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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter
Autoren: Jason Dark
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Vergangenheit
    »Er wird versuchen, dich zu töten, John. Ben Navis ist verrückt. Ich weiß das. Er hat schon vier Menschen auf dem Gewissen. Das ist ein Irrer!«
    Mein Vater sah mich besorgt von der Seite her an, als wollte er seine Worte durch diesen Blick noch unterstützen.
    »Ich weiß, Dad!«
    »Ist gut. Willst du nicht trotzdem deine Kollegen anrufen? Das ist sicherer.«
    »Nein!«
    Horace F. Sinclair verdrehte die Augen. »Ja, ich hätte mir die Worte sparen können«, gestand er sich ein. »Das hätte ich wirklich. Ich kenne dich schließlich. Du hast einen sturen Kopf. Du bist für die Gemeinschaft nicht tauglich und…«
    Bevor er mit dem Schimpfen fortfahren konnte, unterbrach ich ihn mit einem Lachen. Dann sagte ich: »So etwas Ähnliches habe ich schon mal gehört. Nicht aus deinem Mund, sondern aus dem deiner Frau und meiner Mutter. Man merkt, dass ich dein Sohn bin.«
    Er winkte ab. »Ach, mach doch, was du willst. Du nimmst ja doch keinen Rat an.«
    »Schon, Dad. Dann muss er auch passen. Zudem ist nicht gesagt, dass sich Navis tatsächlich in seinem Haus aufhält.«
    »Ich habe ihn doch gesehen!«, widersprach er.
    »Im Haus?«
    »Nein, nicht dort und nicht in seiner Werkstatt. Aber sein Wagen steht vor der Tür. Du kannst mir glauben, dass er der Mann mit der Sense ist, John. Er ist der Tod. Er hat es angedroht. Ich weiß es noch. Er hat es allen angekündigt. Er ist nicht mehr normal. Er ist krank. Man muss ihn fassen und einsperren. Allerdings nicht in ein normales Zuchthaus, sondern in die Psychiatrie. Dort gehört er hin. Vier Menschen kommen auf sein Gewissen. Der Wahnsinnige muss gestoppt werden.«
    »Deshalb bin ich ja gekommen.«
    Mein Vater legte mir eine Hand auf den Arm. »Noch einmal, John, nimm dich vor seiner verdammten Sense in Acht. Man hat festgestellt, dass seine Opfer durch diese Waffe gestorben sind.«
    »Ich weiß Bescheid.«
    »Gut. Und ich warte hier.«
    »Das brauchst du nicht, Dad. Du kannst zurück nach Lauder fahren und dich so lange zu Hause oder auch bei Terrence Bull aufhalten. Das wäre sogar besser.«
    »Nein, ich bleibe. Es kann ja sein, dass er dir entwischt und du ihn mit einem Fahrzeug verfolgen musst. Da ist es besser, wenn jemand mit einem fahrbaren Untersatz in der Nähe wartet. Außerdem muss ich dich noch daran erinnern, dass Navis wahnsinnig lachen kann. Richtig irre. Als wäre er nicht, von dieser Welt. Ich kenne das Lachen, und ich will es nicht mehr hören.«
    »Alles klar«, sagte ich, »dann bleib du hier sitzen.«
    »Das werde ich auch.«
    Mit einem letzten Blick auf meinen alten Herrn verließ ich den Wagen. Wir parkten zwar in einer kleinen Seitenstraße und recht weit von dem bestimmten Ort entfernt, dennoch schloss ich die Tür so leise wie möglich. Bevor ich mich abwandte, schaute ich noch durch die Scheibe und hob den rechten Daumen an zum Zeichen des Sieges. Alles andere war jetzt meine Sache.
    Wenn mein alter Herr sagte, dass Ben Navis zu Hause war, dann glaubte ich ihm das. Er war kein Schwätzer. Er hatte sich schon zuvor genau erkundigt.
    Navis war wirklich gefährlich. Vier Tote hatte er hinterlassen.
    In der Presse war er als »der Irre mit der Sense« oder als »der killende Tod« bezeichnet worden. Jedes seiner vier Opfer hatte er mit seiner Waffe umgebracht und es regelrecht ausbluten lassen. Und dann hatte er noch etwas Schreckliches getan. Er hatte den Toten die Haut vom Körper entfernt. Völlig verrückt.
    Wie ein großes Vorbild aus dem Film. Hannibal Lecter, der am Ende des Films entwischt war, damit man noch eine Fortsetzung drehen konnte.
    Wahrscheinlich glaubte auch Ben Navis, entwischen zu können, dem allerdings wollte ich einen Riegel vorschieben.
    Man hatte ihn gejagt, aber er war seinen Häschern stets entkommen. In den Wäldern der Highlands war das möglich gewesen. Über Monate hinweg hatte niemand gewusst, wer sich hinter der Maske des Killers verbarg. Bis man auf den Steinmetz Ben Navis gestoßen war, der einen kleinen Betrieb in der Nähe eines Waldstücks besaß und den Beruf auch normal ausführte.
    Jetzt war ich zu ihm auf dem Weg, und zwar allein. Ich hatte von meinem Vater den Tipp erhalten. Mochte der Teufel wissen, woher er ihn bekommen hatte, wer sich hinter der Maske des Biedermannes verbarg. Mich hatte mein Vater überzeugen können, und so war ich nach Schottland gefahren, um mich um den Fall zu kümmern.
    Ich näherte mich dem Gelände der Firma von der Rückseite.
    Der Weg, an dem wir geparkt hatten,
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