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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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Rücken Platz, und er trug mich erst langsam, dann, als wir freies Feld erreicht hatten, mit zunehmender Geschwindigkeit an mein Ziel.
    Ich fand, wonach ich Ausschau hielt, und pflückte ein dickes Bündel der jungen Pflanzen. Die Katzenminze blühte zwar noch nicht, aber die Triebe und Blätter waren bereits kräftig und dufteten beim Zerreiben süßlich. Algorab schob seine Nase dicht an meine Hände und schnurrte.
    »Das riecht ja köstlich. Ist das für deine Suppe?«
    »Aber Algorab, kennst du keine Katzenminze?«
    »Doch, aber ich wusste nicht, dass sie hier wächst. Sie gedeiht eigentlich nur in deiner Welt. Aber hier?«
    »Nun, hier ist ja eine Übergangsstelle. Vielleicht hat mal jemand Samen mitgebracht. Jedenfalls ist sie sehr nützlich, ich brauche sie für die Königin, also lass die Nase davon!«
    Ich boxte ihn sanft auf dieselbe und kraulte ihn zum Trost zwischen den Ohren.
    »Schon gut, schon gut«, brummte er, dann machten wir uns auf den Rückweg.
    Es war noch immer ein wenig hell, als wir die Laubenstadt erreichten. Ich stellte die Kräuter in meine Teetasse voll Wasser und nahm mir noch einmal das Buch vor. Was konnte ich mit der Katzenminze alles machen? Einen Tee, um Kleinkindern bei Krämpfen Erleichterung zu verschaffen. Mit Honig vermischt gegen Schluckauf. Katzen fressen es oder wälzen sich darin. Aha! Das war mir allerdings zu einfach, ein bisschen Show wollte ich Bastet Merit doch bieten. Also lieber Tee, noch besser einen Auszug. Und zerstampft als Kräuterwickel. Mullbinden hatte ich ja zum Glück dabei und ein bisschen Hautcreme auch. Schaden würde das Ganze jedenfalls nicht.
    Nachdem ich mir noch einmal die Zubereitungsmethode durchgelesen hatte, wollte ich das Buch zur Seite legen. Doch ein Impuls ließ mich noch einmal die letzten Seiten aufschlagen.
    »Unheilbare Personen«, hieß das Kapitel, das ich bislang überschlagen hatte, weil ich davon ausging, dass die Heilung ja eintreten müsse. Aber jetzt las ich es plötzlich mit erhöhter Aufmerksamkeit. Katharina führte verschiedene Fälle an, in denen die Heilung verhindernde Kräfte am Werke gewesen waren. Eine Frau, die nach dem Kindbett nicht mehr genesen wollte, obwohl ein Fieber oder innere Verletzungen nicht vorlagen, ein Mann, der von seinen Rückenschmerzen fast gelähmt wurde, eine Frau, die einen Ausschlag von Brennnesseln nicht mehr loswurde, ein Junge, der ständig erkältet war. Obwohl bei gleichartigen Symptomen bei anderen Menschen die Heilmethoden Erfolg hatten, bei bestimmten Personen scheinen sie zu versagen.
    »Man wird mir Wunderheilungen unterstellen, wenn ich diese Menschen gesund mache. Und dennoch nahm ich es in Kauf, um sie zu heilen. Denn nach langen Beobachtungen fand ich heraus, was die Ursache ihrer Unheilbarkeit war – sie wollten krank bleiben!«
    Ich brauchte beinahe gar nicht mehr weiterzulesen. Natürlich, damit hatte sich Ahnin Katharina den Ruf einer Hexe zugezogen. Sie hatte vermutlich mit Intuition und Einfühlungsvermögen herausgefunden, was der eigentliche Grund der Leiden war. Und wenn sie den erfolgreich behandelt hatte, wirkten auch die Heilmittel wieder. Die Frau, die nach der Geburt nicht wieder gesund werden wollte, wollte keine weiteren Kinder mehr haben, der Mann mit den Rückenschmerzen hatte Angst vor Verantwortung, der Ausschlag war ein Ausdruck heftiger Schuldgefühle, der laufende Schnupfen wollte mehr Aufmerksamkeit. Das herauszufinden war ein Teil der Arbeit, die Ursache zu beheben sicher der schwierigste.
    Und ich hatte wieder einiges zum Nachdenken.
    Lesen konnte ich jetzt doch nicht mehr, die Sonne war untergegangen, und es wurde kühl. Darum machte ich mich daran, in der durch das Feuer erwärmten Höhlenküche den Auszug aus der Katzenminze herzustellen. Ich opferte meine Teetasse und schnitt die Kräuter klein. Wenn ich sie mit Wasser bedeckt die ganze Nacht in der Nähe des Feuers stehen ließ, würde der Sud morgen gerade richtig sein. Die andere Hälfte der Minze wickelte ich in ein feuchtes Tuch, um sie am Morgen zu einem Brei zu verreiben.
    Bevor ich einschlief, dachte ich noch einmal über mögliche Ursachen nach, die dazu geführt haben konnten, dass die Königin so lange an der Bisswunde leiden musste. Das Teuflische an den unbewusst verhinderten Heilungen war, dass die Betroffenen sich nicht klar darüber waren, dass sie selbst die Genesung verlangsamten oder verhinderten. Im Gegenteil, sie litten wirklich unter der Krankheit und sehnten sich nach einem
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