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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut
Autoren: David Lee Parks
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Outlaws, der zum letzten Mal den Fehler gemacht hatte, einem Mann zu vertrauen, der wusste dass auf seinen Kopf zweitausend Dollar ausgesetzt waren, tot oder lebendig.
        In einer schwungvollen Drehung warf der Stuntman von Texas Joe seinen Körper herum, kippte vom Dach der Federal Trust Bank und landete ein paar Meter weiter unten in der Nähe einer dicken Gymnastikmatte, die seinen Sturz gefahrlos abgefangen hätte, wenn sie vom Produktionsassistenten genau an der markierten Stelle ausgelegt worden wäre. Der Fernsehzuschauer konnte natürlich nicht ahnen, welches Malheur sich am Set abspielte. Er sah eine Einstellung später den richtigen Schauspieler dekorativ geschminkt im blutigen Staub liegen, für den man ausnahmsweise einmal die Requisite nicht hatte bemühen müssen. Ein fotogenes Aufbäumen des Körpers noch, ein letztes Lebewohl in die Kamera, und das war auch das Zeichen für eine Werbeunterbrechung.
        »Nun schaltet doch mal die Kiste aus!«
        Als ginge es im Römerkeller wirklich nicht schon turbulent genug her, musste auch noch hier im Versammlungsraum der Fernseher laufen. Laut genug, um den Geräuschpegel zu übertönen, der aus dem Schankraum herüber drang, und daher auch laut genug, um Hank Schwierigkeiten zu bereiten, sich mit seiner Stimme gegen den Lärm durchzusetzen. »Hört ihr? Wenn ihr soweit seid, könnten wir die Sitzung eröffnen!«
        Die Morgensonne begrüßte eine Hausfrau, die ihre Bettwäsche zum Lüften aus dem Fenster hängte. Die aus der Wäsche ausströmenden Gerüche verdarben der Sonne die Lust aufs Scheinen, graue Gewitterwolken zogen am Himmel auf und erfüllten das Herz der Hausfrau mit Sorge. Nur gut, dass die Oma Rat wusste. Sie empfahl eine Reinigung der Bettfedern in einem autorisierten Fachbetrieb, und die Sonne strahlte und lachte wieder bis über beide Ohren. So einfach war es, GLÜCKLICH zu sein.
        Die Bürgerwehr hatte sich im Römerkeller zur wöchentlichen Lagebesprechung versammelt. In der Wehr hatten sich einige Bürger zusammengefunden, die aus den verschiedensten Gründen nicht Mitglieder einer der vielen anderen ortsansässigen Vereine waren. Dazu gehörten außer den Unsportlichen, den Unmusikalischen, den Phlegmatischen und den allgemein Desinteressierten diejenigen, die sich ohnehin gerne im Römerkeller aufhielten, der im Rahmen der Gründungsversammlung einstimmig als Treffpunkt bestimmt worden war. So verstand sich die Bürgerwehr als Verein, der »die unterschiedlichsten Interessen« seiner Mitglieder vertreten wollte. Diese unverbindliche Formulierung hatte man gewählt, weil man sich eben mangels gemeinsamer Interessen nicht auf eine Satzung hatte einigen können.
        Schon kurz nach Gründung des Vereins war Hank als Vorstand anerkannt worden. Nicht weil er in diese Position gewählt worden wäre oder grundsätzlich irgendwelche Qualitäten als Vorsitzender besessen hätte, sondern einfach, weil er das größte Maul von allen hatte.
        Ein lustiges Schweinchen führte den Zuschauer durch einen Schlachthof, wo seine Kameraden zu den Klängen einer Kindermelodie verwurstet wurden. Anschließend wackelte das Schwein mit den Ohren und pries den Geschmack dieser erstklassigen Fleischwaren.
        Hank klopfte auf das Rednerpult, ohne dass es jemand für erforderlich hielt, den Fernseher auszuschalten. Leider hing der Apparat so hoch unter der Decke des Versammlungsraumes, dass Hank den Hauptschalter nicht selbst erreichen konnte. »Also los, wer hat die Fernbedienung?«
        Niemand rührte sich, aber Hank wusste genau, dass jemand am Sender herumspielte, weil hinter seinem Rücken ständig durch die Kanäle gezappt wurde. »Oder muss ich den Fernseher selber ausschalten?«
        Eine leere Drohung, das war allen klar. Der unbekannte Zapper schaltete jetzt noch schneller hin und her, und alle verfolgten mit Spannung, wie Hank mit der Provokation umgehen würde.
        »Lasst mal eure Hände sehen.«
        Nach einigem Zögern hoben alle ihre Arme in die Höhe. Hank ging durch die Reihen, um den Übeltäter ausfindig zu machen. Zu seinem Verdruss hatte niemand die Fernbedienung in der Hand. Während sich Hank noch fragte, wohin diese so schnell verschwunden war, trat er auch schon auf einen Gegenstand, er hatte den vermissten Sender gefunden. Die Fernbedienung zerbrach in kleine Stücke, nicht ohne noch mit einem letzten Impuls die Lautstärke des Fernsehers auf ein unerträgliches Niveau
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