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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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blendeten mich, und ich blieb stehen. Eine Hand griff nach mir.
    »Komm ganz heraus, Katharina, sonst bleibt noch ein Zipfel von dir stecken.«
    Alan. Ganz echt, ganz wirklich, ganz – ja – körperlich Alan.
    »Du hast hier auf mich gewartet?«
    »Natürlich, Kathy. Kathy, ich bin so ein Dummkopf gewesen. Magst du mich noch?«
    Oho, die Wirksamkeit einer längeren Absenz? Aber egal. Mit der ganzen Macht der Erkenntnis traf mich das eindringliche Gefühl meiner Liebe zu ihm, und ich legte bereitwillig meinen Kopf an seine Schulter. Auch nicht schlecht – ich meine, im Vergleich zu gewissen schwarzgelockten Kriegern.
    Nach einigen leicht atemberaubenden Minuten schob er mich dann ein wenig von sich weg und sah mich lange an.
    »Sag mal, täusche ich mich, oder bist du noch schöner geworden, als ich dich in Erinnerung hatte?«
    »Keine Ahnung, Alan. So viele Spiegel gab es in diesem Land nicht. Vermutlich bin ich völlig zerzaust und habe Schmutzflecken auf der Nase.«
    »Eigentlich nicht, du siehst sozusagen gut erholt aus, deine Haare glänzen wie Seide und um deine Augen liegt ein kleines Lächeln. Und du bist viel weniger schmutzig als das letzte Mal. So, und jetzt fahren wir zu mir nach Hause, Nudeln essen, einverstanden?«
    »Ooooch ja, Nudeln!«
    Er nahm mir meinen Beutel ab, und ich folgte ihm zu seinem Auto. Auf dem Heimweg redete ich unablässig, glaube ich. Alan hörte mir beinahe hingerissen zu. Ich redete, bis wir in seiner Wohnung waren. Von dem namenlosen Kater, dem Öffnen des letzten Siegels, der Heilung der Königin und den heißen Quellen. Doch im Wohnzimmer angekommen wurde mein Redeschwall herb unterbrochen.
    »Ist das die Form einer höflichen Begrüßung, du blöde Kuh?«
    Minni, weiß, gepflegt, mit dem blauen Halsband um den zierlichen Nacken, sah mich mit ihren Saphiraugen vorwurfsvoll von einem hohen Regalbrett herab an. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so erleichtert, eine blöde Kuh genannt zu werden, wie in diesem Moment. Es sprach für Minni, dass sie sich kein bisschen wehrte, als ich sie vom Regal klaubte und mit ihr im Arm einmal durch die Wohnung tanzte. Dann tupfte ich ganz leicht meine Nase an die ihre, und sie pustete mich an. Ein liebevolles, schnurrendes kleines Küsschen.
    In dieser Nacht war an Schlaf nicht zu denken, es musste ja so viel berichtet werden. Da war an allererster Stelle natürlich Alans Bekenntnis. Ein bisschen rang er mit den Worten, aber der Sinn war ganz klar und machte mich unendlich glücklich. Es sei wohl so, dass, wenn zwei Menschen ihr Leben zusammen verbringen, jeder seinen Freiraum brauche.
    »Es wird immer Bereiche geben, Gedanken, Träume, Erfahrungen, die wir nicht miteinander teilen können oder wollen. Wenn das bei dir die Besuche bei den Katzen sind, ist das im Grunde nichts anderes, als wenn du ein Buch in einer Sprache liest, die ich nicht beherrsche. Das ist dann ebenfalls dein eigenes Erlebnis. Du kannst mir davon erzählen, aber ich kann die Erfahrung nicht selbst machen. Umgekehrt wird es auch in meinem Leben Schlupfwinkel geben, in die du nicht mitkommen willst. Das habe ich inzwischen eingesehen, Katharina.«
    Ich konnte nur zustimmend nicken, einerseits, weil es dazu nichts weiter hinzuzufügen gab, andererseits, weil ich den Mund voller Ravioli hatte.
    Sein nächster Vorschlag allerdings erforderte eine verbale Antwort. Er bezog sich nämlich auf meinen Namen. Ob ich mir gegebenenfalls und unter Abwägung aller Vor- und Nachteile in einem mir genehmen Zeitrahmen eine Entscheidung abringen könnte, eventuell den Namen meiner Vorfahrin zu tragen.
    Ich muss ihn mit sehr großen Augen angesehen haben. Sozusagen mit Kuhaugen. Angebote bekam ich! Es dauerte einen Moment, bis ich diese übervorsichtig formulierte Rede übersetzt und verdaut hatte, dann aber soufflierte Minni mir mit einem herzlichen: »Nun sag schon ja, du dummes Schaf!«
    »Äh, Minni meint, ja.«
    »Und du?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du weißt nicht, du weißt nicht! Katharina, seit drei Wochen rennt dieser Mann hier rum, murmelt unablässig deinen Namen, keine Nacht kann man ruhig schlafen, weil er seufzt und schnauft, das Futter kommt nicht rechtzeitig auf den Teller, seine Depressionen verdüstern das Tageslicht – und dann weißt du nicht!«
    »Minni, Alan braucht keinen Anwalt. Und ich werde meine Entscheidung auch ohne dich treffen können. Halt dich also raus.«
    »Gerne, aber du weißt, wie ich reagiere, wenn ich das Gefühl habe, dass meine
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