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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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beschrieben, Zubereitungsformen aufgezählt, Anwendungen dargestellt und ein großes Kapitel den Diagnosen von Krankheiten gewidmet. Auch Bisswunden von Tieren und bei Tieren kamen darin vor. Allerdings wäre Majestät, wenn eine normale Sepsis vorgelegen hätte, schon lange dem Gift erlegen gewesen. Das konnte es also nicht sein. Aber selbst ohne Verbände, Kräuter und Salben hätte die Wunde in einem halben Jahr heilen müssen. Ich war ratlos.
    Und nach drei Tagen wollte ich schier verzweifeln und beschloss, die Königin aufzusuchen, um ihr von meinem Misserfolg zu berichten. Gleich am frühen Morgen brach ich auf, traf aber statt Bastet Amun Hab an, der sich vor dem Sternenpalast in der frühen Sonne aalte. Er berichtete mir, dass Majestät schlummere, und da Majestätens Schlummer zur Seltenheit gehörte, wollte ich sie nicht stören. Darum unterhielt ich mich mit dem Weisen über mein Problem.
    »Hast du wirklich alles gelesen, was die andere Katharina geschrieben hat?«
    »Nun ja, alles, was meiner Meinung nach helfen könnte. Alle Rezepte, alle Anwendungen, alle Diagnoseverfahren, die auch nur im Entferntesten etwas mit schlecht verheilenden oder entzündeten Wunden zu tun haben könnten. Die Schrift ist schwierig zu lesen, aber ich glaube nicht, dass ich irgendetwas übersehen habe.«
    »Und darum gibst du jetzt auf, Katharina?«
    Ich seufzte, als er mich so direkt fragte. Ja, natürlich, ich wollte einen schnellen Erfolg. Buch aufschlagen, Patentrezept finden, und – Hokuspokus – Majestät ist gesund. Die alte, energische Karrierefrau zeigte sich. Ich gab Amun Hab keine Antwort, sondern schlich – sozusagen mit geknicktem Zopf – zurück zu meinem Buch.
    Aber ich las nicht darin, sondern setzte mich auf einen Felsen zwischen Farnen und blühenden Sträuchern, um dem Wellengekräusel des kleinen Sees zuzuschauen. Das hatte bislang immer einen beruhigenden Einfluss auf mich gehabt. So begannen auch jetzt meine Gedanken zu wandern. Majestät schlief, ohne dass ich ihr meine Hand aufgelegt hatte. Ob das schon ein Zeichen der Besserung war? Und wenn dem so war, was bewirkte dann die Krankheit? Ein hiesiges Gift, das im Rattenbiss enthalten war, Infektion durch Keime in der Wunde?
    Thutmosis’ Bericht über den Kampf mit der Ratte fiel mir ein. Ramses sei damals auch gebissen worden. Aber er war nicht krank geworden davon. Doch eine andere Katze war gestorben. Hatschepsut. Hatschepsut? Eine kleine, weiß-silbrige Chinchilla mit waldseegrünen Augen gespensterte durch meinen Kopf. Hatschepsut? Woran erinnerte mich das nur? Doch bevor meine Gedanken wieder in Kreisen marschierten, konzentrierte ich mich auf das glitzernde Spiel der Wellen. Wenigstens etwas zum Wohlfühlen sollte ich für die Königin finden. Manchmal bewirken ja schon Zuneigung und eine Schleckerei, dass man sich besser fühlt. Schade, dass in Trefélin einfach keine Milch aufzutreiben war. Das nächste Mal würde ich ein paar Kilo Trockenmilchpulver mitbringen. Aber vielleicht gab es für Katzen auch noch etwas anderes? Baldrian, sagt man. Oder Katzenminze. Wenn ich ihr nun einen Umschlag aus Katzenminze um die Pfote machte? Dann hatte sie wenigstens einen angenehmen Geruch in der Nase. Im Gegensatz zu Baldrian, meinte ich, Katzenminze schon gesehen zu haben, zumindest nach der Beschreibung der Heilpflanzen.
    Mit neuem Elan stand ich auf und machte mich auf die Suche nach meinen Utensilien und einem Kater, damit er mich zu dem Felsen brachte, wo ich Tamara verprügelt hatte. Dort hatte Minni mir empfohlen, Minze zu kauen, als es mir übel geworden war. Mal sehen, ob man daraus etwas machen konnte.
    Algorab lag dösend vor der Laube, er blinzelte mir mit einem seiner goldenen Augen zustimmend zu, als ich ihn mit einem Nackenkraulen fragte, ob er mich ein Stück tragen würde.
    Dann ging ich in die Höhle, wo der Eintopf lustig simmerte, und suchte den Dolch. Ich hatte ihn seit Tagen nicht mehr benutzt, weil die Menschel inzwischen die gesamte Küchenarbeit übernommen hatten. Mit einem durchaus köstlichen Ergebnis. Ich fand das Messer halbverborgen unter einem Haufen Wurzelgemüse, zog es hervor und starrte sekundenlang verwirrt auf die Klinge. Sie glänzte, war blank, spiegelblank, als wäre sie frisch poliert worden. Auch eines dieser Dinge, die mich noch immer irritierten.
    Aber dann fand ich mich damit ab und steckte es in seine Lederscheide. Mit meinem Beutel um die Schultern und dem Dolch am Gürtel nahm ich auf Algorabs bereitwilligem
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