Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut
Autoren: David Lee Parks
Vom Netzwerk:
1
     
    Das Ende war nah. Dr. Erzbergh lachte hämisch auf und rieb sich die Hände. Bald würde Südamerika mit einer gewaltigen Explosion für immer von der Landkarte verschwunden sein. Auf diesen Augenblick hatte er sich lange gefreut. Für ihn, Dr. Carl Erzbergh, gab es nichts Schöneres, als die Herrschaft über die Welt zu erlangen, und mit dieser Aktion kam er seinem Ziel ein gewaltiges Stück näher.
        Zu gleicher Zeit, als Dr. Erzbergh das Ende des Kontinents greifbar nahe gekommen sah, fand in New Brazil die Konferenz zur Einigung zweier miteinander zerstrittenen südamerikanischen Staaten statt. Der Präsident des Gastgeberlandes würde sich heute mit seinem Amtskollegen aus Classic Brazil treffen, um der Welt Verhandlungsbereitschaft und Toleranz zu demonstrieren. In der ganzen Stadt wehten bunte Fahnen, und ein kleines Mädchen verteilte Blumen an bezahlte Schaulustige, die überall die Wege vom Flughafen zum Präsidentenpalast säumten. Natürlich waren auch Presse und Fernsehen anwesend, wie immer, wenn es ein Spektakel zu inszenieren gab, das außer den Medienvertretern niemand mehr so recht interessierte, weil der Ausgang der Konferenz ohnehin vorhersehbar war.
        Gespannt verfolgte Dr. Erzbergh die Berichterstattung des Fernsehens. Er konnte die Stunde X kaum erwarten, die Stunde, in der er das Gesicht der Welt für immer verändern würde. Sein Plan war einfach genial. Aus einer äußerst seltenen asiatischen Orchideenart und einem nicht minder seltenen afrikanischen Schuppenkäfer hatte eine kleine Gruppe Biochemiker unter seiner persönlichen Aufsicht einen hochwirksamen Sprengstoff entwickelt, der seine kritische Masse erreichte, sobald die beiden Komponenten unter Druck miteinander in Kontakt gerieten. Dr. Erzbergh machte gar kein Geheimnis aus seiner Erfindung, obwohl er natürlich verschwieg, nach welchem Verfahren das explosive Gemisch hergestellt wurde. Verraten konnte er allerdings schon jetzt, dass seine Erfindung noch für manche Überraschung sorgen würde.
        Dr. Erzbergh hob das Reagenzglas ("A" - Vor Licht und Wärme schützen!) in die Höhe und erfreute sich an der klar schillernden Flüssigkeit, die kostbarer als alles Gold war. Daneben hielt er ein anderes Reagenzglas ("B" - Nicht schütteln! - Nicht werfen!) gegen das kalte Licht der Neonröhren. Das Licht brach sich im Destillat und warf flüchtige Reflexe auf sein zufriedenes Gesicht. Vorsichtig stellte er beide Gläser zurück in das Schränkchen, in dem noch Hunderte solcher Ampullen und Behälter aufgereiht waren.
        Die Marschmusik lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Live-Übertragung im Fernsehen, wo sich die schwarzen Limousinen gerade dem Präsidentenpalast näherten und das Empfangskomitee ungeduldig auf das Eintreffen der Delegation wartete. Der traditionelle rote Teppich wurde ausgerollt, eine Luftaufnahme der Szene zeigte den Teppich als Zunge, die der Palast wenig respektvoll nach dem hohen Gast ausstreckte. Die Militärkapelle schmetterte aus voller Brust die Nationalhymnen beider Länder, welche sich allerdings in diesen Interpretationen kaum voneinander unterschieden. In wenigen Sekunden würden sich die Präsidenten beider Staaten die Hände reichen, in die Kameras der Pressevertreter lächeln und ihre Freundschaft, so sah es das Protokoll vor, mit einem festen Händedruck besiegeln. Das war der Moment, in dem sich die Chemikalien an ihren Händen zu einer explosiven Mischung verbinden würden.
        Bei diesem Gedanken klatschte Dr. Erzbergh vor Vergnügen in die Hände. Er konnte noch einen dumpfen Knall hören, dann verlor er das Bewusstsein.
        Fortsetzung folgt.
     

2
     
    Hank hatte das Schild vor Beginn der Versammlung eigenhändig am Eingang angebracht, um unerwünschte Gäste fernzuhalten: KEIN ZUTRITT - GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT
        »Halt! Wenn du noch einen Schritt machst, knalle ich dich über den Haufen!«
        Die Drohung war ernst zu nehmen. Texas Joe blieb stehen und beschloss, die Geduld des Sheriffs nicht weiter auf die Probe zu stellen. Wenn die Situation richtig brenzlig werden würde, konnte er sich noch immer den Weg freischießen. Nicht umsonst galt er als der Mann, der schneller ziehen konnte als irgendjemand sonst im Wilden Westen. Diese Tatsache war auch dem Sheriff bekannt. Er wartete, bis Joe seine Hände beschwichtigend in die Höhe gestreckt hatte, und drückte dann einfach ab. Fünf Kugeln durchschlugen den Körper des verblüfften
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher