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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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sie damit zufriedengestellt, und wir konnten in Ruhe den letzten Klatsch austauschen.
    Als ich am Abend nach Hause kam, klingelte das Telefon. Es war Gerti.
    »Ich hatte mir ausgerechnet, dass du wieder im Lande bist.«
    »Bin ich, seit gestern.«
    »Du weißt inzwischen Bescheid.« Das war eine Feststellung.
    »Was machst du jetzt, Gerti? Dein Arbeitsplatz ist bei der Gelegenheit ja wohl entfallen?«
    »Das ist auch gut so. Ich habe einen Assistentenjob bei meinem Prof angenommen. Mein Studium habe ich sowieso lange genug vernachlässigt. Meine Arbeit über die Hexen hat ihm so gut gefallen, dass ich jetzt seine Skripte tippen darf. Woran man mal wieder erkennt, was den Wert der guten Textgestaltung einer Studienarbeit ausmacht.«
    Ich musste lachen. Vermutlich war es bei der Beurteilung meiner Arbeit das gleiche Kriterium gewesen. Na und? Immerhin hörte Gerti sich nicht mehr unglücklich an. Wir unterhielten uns noch eine Weile, aber viel Neues hatte sie nicht zu bieten, da sie sich von dem verpatzten Hexenzirkel ferngehalten hatte. Nur das Buch mit den sieben Siegeln interessierte sie am Rande. Ich berichtete ihr kurz, dass es einige Kräuterrezepte enthalte und völlig unmagisch sei.
    Was natürlich nicht ganz richtig war. Nachdem ich es in Trefélin so sorgfältig gelesen hatte, waren mir etliche Dinge aufgefallen, die über ein einfaches Rezeptbuch hinausgingen. Vorfahrin Katharina hatte viel über die Natur und ihre Kräfte gewusst. Dinge, die wir heute als Aberglauben abtun, hatte sie in ihre Behandlungsvorschriften mit einbezogen, und sie schienen in solchen Zusammenhängen plötzlich ganz sinnvoll und richtig. Da ich inzwischen auch meine Fähigkeiten kannte, fand ich kaum etwas davon unglaubwürdig. Und wenn sie schrieb, dass die Berührung mit der Hand Heilung brachte, dann konnte ich ihr nur zustimmen. Vielleicht musste es so sein, dass ich Mergelsteins Angebot annahm, damit das Buch wirklich zu einer Grundlage für die Entwicklung alternativer Heilkunde wurde.
    Alan kam später vorbei, und bei einer erneuten Nudelschlacht berichtete er von weiteren Neuigkeiten. Auch er würde im Sommer seinen Studienabschluss machen und sich dem zweiten Studio widmen, dessen Übernahme kurz bevorstand. Ob ich denn Lust hätte, mich dort als Geschäftsführerin zu betätigen?
    Das war der zweite Geschäftsführerposten innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Sollte ich doch noch Karriere machen? Ich berichtete von Mergelsteins Angebot und der Stiftung. Ehrlich, beides reizte mich. Aber die Entscheidung musste ich ja nicht sofort fällen. Immerhin ein gutes Gefühl, die Zukunft gesichert zu wissen.
    Dann mischte sich Minni wieder ein und erinnerte mich an das Versprechen, das ich Malte gegeben hatte. Ich versicherte ihr, bis zum kommenden Wochenende das Buch gelesen zu haben und es anschließend zu versiegeln. Dann nahm sie endlich ihre Krallen aus meinem Pullover, und ich durfte zu Bett gehen.
    Ich schaffte es sogar bis zum Samstagabend, denn es war schlichtweg faszinierend und wirklich bezaubernd, was Malte über seine Erfahrungen im Katzenland geschrieben hatte. Eigentlich wäre das Werk es wert gewesen, veröffentlicht zu werden. Aber das war nun mal nicht des Autors Wille. Es sollte verschlossen und versiegelt bleiben, bis einer unserer Nachfahren ausreichend Geduld und genügend Einfühlungsvermögen aufbrachte, um die Siegel zu lösen. Ich hatte Alan gebeten, mich diesen Abend alleine zu lassen, und so machte ich mich bereit, mit Metalllettern und schwarzer Farbe die Siegelsprüche in den Einband zu prägen. Weil ich Katharinas Epigramme inzwischen ausgezeichnet und sehr lehrreich fand, machte ich mir die Mühe, ähnliche zu erfinden. Ich versenkte mich tief in den ruhigen Pol in meiner Mitte und verschloss Riemchen für Riemchen um das Buch. Jeder bekam einen Klecks Lack und darin das zugehörige Zeichen eingedrückt. Als alle Siegel gesetzt waren, begann das Buch unter meinen Händen sanft zu leuchten. Ich strich liebevoll darüber und dachte an Malte, der jetzt als Thot in Trefélin lebte.
    Allmählich ließ das Leuchten nach, und ich wusste, dass das Werk vollbracht war.
    Minni hatte dem ganzen Vorgehen schweigend aus erhöhter Position zugesehen, sie schien keine Einwände gegen meine Methode zu haben. Als ich das Buch in meinem Schreibtisch verstaute – wo es endgültig bleiben sollte, darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht –, war sie plötzlich verschwunden. Sie tauchte auch nicht auf, als ich
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