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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut
Autoren: David Lee Parks
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Biergläser und Salzbrezeln flogen durch das Zimmer, und nach einiger Zeit saß die ganze Mannschaft auf den Zipfeln der Tischdecke, unter der Rex noch immer mit bewundernswerter Energie wütete. Es dauerte eine ganze Weile, bis man einen Plan ausgearbeitet hatte, wie man den Ort des Geschehens evakuieren könnte, ohne die mühsam errungene Sicherheit wieder zu gefährden. Schließlich erbot sich Hank, nach Hause zu eilen und seinen Baseballschläger zu holen. Damit schlug er den Hund besinnungslos.
     

5
     
    Die Tür zur Intensivstation öffnete sich leise, und ein blonder Engel betrat den Raum. Schwester Franklin hatte eben die Nachtschicht übernommen und befand sich jetzt auf dem Rundgang durch die Station, um nach den Patienten zu sehen. In ihren Händen balancierte sie ein Tablett, das mit verschiedenen Medikamenten beladen war. Zielstrebig stellte sie es neben dem Krankenbett ab, in dem schon seit vielen Jahren ein schwer verletzter Patient gepflegt wurde. Es war ein hoffnungsloser Fall, auf den die behandelnden Ärzte keinen Pfifferling mehr geben wollten. Schwester Franklin beugte sich über den Mann, löste die Riemen um seinen Kopf und nahm ihm die Sauerstoffmaske vom Gesicht. Anschließend schlich sie auf den Zehenspitzen zum dazugehörigen Beatmungsgerät und drehte dort an den verschiedenen Knöpfen und Schaltern, mit denen die Funktion der Maschine geregelt wurde. Mit wenigen geübten Handgriffen veränderte sie die chemische Zusammensetzung des Gases und erhöhte gleichzeitig den Druck, mit dem das Gemisch durch die Schläuche gepresst wurde. Es war wohl nicht das erste Mal, dass sie eine solche Manipulation vornahm. Die Krankenschwester drückte sich die Atemmaske auf ihr Gesicht, atmete stoßartig ein und aus und geriet hierüber in heftige Ekstase.
        »Oh … oh … ja!« Benommen torkelte Schwester Franklin durch das Zimmer. Die Sinne drohten ihr auf das Angenehmste zu schwinden, und als sie einen festen Halt zu finden suchte, entfernte sie sich zu weit von jenem Beatmungsapparat, der sie über den viel zu kurzen Verbindungsschlauch mit der anregenden Stimulans versorgte. Es gab einen kräftigen Ruck, und schon wurde das Sauerstoffgerät umgerissen. Die Atemmaske schnellte der Pflegerin vom Gesicht, knallte gegen das Tablett und fegte dieses mit einem infernalischen Lärm vom Tisch. Durch den plötzlichen Verlust der Atemmaske verlor auch Schwester Franklin das Gleichgewicht. Widerstandslos unterwarf sie ihren Körper der Schwerkraft und sank in einer gekonnten Pirouette auf den Boden darnieder, wo sie ziellos umherkrabbelte und alles sehr, sehr lustig fand.
     
    Käfer! Dr. Carl Erzbergh träumte von Käfern. Sie waren überall, um ihn, auf ihm, Abertausende von diesen widerlichen Insekten, krabbelnd, fliegend, raschelnd, besitzergreifend. Es gab keine Gegenwehr, kein Entkommen, es war eine anonyme schwarze Masse, die sich beständig über ihn ergoss und ihn zu ersticken drohte. Und dann musste Dr. Erzbergh feststellen, dass er einer von ihnen war. Seine beiden Schulterblätter waren nach unten verlängert und bildeten einen massiven Rückenpanzer, unter dem sich zwei schillernde Flügel verbargen. Aus der Brust hatten sich drei feingliedrige Beinpaare herausgebildet, die mit kräftigen Widerhaken und schwarzen Borstenhaaren versehen waren. Der Unterkiefer hatte sich in der Mitte geteilt und war zu einer kräftigen Zange geworden. Über den großen schwarzen Augen standen zwei lange Fühler hervor, mit denen er seine Umgebung zu erfassen versuchte. Diese Fühler signalisierten ihm in diesem Augenblick Gefahr. Eine heftige Schallwelle durchschüttelte seinen Körper, und ein stechender Geruch reizte seine Sinne auf das Äußerste. Gift! Dr. Carl Erzbergh warf seinen Körper herum und ergriff instinktiv die Flucht. Seine Beine bewegten sich so schnell sie nur konnten, aber es war, als glitten seine Gliedmaßen immer nur über den Boden hinweg, ohne mit dem Untergrund Kontakt zu bekommen. Panik ergriff ihn, während er verzweifelt mit den Beinen strampelte und doch nicht von der Stelle kam. Hinter sich konnte er ein gewaltiges Zischen und Rauschen näher kommen hören. Doch als er endlich zurückschaute, um sich der Gefahr zu stellen, war er schon längst kein Käfer mehr.
     
    Als Dr. Carl Erzbergh aus einem langen tiefen Schlaf erwachte und seine Augen aufschlug, war nichts wie zuvor. Der beißende Geruch von Desinfektionsmitteln und Äther stach ihm in die Nase, und die Stille um ihn
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