft dazu beitrug, jedenfalls blühte der Flieder üppig, und weiße, blassviolette und dunkellila Dolden dufteten köstlich zwischen grünbelaubten Zweigen. Ich war von Staunen überwältigt und musste auch so ausgesehen haben, denn Algorab lachte leise: »Mach den Mund zu, Katharina, sonst fliegt dir noch ein Fisch rein!«
    Ich fasste mich und hielt Einzug in meine überwältigende Unterkunft. Die Menschel suchten schon emsig trockenes Holz und richteten unter dem Felsen unsere Feuerstätte her. Ich half ihnen, den Kessel aufzuhängen und das Feuer zu entzünden.
    »Katharina, magst du so etwas?«, fragte hinter mir eine der einheimischen Katzen und deutete auf einen silbrigen Fisch, dessen Familienzugehörigkeit ich nicht bestimmen konnte. Aber schlecht sah er nicht aus, und eine Bouillabaisse wäre mal eine Abwechslung zum ständigen Fleischeintopf. Ich bedankte mich also höflich und holte dann die beiden Menschel herbei. Mit dem Ohrring am kleinen Finger versuchte ich sie dann von meinen Zubereitungswünschen zu überzeugen. Kochen ist ja ganz nett, aber rohe Fische ausnehmen …
    Bis zum Abendessen war jedenfalls noch viel Zeit, und Thot schlug vor, dass ich ein Bad nehmen solle.
    »Früher habe ich das sehr geschätzt, jetzt – nun ja, man gewöhnt sich um. Aber die Planscher hier werden dir sicher Gesellschaft leisten. Da vorne ist Nefermeri. Sie wird dir die schönsten Stellen zeigen.«
    Die Angesprochene kam näher und stupste mich leicht mit der Nase an. Ich sah, dass sie keinen Ohrring trug, also würde die Verständigung etwas einseitig sein. Aber sie war lieb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher