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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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verkrampft – und alles war überwunden. Der Glanz wurde heller, die gebräunte Haut weiß, die grauen Augen blau. Doch die Nase blieb leicht gebogen, wurde rosig, die Ohren spitzer, überzogen sich mit Fell, und Minni sah mich an. Minni? Oder mein Gesicht, wie ich als Katze aussah?
    Minni, denn sie sprach zu mir.
    »Erkennst du dich, Katharina?«
    »Ich erkenne dich, Minerva. Aber du bist mir sehr ähnlich, oder täusche ich mich?«
    »Nicht dir, sondern der anderen Katharina. Ich wollte ihr immer ähnlich sein, sie war nämlich die schönste Frau der Welt. Schau in den Spiegel, dann siehst du sie.«
    Und das Fell verschwand, die Augen wurden wieder grau, die Ohren versteckten sich unter langen, goldenen Haaren. Nur die Nase blieb leicht gebogen. Unter dem Licht der Sterne sah ich meine Vorfahrin, wahrhaft eine wunderschöne Frau. Sie lächelte mir zu, wissend, verstehend und sehr fröhlich. Es wirkte so ansteckend, dass ich zurücklächelte.
    Mein eigenes Gesicht lächelte mich an.
    Dann kippte der Spiegel wieder langsam nach hinten, und was blieb, war der dunkle Umriss meines Körpers vor dem Nachthimmel.
    »Ich bin wirklich meiner Ahnin ähnlich, Amun Hab.«
    »Ja, Katharina. Und das ist auch der Grund, warum wir jetzt mit dir sprechen wollen.«
    Neugierig sah ich die beiden Katzenedlen an und setzte mich zu ihnen in das weiche Gras.
    »Wir wollen dich ehren für das, was du für uns getan hast. Du hast, ohne an deinen eigenen Vorteil zu denken, ungeheure Mühen auf dich genommen, hast dich Gefahren ausgesetzt, dein Leben, deine Sicherheit und deine menschliche Existenz aufs Spiel gesetzt, um eine Katze zu heilen, die du noch nicht einmal kanntest. Die höchste Ehre, die wir zu vergeben haben, ist gleichwertig mit der höchsten Strafe, die wir verhängen können. So, wie der Verlust des Namens den Verlust der Identität bedeutet, so ist die Vergabe des unausgesprochenen Namens gleichbedeutend mit der Fähigkeit, sich auf ewig zu erinnern. Es war Minervas Vorschlag, dir den Namen Hathor zu geben, doch nach eingehender Beratung sind wir zu einem anderen Schluss gekommen. Unsere Namen sind alt, älter als die Menschheit. Und doch kommen alle paar Jahrhunderte neue Namen dazu. Ein neuer Name wird als Erster von der Königin oder dem Weisen an ihren Würdenträger vergeben. Daher hat Bastet Merit beschlossen, dass die nächste Heilerin den Namen Kathy tragen wird. Damit ist dein Name und der deiner Ahnin im Kreis der Erinnerung aufgenommen.«
    Warum waren denn meine Wangen so feucht? Eine obskure Katzenheilerin Kathy zu heißen war die Belohnung für Monate voll Angst und Ärger? Warum rührte mich das so? Warum leckte mir Bastet Merit das Gesicht ab, warum schnurrte der Weise so abgründig? Warum musste ich eigentlich plötzlich hilflos lachen? Warum, um alles in dieser und jener Welt, machte mich das so glücklich?
    Mit Buch, Kessel und Dolch im Beutel stand ich zwei Tage später am Felsen des Übergangs. Bei mir waren Algorab und Thot, Bastet Merit und der Weise. Von meinen Menscheln hatte ich mich schon zuvor verabschiedet und musste dicke Kullertränen mit einem Vorrat an Zuckerperlen trocknen.
    »Wenn du wiederkommen magst, bist du jederzeit willkommen, Kathy«, sagte die Königin und gab mir einen völlig unmajestätischen Nasenstups. Amun Hab setzte sich auf und legte mir eine Pfote auf die Schulter. Einen kurzen Augenblick war er wieder der schwarzgelockte Krieger, der mich an seine breite Brust zog und mir einen sanften Kuss gab. Teufel auch, diese blauen Augen!
    Dann kitzelten mich allerdings ausgesprochen kätzische Barthaare, und Amun Hab grinste mich teuflisch an. Die beiden Graukater drückten sich an mich.
    »Grüß Madame Minerva von mir. Und falls du mal wiederkommst – äh – könntest du …?«
    »Süße Sahne mitbringen, klar. Ich würde nie wagen, ohne zu kommen.«
    »Grüß auch Alan von mir – ich hoffe, er versteht meine Handlungsweise.«
    »Falls ich ihn wiedersehe, Malte.«
    »Hab Vertrauen, schöne Katharina. Und jetzt eile dich!«
    Der Fels wurde neblig und durchlässig. Ich winkte den vier Katzen noch einmal zu und trat dann in die feuchte Kälte.
    Zügig ging ich geradeaus, fern war diesmal alle Angst, der schwere Beutel schlug gegen meinen Rücken. Schritt für Schritt verließ ich das seltsame Land, in dem ich so viel über mich gelernt hatte. Dann schien es, dass der Nebel dünner wurde, gelbes Licht durchbrach die Schwaden, die Luft wurde trockener, staubiger, wärmer. Die Lampen
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