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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut
Autoren: David Lee Parks
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lauschte den Anekdoten, die Fink zum Besten gab, während er auf ihrem Schreibtisch herumlümmelte. Beim Anblick des Chefs schossen beide in die Höhe. Fink rückte sich seine Krawatte zurecht, und Fräulein Schneider nestelte verlegen an ihrer Halskette herum, ein hässlicher Modeschmuck, den sie unverständlicherweise beinahe jeden Tag trug.
        »Wir werden ausspioniert!« Der Chef winkte die beiden zu sich ins Büro und deutete zum Fenster hinaus.
        »Wo denn?« Fink konnte beim besten Willen nichts Verdächtiges erkennen, ebenso wenig wie die Sekretärin, die vermutete, der Chef wollte sich nur für die Sache mit der Sprechanlage rächen und zur Abwechslung einmal sie hinters Licht führen.
        »Schauen Sie doch hinüber zur POST, jemand starrt zu uns herüber!«
        Fink kniff seine Augen zusammen und versuchte irgendetwas zu entdecken, das Anlass für das schon beinahe hysterische Verhalten seines Chefs sein konnte. »Da bräuchte man schon ein Fernglas, um etwas Verdächtiges zu sehen. Ich glaube, da bilden Sie sich nur was ein.«
        Fink hatte eine besondere Gabe, seinen Chef zu verärgern, weshalb er diesen eigentlich nur in erregtem Zustand kannte.
        »Glauben Sie denn, mir wäre nach Späßen zumute?« brauste der Chef auf. »Schauen Sie doch einmal genau hin!«
        SIND DENN ALLE BLIND GEWORDEN? HERAUSGEBER VON INVALIDEN UMGEBEN
        »Wenn ich es Ihnen doch sage, ich werde beobachtet!«
        »Ist Ihnen vielleicht nicht gut?« Fräulein Schneider deutete auf die Stirn ihres Chefs. »Sie sind ja ganz weiß im Gesicht.«
        Die Blässe verschwand, als dem Chef die Zornesröte ins Gesicht schoss.
        EIN CHEF DREHT DURCH: MASSAKER IN VERLAGSGEBÄUDE - ZWEI TOTE
        Fink spürte, dass es wohl das Beste wäre, den Chef auf andere Gedanken zu bringen und an die anstehende Redaktionsbesprechung zu erinnern. »Sie sollten die Angelegenheit vergessen, schließlich stehen wichtigere Dinge auf der Tagesordnung. Nur keine Sorge, alles wird wieder gut werden.« Beiläufig schob er seinem Chef einen schweren Aktenordner unter die Achseln. »Hier sind übrigens noch die Unterlagen, die ich ihnen vorlegen wollte. Die gesamte Redaktion wartet auf ihr Erscheinen, und wir wollen die Herrschaften nicht warten lassen, nicht wahr?« Höflich, aber bestimmt nahm Fink seinen Chef bei den Schultern und führte ihn aus dem Büro hinaus. »Vorsicht Stufe!«
        Aus irgendeinem Grund war es dem Chef egal, dass er wie ein Kleinkind behandelt wurde. Widerstandslos fügte er sich den Anweisungen und trottete Fink hinterher zum Aufzug, der sie zwei Etagen tiefer zum Konferenzraum brachte.
     

4
     
    Schon auf der Gründungsversammlung der Bürgerwehr hatte man auf spontanen Vorschlag von Hank beschlossen, sich als Symbol der gemeinsamen Stärke einen Hund zuzulegen. Man wollte sich dessen abschreckende Wirkung auf lichtscheues Gesindel während der nächtlichen Patrouillengänge zudienste machen. Ach ja, schon immer wollte Hank einen Hund haben. Er war damit jedoch stets auf entschiedenen Widerstand seiner Ehegattin gestoßen, die ihn in dieser Frage wie in so vielen Dingen bevormundete. Die Gelegenheit war also günstig wie nie. Ein deutscher Schäferhund musste es natürlich sein, schließlich war man ein Verein gestandener Männer, die auch nach außen hin ihre Überzeugungen demonstrieren wollten.
        Mit der Beschaffung des Tieres wurde Elvis beauftragt, der aber im Augenblick partout den Schlüssel zur Vereinskasse nicht finden und daher keine Auskunft über den Kassenstand geben konnte. Elvis hatte zuvor den Fehler gemacht, damit zu prahlen, einen Züchter mit ausgezeichnetem Leumund zu kennen, der Tiere mit nicht minder ausgezeichnetem Stammbaum zum Verkauf anbot (sein Schwager, der die Zucht ohnehin aufgeben wollte, da unter seinem Hundebestand seit kurzem der asiatische Zwingerhusten wütete). Über den Preis war man sich schnell einig geworden, und der Hund wechselte ohne Quittung den Besitzer. Leider erkrankte das Tier noch am selben Tag und verendete, ehe Elvis seinen Erwerb bei der nächsten Versammlung der Bürgerwehr stolz vorführen konnte.
        Glücklicherweise kannte Elvis den Hausmeister der nahe gelegenen Universitätsklinik, in der im Interesse von Forschung und Lehre, sehr zum Verdruss des örtlichen Tierschutzbundes, auch medizinische Experimente an Hunden durchgeführt wurden. Die Tiere wurden entweder in unregelmäßigen Abständen im Tierheim
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